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28.05.2020

„Der Rundgang wird zu einem Erlebnis für Gross und Klein“

Am Sonntag ist das grosse Einweihungsfest der Bachoffenlegung - Robert Schmid, Präsident NVS:

Am Sonntag, 6. September (und nicht wie ursprünglich geplant am 28. Juni)  wird die Renaturierung des Weiherweidbachs mit einem grossen Fest eingeweiht. Die Bachoffenlegung im Tal der Demut wurde vom Naturschutzverein der Stadt St. Gallen und Umgebung (NVS) angeregt, der an diesem Fest gleichzeitig sein 50-jähriges Bestehen feiert.

Wir sprachen mit NVS-Präsident Robert Schmid über die Beweggründe, die Widerstände und die Zukunft dieses Projekts mit Gesamtkosten von rund einer halben Million Franken.

Interview/Fotos: Erich Gmünder (Riethüsli-Magazin Mai 2020)

Robert Schmid, wie kann man sich einen Spaziergang entlang des Baches im Jahr 2025 vorstellen?

Wie man sich einen Bachlauf eben vorstellen kann: Ein Bach, der eingebettet ist in eine naturnahe Umgebung, mit vielen Sträuchern, Blumen, Gräsern, unzähligen Insekten, Vögeln usw. Ein Amphibientümpel, der mit Leben gefüllt ist. Nicht nur für die Augen, auch dem Gehör wird sich für aufmerksame Passanten eine grosse Vielfalt an Geräuschen eröffnen.

Um den Stellenwert der Aufwertung zu beschreiben, drängt sich der Vergleich vor und nach der Renaturierung auf. Entlang der Strasse im Tal der Demut war eine Wiese, die wenig zur Erholung beitrug und kaum beachtet wurde. Die Verbindung St.Georgen – Riethüsli wurde zwar von Fussgängern benutzt, die Umgebung jedoch nur am Rande wahrgenommen. So zumindest schildern mir Passanten ihre Eindrücke, die diese Strecke öfters benützen. Es ist interessant, wie viele Menschen realisieren, dass im Tal der Demut etwas geschehen ist. Die Bachoffenlegung wird beachtet und findet mit wenigen Ausnahmen grossen Zuspruch.

Was muss noch passieren, was fehlt noch?

Grundsätzlich ist die Renaturierung abgeschlossen. Dass noch kleine Nachbesserungen folgen, ist nicht auszuschliessen. Ich denke, gegen Jahresende wird sicher eine Bestandesaufnahme durchgeführt und die notwendigen Korrekturen werden erfolgen. Es wird spannend sein, zu sehen, wie stark das Tal der Demut als Erholungsraum genutzt werden wird. Vielleicht wird die eine oder andere Sitzbank noch folgen. Der Naturschutzverein der Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS) wird sich gerne an den Kosten einer Bank beteiligen oder sie übernehmen.

Weshalb hat der NVS dieses Projekt angeregt und dafür einen Startbeitrag von Fr. 50’000 gesprochen?

Es ist eine klare Zielsetzung des Vorstandes, den Franken so optimal wie möglich einzusetzen. Eine taktische Auslegung ist die Anschubfinanzierung von Projekten, wie hier bei der Bachoffenlegung im Tal der Demut. Mit den 50’000 Franken wurde dem Projekt Leben eingehaucht. Stadt und Kanton waren aufgefordert, sich unserem Anliegen anzunehmen. Oder hätten etwa die 50’000 Franken ungenutzt brachliegen sollen? Der NVS hat weitere Projekte ins Auge gefasst. Wir wollen ein Projekt nach dem andern realisieren.

Wie hoch sind die Gesamtkosten?

Die Gesamtkosten sind noch nicht definitiv ermittelt worden. Sie dürften etwa bei 450’000 Franken liegen.

Wie verliefen die Bauarbeiten unter Federführung von Stadt und Kanton?

Nach dem beschwerlichen Weg mit den Einsprachen, die zwar legitim waren, aber grosse Verzögerungen verursachten, kann auf eine sehr erfreuliche Zusammenarbeit in der Planung und Ausführung zurückgeblickt werden. Die Verantwortlichen der Stadt mit Beat Rietmann (Leiter Tiefbauamt), Daniel Schläpfer (Abteilungsleiter Wasserbau), der Pächter Beat Inauen und die Landschaftsarchitektin Manuela Locher (Brunner Landschaftsarchitekten) haben sehr gute Arbeit geleistet und uns vorbildlich mit eingebunden. Einmal mehr präsentierte sich der «gordische Knoten» in der Administration durch alle Instanzen – und nicht bei den Ausführenden, draussen vor Ort.

Was genau wurde gemacht?

Wie die Benennung des Projektes heisst: Renaturierung Weierweidbach und Tal der Demut. Hinzu kam die Sanierung des Amphibientümpels, der sich prächtig präsentiert und gut entwickelt.

In einer Zeitung war zu lesen, dass die Feldschützengesellschaft, welche den benachbarten Schiessstand in St. Georgen betreibt, nicht einverstanden war mit dem Vorgehen. Haben Sie damit gerechnet und konnte diese Differenz bereinigt werden?

Ich wurde zu keinem Zeitpunkt von den Schützen kontaktiert und kenne deren Beweggründe nur am Rande «aus dritter Hand». Dem Vernehmen nach soll eine riesige unterirdische Schiessanlage gebaut werden. Ich bin selbst Schütze und mit wenigen Ausnahmen Teilnehmer des «Feldschiessens».

Es bleibt zu hoffen, dass das Tal der Demut, sollte die Anlage tatsächlich gebaut werden, über das zu erwartende Verkehrsaufkommen nicht in Mitleidenschaft gezogen und das Naherholungsgebiet damit nicht beeinträchtigt wird. Wir haben auch schon Anfragen von besorgten Anwohnerinnen und Anwohner aus St.Georgen erhalten, welche die Notwendigkeit einer unterirdischen Schiessanlage vehement  bezweifeln. Wir werden die Entwicklung «im Auge behalten».

In erster Linie sollen ja die Tiere und die Pflanzenwelt profitieren – wie profitiert die Bevölkerung?

Ich bin überzeugt, dass sich die Stadtbewohner, insbesondere die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Quartiere das Naherholungsgebiet «Tal der Demut» einverleiben und rege nutzen werden. Ein Rundgang im renaturierten Gebiet ist geradezu ideal für einen kleinen Spaziergang. Für Familien mit kleinen Kindern ist der Rundgang immer ein Erlebnis. Im oberen Teil, in der Nähe der Tennisplätze, kann die Bachoffenlegung erlebt werden. Es bietet sich dort die Gelegenheit, am und im Bach (Bächlein) zu spielen und die Natur mit den Händen und Füssen zu erleben. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Riethüsli die kurze Mittagspause für ein wenig Bewegung in der Natur rege nutzen werden. Die sehr gute ÖV-Anbindung unterstützt die Nutzung des Naherholungsgebiets.

Am Sonntag, 6. September wollen Sie das Werk mit einem grossen Fest der Bevölkerung vorstellen – wie sieht das Programm aus?

Der Naturschutzverein der Stadt St.Gallen und Umgebung NVS feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum und die Fertigstellung der Bachoffenlegung im Tal der Demut, an deren Verwirklichung der NVS massgeblich mitgearbeitet hat, wollen wir gemeinsam mit der Bevölkerung feiern. Auch für Familien mit Kindern werden wir ein Programm anbieten.  Wir laden Sie zu einem Spaziergang im Tal der Demut ein, mit Posten, die einen kleinen Wettbewerb beinhalten. Es werden Tiere zugegen sein, die «gestreichelt» werden dürfen. An einer Stelle darf im und am Bach gespielt werden usw.

Eine Festwirtschaft sorgt für das leibliche Wohl, musikalisch umrahmt von einem Duo. Man darf gespannt sein, wie sich die Klangkulisse anhört, wenn mehrere Alphörner im Tal der Demut erklingen. Kulinarisch wird ein «Risottiero» Risotto con funghi und Salsiccia (alle Zutaten aus dem Tessin) vor Ort frisch zubereiten. Wir freuen uns, gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt St.Gallen und Umgebung, unser Fest am 6. September feiern zu dürfen. (Anmerkung: Das erste Datum, 28. Juni, fiel der Corona-Pandemie zum Opfer)  

50 Jahre Einsatz für Natur und Umwelt – dank grosszügigen Mitgliedern und Spendern

„Wir haben uns seit 50 Jahren für die Natur und Umwelt in der Stadt St.Gallen und Umgebung eingesetzt. Da unsere Mitglieder, der gesamte Vorstand miteingeschlossen, ausschliesslich ehrenamtlich für den Naturschutz arbeiten, wird jeder Franken in die Natur investiert. Unser jährlicher Mitgliederbeitrag beträgt zehn Franken, was ein beispiellos bescheidener Jahresbeitrag ist. Darin eingeschlossen sind unsere 4-mal jährlich erscheinenden SN-Nachrichten, die sich grosser Beliebtheit erfreuen.

Für den Naturschutzverein stehen nicht die Finanzen im Vordergrund, sondern die Anzahl Mitglieder. Nur eine grosse Mitgliederzahl wird auch wahrgenommen und gehört, davon bin ich überzeugt. Es ist nicht zwingend, dass sich unsere Mitglieder aktiv betätigen. Mit dem Jahresbeitrag bekunden sie ihre Nähe zur Natur und unterstützen unsere Arbeit. Der durchschnittlich einbezahlte Jahresbeitrag unserer knapp dreitausend Mitglieder beträgt nahezu zwanzig Franken. Wir erhalten auch Legate, die dazu beitragen, dass wir finanziell auf gesunden Beinen stehen. Wir stellen immer wieder fest, dass die ehrenamtliche Mitarbeit unserer Mitglieder in der Bevölkerung grosse Beachtung findet.“

Robert Schmid, Präsident NVS

(Das Interview wurde schriftlich geführt)

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