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7.03.2020

„Die neue Schulanlage bietet auch einen Mehrwert für das Quartier“

Infoveranstaltung zum überarbeiteten Schulhausprojekt in der Aula GBS mit den Stadträten Maria Pappa und Markus Buschor.

Erich Gmünder, Text und Fotos

Rund 50 Besucherinnen und Besucher wollten am Freitagabend das überarbeitete Projekt für die neue Schulanlage genauer kennenlernen. Offenbar kamen sie auf die Rechnung. Nach der rund einstündigen Information und der Fragerunde gab es für die beiden Stadträte und den Stadtbaumeister einen kräftigen Applaus. 

Eingeladen war neben den Eltern die ganze Bevölkerung. Doch die Besucher mussten sich zuerst mit Namen und Adresse in eine Präsenzliste eintragen, und am Eingang stand ein Dispenser mit Desinfektionsmitteln bereit: Das Corona-Virus liess grüssen. Der Anlass musste vom Kanton bewilligt werden – bis zum späteren Nachmittag warteten die Verantwortlichen der Stadt gespannt auf die Bewilligung mit den entsprechenden Auflagen, ansonsten hätte der Anlass kurzfristig abgesagt werden müssen.

Entsprechend wurde bei der Begrüssung auf den üblichen Handschlag verzichtet und mit einem Grinsen auf dem Gesicht da und dort mit den Ellbogen begrüsst. Auf den Informationstafeln wurde darauf hingewiesen, dass Personen über 65 Jahren dem Anlass besser fernbleiben würden (was offenbar alle befolgten, denn ausser dem abtretenden Schulleiter Oskar Sturzenegger und dem Schreibenden, die zwecks Ausübung ihres Amtes der Warnung trotzten, waren  keine weiteren Ü65 auszumachen…).

Das Modell der neuen Anlage. Zusätzlich wurde das Projekt auf Infowänden im Detail vorgestellt.

Lange Wartezeit – hohe Kosten

Baudirektorin Maria Pappa erinnerte in ihrer Begrüssung nochmals daran, wie lange das Riethüsli auf sein neues Schulhaus warten musste. Bereits 2010 war eine erste Vorlage für eine Totalsanierung erarbeitet worden. Angesichts der hohen Kosten (rund 25 Mio. Franken) kam man damals aber zum Schluss, dass ein Neubau etwas teurer, aber nachhaltiger wäre, weshalb schliesslich ein Projektwettbewerb ausgeschrieben wurde, woran sich 71 Büros beteiligten. Das Siegerprojekt wurde 2013 erkoren und öffentlich präsentiert. Aufgrund der Verzichtsplanung wurde es jedoch 2014 um 5 Jahre zurückgestellt, zugunsten der Sanierung und Erweiterung des Schulhauses St. Leonhard.

Maria Pappa ging ausführlich auf den maroden Zustand der 1966 bis 1981 erstellten Schulgebäude ein. Neben den augenscheinlichen Schäden bei Fenstern mit Durchzug sind das auch die fehlende Erdbebensicherheit und Dämmung sowie Zugänglichkeit für Menschen mit Beeinträchtigung, die den Einbau eines Lifts nötig gemacht hätten. Dazu fehlten Gruppenräume und schliesslich die Infrastruktur für die Tagesbetreuung, welche im Projekt von 2013 noch nicht vorgesehen war – damals rechnete man noch mit einem Mittagstischangebot.

Die Überarbeitung des Projekts – 2013 wurde noch mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 35 Mio. Franken gerechnet – ging aber ins Geld. Neu wird mit Kosten von 48,9 Mio. Franken (inklusive  Mehrwertsteuern von 3,5 Mio. Fr.) gerechnet. Das habe nochmals zur Frage geführt, ob nicht nochmals eine Sanierung geprüft werden müsste. Die Sanierung der bestehenden, auf sechs Gebäude verteilte Schulanlage wäre zwar acht Mio. Franken günstiger gewesen, das Resultat wäre aber unbefriedigend ausgefallen, zumal für die Tagesbetreuung ein weiteres Gebäude hätte erstellt werden müssen. „Der Mehrwert ist diese acht Millionen wert“, sagte Maria Pappa. In den 48,9 Mio. sind auch insgesamt 5,1 Mio. Franken Sonderkosten für den Rückbau, die Entsorgung von Schadstoffen und kontaminierten Böden sowie der Lift enthalten.

Aus 6 mach 1

Mit dem ausgewählten Projekt Punkt können, wie es der Name sagt,  alle bestehenden Gebäude durch einen einzigen Bau ersetzt werden. Pappa erwähnte als Vorzüge die hohe Flexibilität, die Verbindung zur Teufener Strasse (Überwindung des Höhenunterschieds von 10 Metern durch die öffentlich benutzbare Liftanlage), den freiwerdenden Grünraum anstelle der abgebrochenen Gebäude, die vorhandene Reserve mit zwölf Klassenzimmern, den Mehrwert für das Quartier  und das Entwicklungspotenzial für einen weiteren Ausbau, sollten die Schülerzahlen im Quartier dereinst explodieren.

Das erstprämierte Projekt sei noch von ganz anderen Kennzahlen ausgegangen. Es wurde zwar ein Mittagstisch geplant, man habe aber noch nicht damit gerechnet, dass künftig jedes Schulhaus über eine eigene Tagesbetreuung verfügen werde. Auch rechne man aufgrund der aktuellen Entwicklung der Bautätigkeit im Quartier mit einem starken Zuzug von Familien. Deshalb sei eine Reserve eingeplant, damit man nicht in 5 bis 10 Jahren schon wieder anbauen müsse.

Für Schule und Quartier

Stadtrat Markus Buschor erinnerte bei seinem virtuellen Rundgang durch die neue Anlage daran, dass ein Schulhaus ein prägender Ort sei, wo Schüler und Lehrer gerne arbeiten und mit Neugier die Welt entdecken sollen. es soll nicht nur Lern-, sondern auch Lebens- und Erholungsraum sein. Zurzeit werden im Riethüsli acht Primarklassen und drei Kindergärten sowie ein Mittagstisch an der Teufener Strasse geführt. Bei der Planung habe man verschiedene Vorgaben bezüglich Klassengrösse, Entwicklung der Schülerzahlen und neue pädagogische Entwicklungen beachten müssen. Aber auch die Bedürfnisse des Quartiers seien eingeflossen. So sei die Doppelturnhalle so unterteilbar, dass gleichzeitig drei Klassen oder Vereine nebeneinander trainieren können. Die Tagesbetreuung wurde aufgrund der Vorgaben auf 111 Schüler ausgelegt. 

Das Raumangebot sei flexibel nutzbar und biete mit seinen offenen Strukturen ideale Voraussetzungen für die vom Lehrplan geforderte Methodenvielfalt und Individualität. 

Das neue Schulhaus bietet mit zwölf Klassenzimmern Raum für zurzeit acht Klassen und zwei Kindergärten – der Kindergarten Guggerstrasse wird aufgehoben, der Kindergarten Nest bleibt als einziger externer Kindergarten erhalten.

Das vierstöckige Gebäude wird durch eine grosszügige Treppenanlage mit viel Tageslicht erschlossen. Aussen verläuft auf allen Stockwerken rundherum ein Laubengang, weshalb auch die Korridore genutzt werden können und der Notausgang doch gewährleistet sei. 

Vor dem Schulhaus entsteht ein Hartplatz, der als Pausenplatz genutzt wird und gleichzeitig als Aussichtsterrasse für das Quartier dient. Der Lift zur Teufener Strasse ist in ein turmähnliches, mehrstöckiges Mehrzweckgebäude integriert, mit Bibliothek im obersten Geschoss (Höhe Hartplatz), Galerie und Zugang zur Turnhalle im Mittelgeschoss sowie einem Mehrzweckraum im Erdgeschoss an der Teufener Strasse, der als Aula für die Schule sowie für Bedürfnisse des Quartiers dient.

Zwei Jahre Bauzeit

Insgesamt wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet. Sämtliche Klassen werden in dieser Zeit ins Schulhaus Nest 2 verlegt, weshalb kein Raumprovisorium nötig sei. Zwar müsse man näher zusammenrücken, aber für zwei bis drei Jahre sei das zumutbar.  In der ersten Bauphase, während des Abbruchs von Nest 1 (direkt oberhalb der Teufener Strasse) wird der Zugang von der Teufener Strasse aus Sicherheitsgründen während drei Monaten gesperrt. In dieser Zeit müssen die Schüler einen Umweg von 600 Metern über die Solitüdenstrasse in Kauf nehmen, was aber zumutbar sei.

Beschleunigtes Verfahren

Damit das Projekt nach der Gutheissung durch das Stadtparlament – es ist an der Sitzung vom 24. März traktandiert – möglichst schnell umgesetzt werden könne, habe sich der Stadtrat erstmals für ein neues Vorgehen entschieden: In den Baukosten sei ein Betrag von 1,1 Mio. Franken enthalten für einen Planungskredit, welcher dem fakultativen Referendum unterstellt ist. So könne bis zur Volksabstimmung, die voraussichtlich im Herbst stattfindet, die Detailplanung ohne Stopp weitergeführt werden. „Damit gewinnen wir Zeit.“ Das Risiko, dass dieses Geld bei einer allfälligen Ablehnung verloren sei, gehe man ein. 

Wenn alles optimal verlaufe, könne das neue Schulhaus im Herbst 2025 bezogen werden. „Mit Verzögerungen muss bei jedem Bau gerechnet werden, wir geben uns aber Mühe, dass dieser Zeitplan eingehalten werden kann“, sagte Pappa.

Viele Fragen – keine Kritik

In der anschliessenden Fragerunde gab es keine kritischen Voten, jedoch viele Fragen zu Details. So soll das Schulhaus neue Standards bei der Energiefreundlichkeit erfüllen, mit Nutzung der Erdwärme und Photovoltaik, wie Stadtbaumeister Hansueli Rechsteiner ausführte. Stadtrat Buschor erinnerte daran, dass die Parkplätze den Vereinen nicht zur Verfügung stehen. Als Sportler empfehle er sowieso die Anreise mit ÖV, Velo oder zu Fuss. Die Turnhalle verfügt auf zwei Etagen über eine umlaufende Galerie, damit das Publikum Spiele ihrer Mannschaften verfolgen kann. 

Eine Wohnung für den Schulhauswart sei nicht eingeplant, sagte er auf eine entsprechende Frage von Quartiervereinspräsident Hannes Kundert, welcher auf ein altes Anliegen des Quartiervereins hinwies, das der Vorstand im Zusammenhang mit Sicherheitsfragen und Littering vor Jahren bei der Stadt deponiert hatte. –  Zwar enthalte das entsprechende Reglement der Stadt eine Kann-Formulierung.  Es sei jedoch heute einem Hauswart nicht mehr zumutbar, Tag und Nacht präsent zu sein, um Polizist zu spielen, sagte Markus Buschor dazu. Auf allen Anlagen der Stadt gelte eine Willkommenskultur, wenn diese nicht eingehalten werde, setze man auf Deeskalation, erst wenn diese nichts fruchte, werde die Polizei beigezogen. Damit habe man bisher gute Erfahrungen gemacht. Auch sei keine Kameraüberwachung geplant. „Wir wollen hier einen Ort, wo man sich frei fühlen kann.“

Die neu entstehende Freifläche soll nach den Regeln der Biodiversität mit einheimischen Sträuchern bepflanzt werden und auch dem Quartier zur Verfügung stehen, sagte der Stadtbaumeister. Die bestehende Spielwiese nördlich der Gerhardtrasse bleibt bestehen. Zusätzlich zum Pausenplatz erhält die Anlage ein Spielfeld mit regendurchlässigem Gummigranulat. Dieser Allwetterplatz wird ebenfalls dem Quartier zur Verfügung stehen.

„Das Quartier erhält hier einen Megapark – einen kleinen Stadtpark“, sagte dazu Maria Pappa. 

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