24.07.2019
Nächtigen wie einst Vadian…
Das neue Mini-Hotel auf der Falkenburg.
Sie werden sich zunächst fragen, was dieser Text über das neu eröffnete Hotel Falkenburg in unserem Riethüsli-Magazin überhaupt zu suchen hat. Denn die Falkenburg gehört gemäss städtischem Quartierplan eindeutig zu St.Georgen.
Martin Wettstein
Wir tun hier jetzt halt das, äxgüsi, was man «onderem Hag döre frässe» nennt. Und wir haben die Sankt Geörgler nicht einmal gefragt. Sie werden sich vielleicht auch fragen, was denn unser guter alter Vadian (1484 bis 1551) mit der Falkenburg zu tun hat. Das muss (unterstützt vom stadt-historisch bewanderten Fredi Hächler) erklärt werden: Zu Vadians Zeiten gab es am östlichen Bernegg- Hang ein Wohnhaus, 1497 gebaut, das einem Johannes Hochrütiner gehörte und damals «Bürgli» genannt wurde.
Am 26. August des Jahres 1531 begab sich der korpulente (siehe Vadian-Denkmal) 47-jährige Vadian mit einer kleinen Gruppe seiner Bekannten hinauf zu diesem Bürgli. Er wollte mit ihnen am klaren dunklen Nachthimmel den berühmten Halleyschen Kometen (der nur etwa alle 75Jahre in Erdnähe auftaucht) beobachten und ihnen dessen Merkwürdigkeiten erklären.
Anschliessend habe er, heisst es, im «Bürgli» als Gast übernachtet. Eine bemerkenswerte Episode, die gewissermassen zur Urgeschichte der Falkenburg gehört. Finde ich. Ab 1860 wurde aus diesem Haus dann eine Wirtschaft, neu «Falkenburg» genannt, die nach vielen Umbauten (unter anderem dem aufgesetzten charakteristischen Dach-Türmli) bald so aussah, wie sie auf späteren Bildern erscheint: ein Sicht-Riegelhaus mit gemauertem Sockelgeschoss und biedermeierlichen Fenstern. Und daneben eine sogenannte Trinkhalle.
Wir alle kennen die Falkenburg in der heutigen Form seit vielen Jahren. Auch mit ihrem westlich angebrachten Restaurant-Glasbau. Unglück am 28. Januar 2017: Ein Küchenbrand zerstört grosse Innen-Teile des Hauses. – Die Ortsbürgergemeinde, der das Haus seit Ende des 19. Jahrhunderts gehört, musste sich dann fragen: Wie soll’s weitergehen? Wie könnte das Haus «Falkenburg » nach renoviertem und erneuertem Innenausbau aussehen und genutzt werden? Als Wohnhaus? Weiterhin als Restaurant?
Schliesslich der Beschluss: Einrichtung eines «Mini-Hotels». Diese Bezeichnung, weil nur vier Zimmer darin Platz finden: drei Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Dazu noch ein Seminarraum für etwa zwölf Personen. Die Zimmer sind mit grossem Geschick und historischer Sorgfalt ausgestaltet worden. So konnte zum Beispiel eine gewölbte spätgotische Balkendecke erhalten werden.
Diesen Frühsommer haben Arno Noger (Bürgerratspräsident), Urban Hettich (Leiter Forst und Liegenschaften der Ortsbürgergemeinde), der Architekt Jürg Stieger und das Pächterehepaar Patrick und Sanja Wetzold das innen total umgebaute Haus Falkenburg der Öffentlichkeit vorgestellt: Ein Bijou von Hotel, dessen Zimmer für Übernachtungen natürlich ihren Preis haben. Aber davon soll hier nicht die Rede sein; auch nicht von der modernen Art des Eincheckens und der Frühstücks-Zubereitung. Alles im Internet zu finden.
Zu guter Letzt soll aber noch herausgehoben werden: die wundervolle Aussicht aus den Zimmern, wie man sie sich von dieser markanten Höhenlage aus ja vorstellen kann. Herrlich ist sie gegen Osten, auf den Bodensee hin; ebenso auf die Altstadt hinunter und auf den Rosenberg gegenüber. Vor allem jetzt, im hellgrünen Sommer.
(Eher vermeiden sollte man die Aussicht auf Turm und Unterbau der Fachhochschule westlich des Bahnhofs. Es gibt eine Anzahl hiesiger Menschen, die es für eines der hässlichsten Hochhäuser unserer Stadt halten. Ich bin einer von ihnen. Das bleibt aber unter uns!).
Ein Hinweis noch: Für die nächtliche Aussicht auf den nächsten Durchgang des Kometen Halley können leider noch keine Zimmer bestellt werden. Er findet halt erst Mitte des Jahres 2061 statt. Deshalb: Bleiben Sie gesund! Und seien Sie sich bewusst: Die Kurtaxen auf die Zimmer des Hotels Falkenburg werden dannzumal wahrscheinlich höher sein als heute.
Autor/in: Martin Wettstein | 24.07.2019 | Keine Kommentare | Tools: