24.

18.05.2020

Addio La Passerella ! Heute wird sie abgebrochen….

Ein Abgesang auf die Fussgängerüberführung im Riethüsli - MIT FOTOGALERIE VON DER EINWEIHUNG 2007.

Addio la Passerella! Am 5. Dezember 2007 wurde die Passerelle feierlich eingeweiht. Chüngel Oskar war der erste Passant, im Leiterwagen gefahren von den Schulkindern. Ehrengast war der unvergessene Stadtrat Nino Cozzio (hinten links). Neben ihm Hannes Kundert und Reto Dudli vom Quartierverein. Archivfoto: EG

Martin Wettstein (Riethüsli Magazin Mai 2020)

Seit bald vierzig Jahren gibt es in St.Gallen eine Liebhaber- Blasmusik nach italienischem Muster. Wie in Italien nennt sie sich kurz «la Banda». Ihre Mitglieder stammen fast alle aus unserer Region; Italiener sind kaum dabei

Sie fragen sich natürlich: Was hat diese Einleitung um Himmels willen mit dem Riethüsli zu tun? Habe ich mich auch gefragt. Aber es war so: Das Kinok hatte für den Abschluss seiner Fellini-Retrospektive die «Banda di San Gallo» gebeten, ein kleines Konzert zu geben. Gespielt hat das Orchester dann Nino Rotas Titelmelodie zum Fellini-Film «Otto e mezzo». Ihr Titel: «La Passerella di Addio».

Im Riethüsli wissen alle, dass die Passerelle über die Teufener Strasse, hinüber zum Primarschulhaus, in allernächster Zeit abgebrochen werden soll; das markante Holz- und Metallbauwerk, an das wir uns seit 13 Jahren gewöhnt hatten und das man eigentlich auch in die Kategorie «schützenswerte Bauten der Stadt St.Gallen» hätte aufnehmen können. Oder etwa nicht? Im Riethüsli (so dachte ich mir) muss es jetzt halt eben, in Umkehrung zu Nino Rota, heissen: «Addio la Passerella!» Die Passerelle über die Teufener Strasse soll dann, nach ihrem Abbau, unten durch eine prosaische Lichtsignal-Anlage mit drei Fussgängerstreifen ersetzt werden. Oder wie es Christian Hasler in der technischen Sprache des Tiefbauamtes ausdrückt: «durch eine vereinfachte fussläufige Querung». «Jonudennhalt!», werden die meisten denken. Was ist da schon dabei? – Zudem kommt eine finanzielle Überlegung dazu (gemäss Auskunft von Christian Hasler): Bei Verlängerung des Gebrauchs müsste die Passerelle totalsaniert werden, um weitere zehn Jahre bestehen bleiben zu können. Und das würde dann sehr ins Geld gehen!

Ja, gut.

Aber für viele ist der Wegfall der Passerelle halt doch ein herber Verlust: Für die Kindergärtler der absolut gefahrlose Übergang über die Strasse (Dafür war er ursprünglich gedacht.). – Für die Jungen: die Möglichkeit, Liebesschlösschen an die seitlichen Schutzgitter zu hängen. – Für die Mittelalterlichen: Beinmuskeln und Gleichgewicht zu trainieren. Und für die noch Älteren: Der empörte Blick hinunter auf die fast 15‘000 Autos, die täglich unter der Brücke hindurchfahren.

Was könnte übrigens, nach dem Abbruch, mit den Holz-, Metall- und Gitterteilen geschehen? Andenken für Nostalgiker? Brauchbares für Schrebergärten? Zaun-Elemente für Hausbesitzer? Brennholz für Cheminées? – Alles gegen Bezahlung natürlich. Da muss Christian Hasler enttäuschen: «Das Material ist gemietet und wird von der Firma Roth Gerüstbau mitgenommen».

Wann wird abgebrochen?

Bei Nacht und Nebel? – Antwort des Tiefbauamtes: «Bevor die Passerelle demontiert werden kann, ist es zwingend, dass die Verkehrsregelungsanlage ( … ) einwandfrei läuft und der Fussgängerübergang gebaut ist. Das wird ca. Mitte Mai 2020 der Fall sein». – «Der Abbruch der Überquerung erfolgt in der Nacht. Die Demontage des Aufganges und das Zerlegen des Überganges erfolgt am Tag und ist verkehrsunabhängig». 

Addio la Passerella!

BILDERGALERIE VON DER EINWEIHUNG 5.12.2007

Die Zweitklässlerin Lena Gmünder darf zusammen mit dem Stadtrat das Band durchschneiden. Chüngel Oskar wartet auf seinen grossen Auftritt. (Für weitere Fotos oben klicken)

Kommentieren

Die Angaben "E-Mail-Adresse", "Adresse" und "PLZ/Ort" werden nicht veröffentlicht, sondern dienen zur eindeutigen Identifizierung der Urheberschaft. Bitte alle Felder ausfüllen.