30.07.2023
Zügeln – ein schwieriges Unterfangen – oder doch nicht?
Vom Reihenhaus in Oberhofstetten in die Eigentumswohnung am Wattweg.
Text und Fotos: Michael Töpfer
Theres und Urs Baumgartner leben seit 1982 an der Oberhofstettenstrasse 65 c, eine wirklich lange Zeit. In diesen Jahrzehnten sind die wesentlichen Dinge und Weichenstellungen des Lebens passiert. Man möchte meinen, dass es ziemlich schwierig, um nicht zu sagen schmerzhaft sein dürfte, dieses Reihenhaus mit seiner ganzen Geschichte zu verlassen.
Keineswegs, sagt Urs Baumgartner. Sie sind gerne gezügelt, nicht zuletzt, weil die neue Wohnung nicht weit entfernt und im gleichen Quartier liegt, in einem Neubau am Wattweg 4, in der neuen Überbauung der Firma Fortimo. Man müsse sich rechtzeitig mit dem Thema eines Umzugs beschäftigen. Man möchte sich verkleinern, altersgerecht und barrierefrei wohnen, den Garten nicht mehr pflegen müssen, sagt Urs. Wenn man dann im Kopf parat ist, kann man die Entscheidung bei passender Gelegenheit sehr schnell treffen. So war es bei den Baumgartners. Es gab ein Inserat der Firma Fortimo im Februar 2020. Daraufhin gehörten sie zu den ersten, die – noch auf der grünen Wiese stehend – überzeugt waren, dass sie hier wohnen wollten und sofort nach dem Studium der Grundrisse eine Kaufreservation unterschrieben haben.
Interessant sei weniger der Ortswechsel, als vielmehr die Notwendigkeit, beim Zügeln auszumisten und sich von vielen Dingen zu trennen, ein durchaus emotionaler Prozess. Dabei begegnet man quasi seinem ganzen Leben in Form von vielen Dokumenten und Erinnerungsstücken, die auf dem Estrich geschlummert haben oder in lange nicht mehr beachteten Ordnern. So wird man mit den verschiedenen Lebensphasen, mit seiner ureigenen Biographie konfrontiert. Sich von Dingen zu trennen, könne aber sehr hilfreich sein, man werde sich bewusst, wie wenig man eigentlich brauche. Und trotzdem, vergessene Dinge können auch neu belebt werden und bekommen wieder ihren Platz.
So war das Zügeln für Baumgartners eine positive Erfahrung. Sie fühlen sich schon sehr wohl in der neuen, hellen und komfortablen Wohnung, zumal die ganzen Vorteile unseres Quartiers mit seiner Naturnähe ja erhalten bleiben. Hinzu kommt, dass Tochter Martina mit Familie jetzt in das Elternhaus an der Oberhofstettenstrasse einzieht, ein Glücksfall. Sie wohnte mit Ehemann Roman und den beiden Buben bis 2015 an der Dufourstrasse und zügelte dann zurück ins Quartier, an die Wattstrasse 25 (Heimweh?). Jetzt geht es ganz nach Hause zurück, und Theres und Urs bleibt ihr altes Zuhause gewissermassen doch noch erhalten.
Grosseltern, die ganz in der Nähe wohnen, sind für alle Seiten ja ein grosser Gewinn. Das Quartier verjüngt sich, ein Prozess, den man laufend beobachten kann – und die ältere Generation bleibt in der Nähe. Eine fast ideale Konstellation. Dafür sind die Baumgartners ein gutes Beispiel.
Magazin Riethüsli Juni 2023
Autor/in: Michael Töpfer | 30.07.2023 | Keine Kommentare | Tools: