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15.05.2020

Nicht belehren, sondern begreifen und verstehen

In strömendem Regen wurde heute der neue Themenweg durch den Menzlenwald in Betrieb genommen.

Bei der Gestaltung der einzelnen Stationen wurden darauf geachtet, möglichst oft auf Objekte zuzugreifen, die bereits vorhanden sind, wie beispielsweise diese Sturmschäden. Das hier beispielsweise ist keine Inszenierung der Gestalter, sondern eine Folge des Sturmtiefs Sabine. Fotos: EG

Erich Gmünder

Seit heute hat das Riethüsli einen eigenen Themenweg durch den Menzlenwald. Analog zum Vadianweg im Berneggwald wurde ein Walderlebnisweg im Menzlenwald geschaffen und heute morgen von Arno Noger, Präsident der Ortsbürgergemeinde St. Gallen und seinen Mitarbeitern den Medienvertreterinnen und Vertretern in strömendem Regen vorgestellt.

Die Idee hatte Arno Noger von einer Ferienreise vor 10 Jahren nach Kanada zurückgebracht. Die themenorientierten Trails in den riesigen Wäldern hätten ihn fasziniert. Auf solchen Trails habe er sehr attraktiv gemachte Vermittlung von Informationen über den Wald als Ökosystem, als Lebensraum und Wirtschaftsfaktor gesehen. „Zurück in der Schweiz kamen mir unsere Baumlehrpfade öd und unattraktiv vor.“ So gab er dem Forstdienst den Auftrag, solche Täfeliwege nicht mehr zu erneuern, sondern zurückzubauen und dafür an einem attraktiven Ort die Idee Waldlehrpfad neu zu interpretieren. Es sollte mehr als ein weiterer Täfeliweg sein.

„Das bisherige System hatte einen belehrenden Charakter. Wir wollen Erkenntnisse ermöglichen und die Themen in unterschiedlicher Form transportieren, nicht nur Texte zum Lesen, Bilder zum Anschauen, sondern auch Objekte zum Berühren.“ Immer mit dem Ziel, das Gesamtverständnis zu wecken für umweltgerechtes Handeln. 

Bis seine Idee umgesetzt wurde, musste sich der Bürgerratspräsident allerdings etwas gedulden. Vor drei Jahren wurde das Projekt konkretisiert und erste Ideen zu seiner Umsetzung wurden entwickelt, wie der leitende Forstingenieur Urban Hettich erklärte. Für die Inszenierung sorgte Johannes Stieger, der bereits die Szenografie des neuen Naturmuseums aufgebaut hatte. Für die grafische Umsetzung der in dezentem Goldton gehaltenen Informationstafeln wurden die heimische Firma TGG sowie die Illustratorin Melanie Caroline Wigger beigezogen. Die Schnitzereien wurden durch Dominik Hollenstein, St.Gallen, hergestellt.

Sie waren für die Umsetzung verantwortlich: Revierförster Patrik Hollenstein, Gestalter Johannes Stieger und Forstingenieur Urban Hettich (von links.)

Warum gerade der Menzlenwald?

Dass gerade der Menzlenwald für diesen Themenweg ausgesucht wurde, hatte verschiedene Gründe. Einerseits biete dieser eine schöne Aussicht und vielfältige Waldbilder, sei gut erschlossen mit dem öffentlichen Verkehr und den Waldstrassen, und zudem habe es schon viele Besucher hier und so werde kein zusätzlicher Wald belastet, sagte Urban Hettich.

„Wir geben damit der Bevölkerung die Möglichkeit, sich vertieft mit dem Wald zu beschäftigen, und diesen Lebensraum vielleicht auch einmal von einer anderen Seite zu erleben. Wir hoffen einfach, dass die Waldbesucherinnen und Waldbesucher das schätzen, und auch entsprechend damit umgehen, damit wir nicht zuviel Aufwand haben, um Schäden zu beheben.“

Revierförster Patrik Hollenstein war mit seinem Team für die Umsetzung des Walderklärungsweges verantwortlich. Er ist zusammen mit einem weiteren Förster und sechs Mitarbeitern für die Waldungen der Ortsbürgergemeinde und von privaten Waldbesitzern zuständig ist. Die Umsetzung sei für ihn und sein Team eine willkommene Abwechslung gewesen.

Der Wald, seine Bewirtschaftung und seine Bewohner

An dieser Station wird gezeigt, wie der Wald bewirtschaftet wird. Mit der Fallkerbe wird die Fallrichtung des Baumes bestimmt. Dazu gibt es eine Quizfrage.

Er erhoffe sich aus Sicht des Forstbetriebs mehr Verständnis für seine Tätigkeit, im Bewusstsein, dass die Fällung immer wieder zu Reibungspunkten mit der Bevölkerung führt – durch das Nebeneinander von zwei intensiven Nutzungen: der Rohstoffgewinnung und der Erholungstätigkeit, sagte Patrik Hollenstein. 

Zum Thema Wert des Waldes wird aufgezeigt, welche Wirkung der Wald auf das Klima und die Luftreinigung hat, und weshalb es sinnvoll ist, Holz als Baustoff oder Brennholz zu nutzen.

An dieser Station kann man selber ausprobieren, wie der Waldboden als Schwamm wirkt, im Vergleich zu Lehmboden. Damit wird auch gezeigt, dass der Wald dazu beitragen kann, Hochwasser zu vermeiden.

Dieser Querschnitt zeigt, wie der Waldboden aufgebaut ist und welche Bodenschichten von Lebewesen genutzt werden.

Zu sehen ist nur der Fruchtkörper, der eigentliche Pilz ist das Geflecht von Fäden, welche das Holz auffressen, es weich und zugänglich machen für Insekten.

Diese Station ist den Baumpilzen gewidmet. Der rotrandige Baumschwamm hilft, das Holz wieder in Nährstoffe für die nächste Baumgeneration zurückzuverwandeln. Es ist der häufige Rotholzzersetzer in Schweizer Wäldern, und nicht essbar. 

Mit dieser Holzskulptur eines Rehs wird die Jagd thematisiert, hier im Zusammenhang mit der Eibe, deren Nadeln für Menschen und beispielsweise Pferde hochgiftig ist, von Rehen aber als Delikatesse geliebt werden. Die Eibe kann bis zu 1000 Jahre alt werden.

Welcher von diesen beiden Bäumen ist älter? Die Antwort sei hier nicht verraten – der erste Blick aber täuscht – der Umfang ist nicht entscheidend.

Gruppenbild mit Reh.

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