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13.11.2020

„Wir wurden im Quartier herzlich aufgenommen“

Prominenter Neuzuzüger im Riethüsli: Der Starkoch Agron Lleshi lebt mit seiner Frau Irena und den vier Kindern an der Fähnernstrasse.

Irena und Agron Lleshi vor dem Herzstück ihres Hauses, dem Esstisch mit acht Plätzen. Fotos: Erich Gmünder

Erich Gmünder

Er gilt als der aufsteigende Stern am St. Galler Gastrohimmel: Agron Lleshi, Geschäftsführer, Inhaber und Küchenchef des Feinschmeckerlokals Jägerhof. In nur vier Jahren schaffte der 35-Jährige nach der Übernahme des Betriebs von seiner Vorgängerin und Lehrmeisterin Vreni Giger den Weg an die Spitze: 17 Gault-Millau-Punkte und als (vorläufige?) Krönung einen der begehrten Michelin-Sterne. Und als privaten Höhepunkt bezeichnet er den kürzlichen Wohnortswechsel seiner sechsköpfigen Familie vom Osten der Stadt an die Fähnernstrasse – mit sagenhaftem Ausblick vom Fürstenland über die Stadt bis zum Bodensee.

Dass er mit seiner Familie in unserem Quartier gelandet ist, ist wie meist in solchen Fällen dem Zufall zu verdanken. Agron richtete mit seinem Catering für einen Stammkunden an der Fähnernstrasse ein privates Fest aus und wurde spontan angefragt, ob er Interesse habe am freistehenden Haus daneben. Kurzentschlossen sagte er ja.

Innert vier Monaten wurde das Chalet an der Fähnernstrasse modernisiert, und seit zwei Wochen wohnt die Familie mit den vier Kindern in dem schicken Haus mit Charme, Ausblick und grossem Umschwung. Auch den Garten hat er bereits auf Vordermann gebracht und will hier nächstes Jahr auch die Kräuter für seine preisgekrönte Küche selber anbauen. 

Voller Stolz führt das Paar uns an einem Nachmittag – der Starkoch verbringt die „Zimmerstunde“ jeweils bei seinen Liebsten – durch das vierstöckige Haus, das mit neuer Wärmedämmung und Solarpanels auch energetisch auf dem neusten Stand und geschmackvoll möbliert ist. Herzstück ist ein grosser Esstisch, wo er gerne auch seine privaten Gäste bekocht – die Leidenschaft macht nicht vor der Haustüre Halt – auch wenn im Alltag seine Frau Irena den Kochlöffel schwingt. Ein grosser Sitzplatz und ein gemütlicher Wintergarten laden zum Spielen und Verweilen im Freien ein.

Fast überschwänglich erzählen die beiden vom herzlichen Empfang im neuen Wohnquartier: Blumen gab es, und viele – darunter auch langjährige Stammkunden – freuten sich, den Küchenchef des renommierten Lokals als neuen Nachbarn begrüssen zu dürfen. Auch die Kinder seien sofort integriert und schon zu ersten Geburtstagspartys eingeladen worden. 

Bereits während der Renovationszeit seien sie oft durch das Quartier oder den nur einen Steinwurf entfernten Menzlenwald gestreift.

Agron Lleshis Wurzeln sind wie jene seiner Frau im Kosovo, aber St. Gallen sei definitiv ihre zweite Heimat geworden, schwärmen sie. Aufgewachsen ist Agron im Osten der Stadt. Seine berufliche Heimat hat er im Jägerhof gefunden. Bereits mit 23 war er Küchenchef und mitverantwortlich für den kometenhaften Aufstieg.

Mit 30 war er bereits am Ziel seiner Träume und konnte den Betrieb mit zurzeit 8 Mitarbeitenden – davon 3 Lehrlinge in der Küche – übernehmen. Von Gault-Millau wurde der Betrieb, der auf 17 Punkte gekommen war, wie bei jedem Wechsel üblich wieder auf Null gesetzt. Innert vier Jahren gelang es ihm, nicht nur wieder bei 15 Punkten zu starten, sondern jährlich einen Punkt zuzulegen. Dieses Jahr erfolgte dann auch noch die Krönung mit dem international beachteten ersten Stern des Guide Michelin.

Doch auf den Lorbeeren ausruhen konnte sich der innovative Koch dieses Jahr nicht: Corona spielte ihm einen Streich. Agron liess sich aber nicht entmutigen und telefonierte allen Gästen persönlich, um sie über die Stornierung ihrer Reservation zu informieren und sie auf die Zeit danach zu vertrösten. Gleich nach Ende des zweimonatigen Lockdowns startete er mit seiner jungen, voll motivierten Crew – mit Ausnahme seiner Mutter, die tatkräftig im Betrieb mithilft, sei er mit 35 der älteste, erzählt er lachend – und die Gäste bewiesen ihre Treue: Das Lokal sei bis in den Herbst hinein wieder praktisch ausgebucht gewesen. 

Die aktuelle Entwicklung und die Verunsicherung bei manchen Gästen habe nun aber zu zahlreichen Absagen von Reservationen, insbesondere auch Geschäfts- und Weihnachtsessen geführt. Den  Einbruch werde er aber meistern – ohne Entlassungen und Kurzarbeit, gibt er sich überzeugt. Mit saisonalen Schwankungen habe die Gastrobranche ja schliesslich Erfahrung. Und für ausreichenden Abstand biete der Jägerhof mit seiner grosszügigen Bestuhlung Gewähr.

Homepage des Restaurants Jägerhof

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