26.02.2020
Peter Pfisters letzte Milchtour
Unser Quartier-Milchmann hatte seinen «Letzten» – das Magazin fürs Nest war dabei (April 2009).
Ein Morgen an der Seite unseres letzten Milchmannes (Fotogalerie).
Unser Quartier-Milchmann hatte seinen «Letzten» – das Magazin fürs Nest begleitete Unser Quartier-Milchmann Peter Pfister Ende april auf seiner letzten Milchtour Peter Pfister Ende April 2009 auf seiner letzten Milchtour. (Magazin 1/2009)
Erich Gmünder, Bildreportage
Es ist ein Tag wie jeder andere, als wir um 5 Uhr mit dem bereits beladenen Bus losfahren. Peter Pfister ist wie immer schon um 4 Uhr aufgestanden. So wie seit über 50 Jahren jeden Werktag. Nur dass ihn am heutigen Tag in manchem Milchfächli nicht nur leere Milchflaschen erwarten werden, sondern auch mal eine Flasche guten Weines, begleitet von liebevollen Worten auf einer Karte, oder einem handschriftlichen Eintrag im Milchbüechli wie diesem: „Vielen Dank für die jahrelange gute Bedienung.“
Peter Pfister erinnert sich, wie er vor über 50 Jahren als 16-Jähriger mit seinem Vater erstmals auf Milchtour ging. Damals noch nicht mit einem Bus, sondern mit Ross und Wagen. Früh aufstehen gehört seither zu seinem Tagesablauf. Zuerst musste die frische Milch von den Bauern geholt werden, die danach an die Kunden ausgemessen wurde.
In den letzten Jahren hatte es immer weniger Kunden, die ihr Milchkesseli ins Fächli stellten. Abgepackte Milchprodukte verdrängten diese ursprüngliche Verkaufsweise. Viele Kunden kannte er nur dem Namen nach – wer stand schon so früh auf, um seinen Milchmann kennen zu lernen! Die Kommunikation lief über das Milchbüechli, wo die gewünschten Artikel eingetragen und am Ende des Monats abgerechnet wurden.
Das definitive Ende der Milchtour ermöglicht es Peter Pfister, den Alltag etwas geruhsamer an-zugehen und mehr Zeit für seine Mastschweine und Schafe zu haben – oder auch einmal ein paar Stunden ausspannen zu können. Trotzdem steht er noch jeden Werktag um halb sechs Uhr auf, um wie bis anhin auf die abgelegenen Bauerngehöfte rund um St. Gallen bis hinauf nach Teufen zu fahren, wo er die Frischmilch zusammenführt. Die landet zu Hause im gekühlten Tank seines Betriebes an der Oberhofstettenstrasse, wo sie jeweils von einem Lastwagen abgeholt wird. Die Bauern sind froh, dass sie die Milch nicht selber herumführen müssen, und sie schätzen den täglichen Kontakt, ebenso wie Peter Pfister die witzigen Dialoge mit den knorrigen Bauern – fast alles Appenzeller.
5 Uhr: Frau Ochsner in St. Georgen ist extra aufgestanden, um sich vom Milchmann persönlich zu verabschieden.
6.30 Uhr: Smalltalk mit Beat Inauen auf der Bernegg.
7 Uhr: Verdienter Zmorge: am Küchentisch an der Guggerstrasse mit Gemahlin Helga Pfister.
«Milchbüechli-Rechnig» – bald nur noch eine Redensart ohne realen Bezug.
Das «Milchfächli» hat definitiv ausgedient – mindestens für seinen namentlichen Zweck.
Autor/in: Erich Gmünder | 26.02.2020 | Keine Kommentare | Tools: