10.04.2020
Talente im Tal der Demut
Jost Auf der Maur: Erinnerungen an das Riethüsli.
Dort, wo heute das Gebäude der Gewerbeschule steht, gab’s früher einen kleinen Fussballplatz. Unvergessliche Matches, berühmte Spieler und grosse Dramen prägten das Geschehen.
Jost Auf der Mauer
Der Platz beim Riethüsli am westlichen Ende des Tals der Demut war nicht einmal rechteckig. Trapezförmig war er. Gegen den Falkenwald und gegen St. Georgen hin waren die Out- und die Behind-Linien fast identisch mit den gefährlichen Dornenhecken. Auf der Riethüsliseite war das Feld vom Grasbord begrenzt, das zur Riethüslistrasse hin anstieg; eine natürliche Zuschauertribüne. Nur dass die Zuschauer meist fehlten – manchmal getrauten sich zwei, drei Mädchen herbei. Die Breitseite unterhalb des Trolleybus-Kehrplatzes schliesslich war so schmal, dass der Corner wenige Schritte vom Tor entfernt war.
Gleichwohl wurde da vor gut 50 Jahren heftig Fussball gespielt. Zudem war das Plätzchen ein soziales Scharnier, denn hier trafen sich die Buben aus dem Riethüsli mit jenen aus dem Nestquartier. Gemeinsam haben sie einmal zwei Torgehäuse aufgerichtet. Das Holz dazu hatte Schreinermeister Gemperli gespendet. Hei, war das ein Spielen danach. Doch eines Tages lagen die Tore zersägt am Boden – die Rache des kleinen Claude K., der nie hatte mitspielen dürfen.
Per Sigg-sagg-sugg sind möglichst gleich starke Equipen formiert worden. Ein Spiel dauerte solange, bis eine Mannschaft zehn Tore geschossen hatte. Mittwochs und samstags ergaben sich pro Nachmittag maximal drei Matches, danach waren die Helden gründlich erschöpft – und es war Zeit fürs Abendessen. Die kostbaren Bälle wurden von den Besitzern mit einigem Bangen zur Verfügung gestellt, denn es kam zu Verlusten: Entweder platzte nach einem Bombenschuss mit Knall die Gummiblase, oder der Ball hauchte in der Dornenhecke mit zischendem Geräusch seine Seele aus. Tränen gab’s, wenn ein Ball übers Tor raste, in den Weierweidbach plumpste und nicht genug schnell wieder herausgefischt werden konnte – dann verreiste der Ball auf dem Fliessgewässerchen in den Untergrund.
In den Pausen wurde der Durst am Brünnlein der Bushaltestelle gelöscht. Selten genug, dass die Joghurt-Fabrik Keller uns einige Becher mit defekten Deckeln offerierte.
Grosse Talente haben auf diesem Plätzchen Feuer gefangen. Dazu gehörte der nachmalige Mittelstürmer der Nationalmannschaft, Christian «Labi» Labhart, der schon vor seinem Engagement beim FC St.Gallen einen sagenhaften Riecher hatte für die richtige Position. Der Kerl mit dem besten Dribbling vor Lionel Messi aber war Markus Lehner. Als Junior sorgte er beim SC Brühl für Furore. Aber im Training ruinierte er seine beiden Knie und bestätigte damit eine alte Weisheit: Die Besten sieht man nicht in den grossen Stadien.
Das alte Plätzchen, es ist nicht mehr. Doch viele der Spieler und Matches sind unvergessen.
(Dieser Beitrag erschien im Riethüsli-Magazin 1/2017)
Autor/in: Nicola Zoller | 10.04.2020 | 1 Kommentar | Tools:
PETER GATTIKER
21.06.2023 / 23:53 Uhr
Markus Lehner war der beste Nestler Junior - Christian Labhart war der absolut erfolgreichste Nestler Junior, dieser bullige schussgewaltige Stürmer wurde einst "Wisi"(Wiesel) genannt da er sehr flink war.