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12.05.2021

„Die Rabatten haben nicht nur eine ästhetische Bedeutung“

Die Begrünung der Teufener Strasse - was der Fachmann dazu sagt.

Kuckuckslichtnelke und Löwenzahn blühen um die Wette.

Die Teufener Strasse hat letztes Jahr nicht nur einen neuen Belag, Rad- und Gehweg auf dem ehemaligen Trassee der Appenzeller Bahnen  sowie sandfarbene Mehrzweckstreifen, Fussgängerstreifen und Lichtsignalanlagen erhalten. Bereits im Herbst grünten in den anfänglich ziegelsteinroten Rabatten Bäume und blühten Blumen wie der rote Mohn: eine Erquickung fürs Auge und Gemüt.

Welche Überlegungen hinter der Bepflanzung stehen, erklärt Lukas Saborowski, Mitarbeiter Stadtgrün (ehemals Gartenbauamt) der Stadt St. Gallen im Interview.

Interview/Fotos: Erich Gmünder 

Mit dem Frühjahr wird es wieder bunt entlang der Teufener Strasse. Was ist eigentlich der Sinn und Zweck der Begrünung entlang der Teufener Strasse?
Lukas Saborowski: Das neue Profil der Teufener Strasse liess neben dem Veloweg Raum für eine Bepflanzung. Der Grünstreifen ermöglicht eine Trennung zwischen Langsamverkehr und dem motorisierten Verkehr und steigert somit die Sicherheit als auch die Qualität des Strassenraums. Die Bäume begleiten die Strasse und werden diese dereinst mitprägen. Zudem spenden sie Schatten, reinigen die Luft, bieten Lebensraum…

Früher mussten die Anlagen entlang der Strassen und auf Plätzen  «schön» aussehen, da wurden gezüchtete Blumen aus der Stadtgärtnerei verwendet, was hat sich da geändert.

Der Begriff «schön» ist in der Pflanzenverwendung schwierig, da das Schönheitsempfinden individuell ist und einem zeitlichen Wandel unterliegt. Ich würde daher sagen, dass die Rabatten früher «gepflegt, akkurat» aussahen. Das bedeutet nicht, dass die Rabatten heute nicht mehr gepflegt werden, aber der Begriff kommt dem allgemeinen Erscheinungsbild früherer Wechselflorpflanzungen am nächsten.

Heute wird nur noch an ausgewählten Stellen eine Wechselflorbepflanzung angelegt, und auch diese unterscheiden sich von den altbekannten Wechselflorbepflanzungen durch grössere Strukturvielfalt, unterschiedliche Blühaspekte und insbesondere durch die nicht nach geometrischen Mustern erfolgende Bepflanzung.

Rabatten im öffentlichen Raum haben heute neben ästhetischen noch diverse weitere Funktionen wie Förderung der Biodiversität oder einen Beitrag zur Lebensraumvernetzung zu erfüllen. Und natürlich spielen auch die Erstellungs- und Unterhaltskosten eine Rolle.  

Wie viele Blumen- und Baumarten wurden gepflanzt und wie wurden sie ausgewählt?

Es wurden 5 verschiedene Baumarten neu gepflanzt (Total 23 Stk). Diese wurden nach Kriterien wie Anforderungen an den Standort, die klimatische Entwicklung, Wuchsform etc. ausgewählt. Stadtgrün greift hierbei auf die eigenen Erfahrungen, aber auch auf das Wissen aus Studien zurück. Die Verwendung mehrerer Arten vermindert das Risiko eines Totalverlusts bei Baumkrankheiten und fördert zugleich die Biodiversität.

Die Blumenmischung wurde angesät. Es kamen zwei Saatmischungen zum Einsatz, die einen hohen Blumenanteil haben, aber unterschiedliche Ansprüche an den Boden aufweisen. Im Lauf der Zeit wird sich die Zusammensetzung der Pflanzen in den angesäten Flächen, insbesondere den Baumrabatten, noch wandeln und je nach Standort entwickeln.

Die alte Bepflanzung an der Einmündung der Ob. Berneggstrasse wurde letzten Herbst entfernt.

Auch der Hang unterhalb der Obere Berneggstrasse wurde neu angelegt, weshalb?

Ziel war die Schaffung einer attraktiveren, ökologisch wertvollen Grünfläche. Dazu wurde die bestehende monotone Bepflanzung entfernt, ein Teil des Oberbodens (Humus) entfernt und durch kiesig-sandiges Material ersetzt.

Die bisherige Bepflanzung mit Bodendeckern hier im September 2020  – ist weg.

Der neue magere Boden eignet sich auch aufgrund der Exposition der Böschung hervorragend für eine Blumenwiese. Diese benötigt nun noch eine Entwicklungszeit von etwa fünf Jahren. Insbesondere für Vögel wurden noch einige geeignete einheimische Sträucher in die Böschung gepflanzt.

Wie gross ist der künftige Aufwand für den Unterhalt der Anlage?

Der Unterhalt beschränkt sich auf den Schnitt der Saatflächen und auf Pflegemassnahmen nach Bedarf wie zum Beispiel den Erziehungsschnitt der Bäume.

Dieses Frühjahr wurden offenbar die Zäune entfernt, warum?

Die Zäune dienten zum einen als Schutz für die Ansaaten und zum anderen zur Sichtbarmachung der Rabatten für Velofahrer. Da die Rabatten nun grün sind, ist beides nicht mehr nötig.

Das Interview wurde schriftlich geführt

1 Kommentar

  1. Martin Wettstein

    16.03.2024 / 21:33 Uhr

    Die Ausführungen von Herrn Saborowski sind sehr einleuchtend. Auch der Hang unterhalb der aufsteigenden Berneggstrasse ist terrassiert und wunderbar bepflanzt. Nun sollte einfach "Stadtgrün" unbedingt auf das städtische "Amt für Baubewilligungen" einwirken, damit die beiden APG-Plakate, die genau vor diesem Hang stehen, dort entfernt werden, d.h. der APG jener Standort entzogen wird. Das müsste eigentlich möglich sein, da "Stadtgrün" und das genannte Amt im gleichen Haus an der Neugasse wohnen. - Allenfalls müsste das Problem nicht am grünen Tisch gelöst werden, sondern durch eine Ortsschau im Moment der vollen Blüte der Pflanzen. Reklamerechtlich dürften jene beiden Plakate ohnehin nicht dort stehen, da sie sich in einer ansteigenden Kurve befinden und die Autofahrenden ablenken . -
    Also bitte zur Tat schreiten! Herzlichen Dank zum Voraus.

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