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10.09.2020

Vor dem Glockenaufzug am Samstag: „Es ist ein sagenhafter Moment“

Ein Fest mit Wehmut und Freude - Der Geist der katholischen Kirche lebt weiter.

Am 21. Juli wurde das Turmkreuz vom Dach der Kirche Riethüsli heruntergenommen.Bild: Erich Gmünder

Am 12. September feiern die Quartierbewohnerinnen und Quartierbewohner im Riethüsli den Aufzug der katholischen Glocke in den evangelischen Kirchturm. Die Glocke und das Turmkreuz auf einem Gedenkstein erinnern an die 33-jährige Geschichte der nun zurück­gebauten katholischen Behelfskirche.

IM VIDEO: Der Bau der kath. Kirche Riethüsli, mit Originalaufnahmen von Arnold Bruggmann

«Die Glocke der katholischen Kirche wurde am 12. September 2020 feierlich durch das Volk aufgezogen.» Diese Inschrift wird ab erwähntem Datum das Denkmal für die katholische Kirche Riethüsli prägen. Nebst der Inschrift erinnern an die 33-jährige Geschichte der katholischen Behelfskirche im Riethüsli dann nur noch das originale Turmkreuz und der Klang der katholischen Kir­chenglocke.

Letztere wird am 12. September mit einem Strick in den Turm der ehemals evangelischen und fortan gemeinsam ge­nutzten Kirche Riethüsli hinaufgezogen. «Das wird der Höhe­punkt des Festtages sein, vor allem für die Kinder aus dem Quar­tier, die den Hauptpart an der Aktion übernehmen werden», sagt Barbara Stump, Religionspädagogin in der Pfarrei Riethüsli.

Aber auch für die älteren Kirchenmitglieder habe der Glockenaufzug eine besondere Bedeutung.

Da wurde das Glöcklein in den Turm der kath. Kirche aufgezogen: 26. September 1987.

«Viele waren beim Glockenaufzug vor 33 Jahren mit dabei, als die Behelfskirche aus der Halden ins Riethüsli gezügelt wurde», sagt sie. «Da werden Erinnerungen wach.»

Festprogramm mit Musik

Was damals mit reiner Muskelkraft geschah, wird diesmal aus si­cherheitstechnischen Gründen durch einen Kran abgesichert. Um 11 Uhr beginnt der Glockenaufzug. Begleitet wird die Aktion von einem Gebet und Musik. Um 12 Uhr gibt es ein gemeinsames Mit­tagessen vom Grill. Danach beginnt das Festprogramm mit Musik, Festreden, einem Zaubertrio und einer Hüpfkirche für die Kinder.

Diese Zeit nutzen die Techniker, um die Glocke einzubauen. Um 14.45 Uhr wird eingeläutet. Zuerst wird die katholische Glocke alleine zu hören sein, danach mit den drei evangelischen Glocken gemeinsam.

Um 17 Uhr übernimmt der Quartierverein Riethüsli die Festwirtschaft, um auf der NestPunkt-Piazza «ein gemütliches Fest für Klein und Gross, Jung und Alt» zu feiern.

Wehmut und Freude

«Die Vorfreude auf das Fest ist gross, obwohl dieses natürlich auch mit etwas Wehmut verbunden ist», sagt Barbara Stump. «Dass die katholische Kirche nun nicht mehr da ist, ist definitiv ein Schluss­punkt.» Den gemeinsamen Alltag mit den evang.-ref. Kirchen­mitgliedern konnten die 1200 Katholikinnen und Katholiken be­reits seit ihrem Umzug in die evang.-ref. Kirche vor einem Jahr erproben. In diesem Jahr fand während der Sommerwochen nun der Rückbau der katholischen Behelfskirche statt.

Diese war schon bei ihrer Einweihung 1987 nur als Provisorium vorgesehen. Angedacht war ein späterer Kirchenbau – es kam jedoch anders: Die beiden Kirchen einigten sich auf eine paritätische Nutzung des evangelischen Kirchenzentrums. Im Mai vergangenen Jahres beschloss das Parlament der katholischen Kirchgemeinde St.Gallen den Rückbau. Die Schäden am Holzbauwerk waren so gross, dass eine Sanierung aus finanziellen Gründen nicht angemessen erschien.

Wunderschöner Raum

Nebst Glocke und Kreuz erinnern noch weitere Gegenstände an die Zeit in der Behelfskirche.

So wurde in der gemeinsam genutz­ten Kirche eine Gebetsecke mit dem Tabernakel, dem Ewigen Licht und der Muttergottes eingerichtet. Prominent platziert sind auch die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der Heilige Antonius und das Weihwasser-Geschirr.

«Diese Dinge mitnehmen zu können, war für uns wichtig, um uns hier zuhause zu fühlen. Nach etlichen Sitzungen und vielen Gesprächen haben wir nun einen wunderschönen Kirchenraum, in dem beide Traditionen feiern können», sagt Barbara Stump.

«Mit dem Fest am 12. September set­zen wir einen weiteren Punkt auf unserem «Gmeinsam-Weg». Es ist ein sagenhafter Moment.»
                                                                                                                                                                                                                                        (pd/Pfarreiforum St. Gallen)

Sa 12. September, 11 Uhr, Kirche Riethüsli
                                                                                

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