21.

7.06.2020

Menschen eine Perspektive geben

Joe Schmidmeister gründete vor 10 Jahren Läbeplus.

Joe Schmidmeister gründete vor zehn Jahren läbeplus. Fotos: EG

Sarah Gmünder (Riethüsli Magazin Mai 2020)

Joe Schmidmeister (62) lebt mit seiner Frau seit 1986 im Riethüsli. «Die Natur hier ist einfach wunderbar», sagt er. Das Joggen in den Wäldern sei seine Leidenschaft. Seine Frau ist Lehrerin im Quartier und geniesst den kurzen Arbeitsweg. Nur etwas hat er dieses Jahr vermisst: den Schnee. 

Joe Schmidmeister bezeichnet sich als gläubigen Menschen. Ein soziales Verhalten und der Kontakt zu Menschen seien ihm sehr wichtig. Darum liess er, der gelernte Hochbauzeichner, sich zum Sozialpädagogen ausbilden.

Sozialmanager und Gründer

Vor zehn Jahren dann – inzwischen machte er die Ausbildung zum Sozialmanager – gründete er die Firma läbeplus in St.Gallen Winkeln. «Die Firma hat zum Ziel, Langzeitarbeitslosen eine Perspektive zu geben», sagt Joe Schmidmeister. Diese Menschen, oft ausgesteuert oder abhängig vom Sozialamt, IV-Bezüger oder Migranten, übernehmen Dienste wie etwa Hauswartungen, Reinigungsarbeiten, Gartenpflege, Umzüge und Räumungen oder handwerkliche Tätigkeiten.

Doch genauso wichtig wie die Menschen, die bei läbeplus arbeiten, sind Joe Schmidmeister die Kundenbeziehungen. Mit seinen Dienstleistungen will er individuell auf die Wünsche der Kunden eingehen. Beim Begehen der grossen Werk- und Lagerhallen kommt er an einer wunderschönen Kommode vorbei. Dieses restaurierte Möbelstück hatte keinen Platz mehr in der neuen Wohnung einer Kundin, er nimmt es nach der Endräumung ins Lager, um es für die Kundin zu verkaufen. Hoffentlich findet es bald einen Käufer.

Starthilfe

Mit seinen 62 Jahren könnte sich Joe Schmidmeister auf den Ruhestand freuen. Doch davon ist er weit entfernt. Er schmiedet sogar neue Pläne, zusammen mit dem Kollegen Hans-Ueli Scherrer, Geschäftsleiter der Sozialwerkstatt VIAS in St.Gallen. Auch VIAS beschäftigt Menschen, die im Arbeitsleben wieder Fuss fassen möchten. Es sind Menschen, die den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt nicht mehr selbst bewältigen können. Doch der Zugang ist hier noch niederschwelliger, da den meisten die nötige Tagesstruktur fehlt. «Die Idee ist, dass diese Menschen durch die Sozialwerkstatt VIAS zuerst eine Struktur erhalten und dann via läbeplus den endgültigen Sprung in die Arbeitswelt schaffen», sagt Schmidmeister. Beide Firmen gehören zur Stiftung Bild.

Die beiden Firmen läbeplus von Joe Schmidmeister (rechts) und VIAS von Hans-Ueli Scherrer befinden sich unter dem gleichen Dach in Winkeln und arbeiten eng zusammen. 

Neue Verwertungsmöglichkeit für Schafwolle

Grosser Stolz der beiden Männer ist die neu erworbene Wollverarbeitungs-Maschine. Das riesige Gerät haben sie über ein Darlehen secondhand in Italien gekauft. Damit verarbeiten sie nun Schweizer Schafwolle zu hochwertigem Dämmmaterial, das etwa im Hausbau verwendet werden kann. Ein natürliches Produkt, das atmungsaktiv und geruchsfrei ist und Ungeziefer fernhält. «Die Arbeit mit der Wolle macht riesig Spass», sagt Compagnon Hans-Ueli Scherrer.

Noch reicht es nicht für den 13. Monatslohn

Solidarität zeigt die Sozialfirma läbeplus in der momentanen Corona-Situation. Sie bietet betroffenen Personen ihre Einkaufs -Dienstleistungen kostenlos an. «läbeplus, mit einem Eigenfinanzierungsgrad von 94 Prozent, und VIAS als neugegründete Sozialwerkstatt sind auf Spenden angewiesen, damit sie jährlich über die Runden kommen», sagt Joe Schmidmeister, denn gern würde er seinen Mitarbeitern einen 13. Monatslohn auszahlen können.

Kommentieren

Die Angaben "E-Mail-Adresse", "Adresse" und "PLZ/Ort" werden nicht veröffentlicht, sondern dienen zur eindeutigen Identifizierung der Urheberschaft. Bitte alle Felder ausfüllen.