Fredi Hächler: Antwort auf den Homepage-Beitrag vom 19. 6.2020: „Sie werden die Verbesserungen bald spüren“
Auch wenn die Sanierung der Teufener Strasse im oberen Teil noch nicht ganz fertiggestellt ist (z.B. fehlende Markierungen), bleibt die Enttäuschung auch nach dem Interview mit den beiden Baufachleuten gross. Die erstaunlich einheitlich negativen Reaktionen auf die neue Situation der Teufener Strasse im Zentrum unseres Quartiers sind auch nach dem Erscheinen des Berichtes nicht verstummt, im Gegenteil, einige Ausführung der Fachleute rufen Kopfschütteln und Unverständnis hervor. Einige Aussagen (im folgenden Text kursiv markiert) sollen näher betrachtet werden.
„Dabei ist uns wichtig, dass der ÖV und Langsamverkehr im definitiven Betrieb – wie überall in der Stadt – priorisiert werden.“
Wir erleben offensichtlich gerade in unserem Quartier das Gegenteil. Dem Autoverkehr, also primär der Durchgangsstrasse ins Appenzellerland, wird eindeutig erste Priorität eingeräumt. Es ist eine breite Verkehrsschneise durch unser Quartier entstanden. Wohl 90% der über zehntausend Verkehrsteilnehmer fahren vernünftig und rücksichtsvoll täglich durch unser Wohnquartier. Aber mit den übrigen, oft drängelnden Pendlern hat wohl jeder der vielen Velofahrer aus dem Quartier schon unangenehme und gefährliche Situationen erlebt. Solche Erlebnisse zwingen uns Velofahrer, aus Selbstschutz manchmal kreative Lösungen zu suchen. Zwei Dinge musste man in den letzten Wochen feststellen: Der Planer für die provisorische Lösung ist kein Velofan. Zwar durfte der Velofahrer rund 50 Meter länger auf dem Trottoir fahren, musste dann aber beim Lichtsignal in der Hochwacht bei Grün auf die Strasse ausweichen und mit den drängelnden Autofahrern um einen Platz kämpfen. Nach dem Hochwachtkiosk kann man nach rechts auf den Rad-und Gehweg ausweichen, dabei muss man, ohne Möglichkeit auszuholen, eine bis 5 cm hohe Kante überwinden. Warum diese Kante?
„Das ist so, weil momentan noch der Deckbelag fehlt – da kommen noch 3 Zentimeter obendrauf. Damit wird die Kante nochmals reduziert. Ein Abschleifen ist nicht nötig.“
Das nächste Stück darf der Velofahrer mit den Fussgängern teilen. Aber für beide lauert bei der Einmündung der Solitüdenstrasse die nächste Gefahr.
„Eigentlich ist es klar geregelt: Die Trottoirüberfahrt signalisiert, „kein Vortritt“ für den Autofahrer. Der Langsamverkehr auf dem Geh- und Radweg hat klar Vortritt gegenüber dem Verkehr auf der Solitüdenstrasse.
Der Autofahrer muss etappenweise vorgehen, das heisst, zuerst Rücksicht nehmen auf den Langsamverkehr, und erst, wenn er freie Fahrt hat, kann er vorziehen und sich in den motorisierten Individualverkehr auf der Teufener Strasse einordnen. Damit der Autofahrer sieht, dass hier ein Radweg mit Vortritt verläuft, werden im Knotenbereich an der Solitüdenstrasse und den anderen Einmündungen Velopiktogramme aufgemalt.“

Solche Situationen gab es an einem ‘normalen’ Nachmittag innerhalb weniger Minuten mehrmals, dazu bogen Autos von der Teufener Strasse in die Solitüdenstrasse ab. Fussgänger und Velos mussten warten oder sich zwischen den Autos durchschlängeln. Frage: Darf der Velofahrer auf der als Veloweg ausgeschilderte Strecke auch talwärts fahren?
Nach dem höchsten Punkt des Velowegs wird der Fahrer wieder auf die Strasse geschickt. Wenn er möglichst ohne Gefahr diese Strecke bewältigen will, muss er eben einen möglichst kreativen Weg befahren, der hier nicht beschrieben werden soll. Tatsache aber ist, dass es schon während der Bauzeit zu Velounfällen gekommen ist und eine ‘kreative Lösung’ von der Polizei gebüsst wurde. Eine offizielle kreative Lösung wäre, dass der ‘Veloweg’ wie im unteren Abschnitt der Teufener Strasse Richtung Teufen weiter auf dem Trottoir (auch hier hat es Busstationen und Strasseneinmündungen) bis zur alten Post geführt würde. Dies wird schon jetzt ‘kreativ’ von Velofahren in beiden Richtungen öfters praktiziert.
Zu den beiden folgenden zwei Aussagen kann man sich selber eine Meinung bilden:
„Kollisionsgrün: Ja, es ist auch hier eine Sache der Gewöhnung und der Instruktion, allenfalls durch den Quartierpolizisten. Es wäre sicher sinnvoll, wenn den Schülern solche Situationen erklärt werden könnten. Im Sinne von: Es ist normal, ihr dürft die Strasse überqueren, und der Autofahrer muss Rücksicht nehmen auf euch und solange warten.“
„Wenn der Autofahrer anhält, obwohl er Grün hat, ist das sehr freundlich, entspricht aber nicht dem Verkehrsrecht, er verhält sich zwar nett, aber unkorrekt.“
Dies ist zwar gut gemeint und korrekt formuliert, aber ob sich die ungeduldigen AR-Autofahrer vom Quartierpolizisten belehren lassen und sich die mehreren Dutzend Schulkinder viermal täglich immer brav und diszipliniert an den Ampeln verhalten, wird sich weisen.
Fazit: Unser Quartier bleibt zweigeteilt
Zurzeit ist die von der Stadt (trotz hochgelobter Partizipation ohne Mitsprache und Anhörung des Quartiers) geplante und ausgeführte Sanierung unbefriedigend. Diese ‘Schnellstrasse’ ins Appenzellerland trennt weiterhin das Quartier in zwei Teile. Auch das wenige Grün macht diesen Teil des Quartiers nicht wohnlicher. Zusammen mit dem Tunnelbau hatten wir eine fünfjährige Bauzeit, für die direkten Anwohner eine riesige Belastung und für die Bauarbeiter trotz dauerndem Verkehr eine grossartige Leistung. Selbstverständlich war auch die planerische Aufgabe eine grosse Herausforderung an die Stadt, die sich auch mit der Bahn und dem Kanton entsprechend absprechen musste.
„Mit der Neugestaltung wird die Barrierewirkung der Teufener Strasse abnehmen.“
Doch scheint es, dass es immer nur das primäre Ziel gewesen war, eine Strasse durch ein Quartier zu bauen, um möglichst schnell den unvermeidlichen Verkehr hindurchführen zu können. Es ist kein Ansatz zu erkennen, oder er wurde nie veröffentlicht, dass man auch andere Wege resp. Lösungen zusammen mit dem Kanton gesucht oder evaluiert hätte. Es müsste doch in der heutigen Zeit noch andere Ansätze geben, als auf mehr Verkehr mit noch mehr Strasse zu reagieren.
Es ist eine Strasse durch ein Wohnquartier. Warum wurde die vom Quartier gewünschte neue Passerelle nicht realisiert, wurde jemals über Tempo 30 nachgedacht, warum lässt die Dosieranlage so lange auf sich warten? Bei Gesprächen mit den Verantwortlichen hört man immer, die Teufener Strasse ist halt eine Kantonsstrasse, es gibt bestimmte Auflagen und Vorschriften.
Grundsätzlich ist einfach zu sagen, dass es bei den Randabschlüssen Normen gibt bezüglich behindertengerechtem Bauen.
Das mag ja alles zutreffen. Aber was man nicht findet, ist eine Idee oder nur schon der Ansatz einer Vision, wie man heute oder in der Zukunft eine solche Strasse durch ein Wohnquartier baut.
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