4.08.2021
Schutz vor Hochwasserereignissen – und ein neuer Radweg?
Die Bevölkerung ist eingeladen beim Partizipationsprozess Hochwasserschutz Weierweidbach.
Erich Gmünder
Der Weierweidbach – ein kleines Gewässer nur, welches das Tal der Demut Richtung Riethüsli entwässert. Aber in einem Jahrhundertereignis könnte er die Wassermassen nicht mehr schlucken – ein Teil des Quartiers stünde unter Wasser. Dem soll mit dem Projekt Hochwasserschutz Weierweidbach abgeholfen werden.
Angedacht ist gleichzeitig ein neuer Radweg abseits der Teufener Strasse „henedöre“, am Waldrand hinter den Tankstellen im Riethüsli. Daniel Schläpfer hat uns das Projekt und seine Hintergründe vorgestellt.
Damit sich die Bevölkerung ein Bild von den geplanten Massnahmen machen kann, werden die umfangreichen Unterlagen im Rahmen eines Mitwirkungsverfahrens hier veröffentlicht. Die Eingabefrist läuft am 31. August ab. Bereits informiert wurden die betroffenen Anstösser an einem Infoanlass in der Kirche Riethüsli.
Hochwasser im Riethüsli – nichts Neues
Was seltene Ereignisse, sogenannt Hundertjährige, anrichten können, daran wurden wir spätestens diesen Sommer wieder erinnert. Auch das Riethüsli könnte es treffen – und hat es in kleinerem Stil schon getroffen. Daniel Schläpfer führt uns hinter das Mehrfamilienhaus an der Teufener Strasse 162, wo die Bewohner und Anstösser bereits mehrfach einen Vorgeschmack erhalten haben, wie sich mangelhafter Hochwasserschutz auswirkt: Ihre Keller und Garagen standen zeitweise fast meterhoch unter Wasser.
Der Weierweidbach, der einige Meter offen in einem Kanal verläuft und dann wieder in der Eindolung verschwindet, vermag jeweils bei Starkregen nicht alle Niederschläge zu fassen und abzuleiten. Dazu kommt, dass hier der ebenfalls eingedolte Hofstettenbach bei Starkregen zusätzlich viel Wasser mit sich führt.
Abhilfe schaffen soll nun eine Bachoffenlegung hinter den Mehrfamilienhäusern durch bis zur Agrola-Tankstelle. Dort wird das Wasser wieder gefasst und soll in die neue und entsprechend grösser bemessene Eindolung in der Teufener Strasse geführt werden.
Platz für neuen Radweg „henedöre“?
Die baulichen Massnahmen – Ausbaggern, neue Böschungen erstellen etc. – könnten genutzt werden, um gleichzeitig einen neuen Radweg im idyllischen Gebiet hinter den Mehrfamilienhäusern und Tankstellen anzulegen. Dieser würde bei der Im-Grund-Strasse abzweigen und erst nach der ausserrhodischen Liebegg wieder auf das Trottoir der Teufener Strasse einmünden. Er wäre bei Radfahrern, aber auch bei Fussgängerinnen willkommen, die sich entlang der Teufener Strasse auswärts Richtung Teufen oft unsicher fühlen.
Erste Planskizzen auf einer sehr hohen Flugebene sind erstellt, einige Hürden – Eingriffe in die Natur und den Wald sowie die entsprechenden Genehmigungen – sind noch zu nehmen. Natürlich dürfen dann auch die Gespräche mit den betroffenen Grundeigentümern nicht fehlen.
Radwege haben aber auch interkantonal eine hohe Priorität bei der Förderung des Langsamverkehrs, weshalb hier der Sukkurs, auch von Seiten der Umweltverbände, sicher vorhanden sein dürfte.
Hochwasserschutz nach dem Damm im Tal der Demut
Die Bachoffenlegung mit Radweg hinter der Teufener Strasse ist in diesem Projekt allerdings nur ein Nebenschauplatz. Im Zentrum steht die Idee, den Hochwasserschutz im Zentrum und entlang der Teufener Strasse zu verbessern.
Eine erste Verbesserung des Hochwasserschutzes für die GBS, aber auch für das unterhalb liegende Quartier Riethüsli wurde bereits 2004 mit dem neuen Damm neben der GBS-Sporthalle erzielt. Letztes Jahr wurde der Weiherweidbach im Tal der Demut aus ökologischen Grünen offengelegt.
Im weiteren Verlauf bleibt der Weierweidbach eingedolt. Im Bereich GBS sollen zur Verbesserung der Hochwassersicherheit am Fusse des Falkenwaldes muldenförmige Entwässerungsgräben und mehrere Einlauföffnungen erstellt werden.
Der bestehende Einlauf ist infolge stärkerer Hochwassereignisse nicht mehr im Stande, die stetig zunehmenden Wassermengen zu schlucken. Dies aufgrund der zunehmenden Starkniederschläge und der fortschreitende Versiegelung von früher nicht oder weniger dicht überbauten Flächen (z.B. Siedlungsgebiet Watt). Deshalb sind inskünftig statt dem bisherigen Einlauf, der massiv vergrössert werden soll, drei weitere Einläufe geplant.
Der Engpass Teufener Strasse soll behoben werden
Bei der Einmündung beim Bahngeleise Riethüslistrasse tut sich ein Engpass auf: Die Eindolung des Weierweidbachs entlang der Teufener Strasse hat nur einen Durchmesser von 0.60 m bis 1.0 m. Zudem ist sie in die Jahre gekommen. Teilweise haben sich in den Röhren durch die vielen Risse Scherben gebildet, welche ausbrechen können. Durch den Eintrag von Holz und ein Verkeilen in den schadhaften Röhren könnte es so zu Verstopfungen kommen. Die Eindolung soll deshalb von der Abzweigung Riethüslistrasse bis zur Einmündung in den Wattbach auf 1.60 m vergrössert und weitgehend in die Teufener Strasse verlegt werden.
Neue Baustelle tut sich auf
Die Teufener Strasse dürfte also ca. 2025 zwischen dem Kerngebiet und der Liebegg wieder zu einer Grossbaustelle mit einspuriger Verkehrsführung werden. In diesem Zusammenhang sollen zusätzliche Massnahmen realisiert werden.
Hier geht es einerseits geht wie oben beschrieben um die Integration eines Radstreifens – sofern nicht die Radweglösung „henedöre“ in die Kränze kommt. Anderseits soll der Napfbach aus dem Gebiet Watt offen gelegt werden. Er wird unter dem Bahntrasse durch in die Kanalisation der Teufener Strasse geführt (die entsprechende Eindolung unter dem neuen Bahntrassee wurde im Rahmen des Neubauprojekts Neubauprojekts „Durchmesserlinie“ bereits vorausschauend entsprechend dimensioniert und realisiert). Drittens ist vis-à-vis der Agrola-Tankstelle seit längerem eine neue Wohnüberbauung geplant, welche mit einer Einspurstrecke inklusive zusätzlichem Bahnübergang erschlossen werden soll.
Mitwirkung erwünscht
Fazit: Das Hochwasserschutzprojekt Weierweidbach bietet den Planern und Behörden einige Knacknüsse. Verzögerungen auf dem ambitionierten Fahrplan sind einerseits durch Einsprachen möglich – einige Anstösser werden von den Massnahmen durch Aufwertung ihrer Liegenschaften profitieren, womit sich die Frage stellt, wie weit sie zur Finanzierung hinzugezogen werden.
Auf der anderen Seite stehen die Bevölkerung und die Verbände. Daniel Schläpfer, einer der beiden Verantwortlichen beim Tiefbauamt für das Projekt, wünscht sich aber, dass die Mitwirkungsmöglichkeiten wahrgenommen werden, damit ein Projekt entsteht, das möglichst viele Zufriedene hinterlässt.
Hier kann man sich für eine Mitwirkung registrieren.
Hier geht es zu der Präsentation und den beiden Projektunterlagen Los 1 und Los 2.
Autor/in: Erich Gmünder | 4.08.2021 | Keine Kommentare | Tools: