19.09.2022
Der Brunnen soll erhalten bleiben – und künftig den Eingang des neuen Schulhauses zieren
Freude beim Künstler Fredi Thalmann - ihn verbindet noch ein anderes Kunstwerk mit dem Riethüsli.
Erich Gmünder, Text und Fotos
Der Schulhausbrunnen wird als Zeuge der Schulhausbauten erhalten und als künstlerisches Element beim neuen Schulhaus platziert.
Zurzeit wird das aus Beton gegossene Kunstwerk mit einem Spezialwerkzeug vom Untergrund gelöst, am Freitag soll der Koloss zum Zwischenlager beim Schulhaus Nest 2 transportiert werden.
Operation erfolgreich beendet: Am Dienstagmittag meldete die Bauleitung, dass der Brunnen und seine Einzelteile freigelegt sind.
Ein frühes Kunstwerk
Der Künstler Fredi Thalmann war 28 Jahre alt, als er den Brunnen realisierte – und er ist heute mit 83 Jahren genau so stolz auf sein Werk: „Immer, wenn ich später hierherkam, oft mit meinem kleinen Sohn, ist der Brunnen voll gewesen mit Kindern, die darauf gespielt haben. Herrlich!“
Fredi Thalmann hatte den Auftrag vom damaligen Stadtbaumeister Paul Biegger erhalten – der selber im Riethüsli, am Nestweiher wohnte. Der habe ihm oft schöne Aufträge „zugehalten“, erinnert sich der Künstler mit einem Schmunzeln, und zählt eine ganze Reihe von weiteren Bauten in der Stadt St. Gallen auf, die er mit einem Kunstwerk bereichern durfte, so beispielsweise beim Schulhaus sowie den beiden Kirchen in Rotmonten.
Aber auch im Riethüsli blieb der Brunnen nicht sein einziges Kunstwerk. Vom Turm der evangelischen Kirche grüsst ein anderer Zeuge seiner Kunst: Der Hahn. Dieser ist ein Unikum, auf dessen Gestaltung der Künstler besonders stolz ist: Der Güggel breitet seine Flügel aus, so dass er je nach Perspektive von weitem aussieht wie ein Kreuz. Den Auftrag dazu erhielt er vom Architekten, Ernest Brantschen, persönlich.
Doch zurück zum Schulhausbrunnen, der aus Beton gegossen ist. Fredi Thalmann zimmerte die Form selber aus Kantenhölzern zusammen, danach wurde das Wasserspiel von einem Baumeister mit Beton ausgegossen. Diese Strukturen, die vom Holz mit seinen natürlichen Maserungen gestaltet wurden, sind es, die ihm selber besonders gut gefallen und die heute noch gut sichtbar sind.
Laut Susanne Lüthi war den Verantwortlichen bewusst, dass der Brunnen geschätzt wird, und man sah es als einen „Mehrwert“ für das Schulhausprojekt, wenn die „alte“ Kunst am Bau erhalten werden könnte. Anderseits war man skeptisch, ob es technisch möglich sei, den Brunnen zu verschieben. Trotzdem wurde im Kostenvoranschlag ein Betrag aufgenommen, um einen entsprechenden Versuch zu wagen.
Da die Kosten für die aufwendige Trennung des Kunstwerks einiges höher seien als budgetiert, werde nun abgeklärt, wie die Mehraufwendungen anderweitig finanziert werden könnten. Ob der Brunnen schliesslich den Transport und die Montage am neuen Standort heil überstehe, stehe jedoch noch in den Sternen.
„Kunst am Bau“ ist beim neuen Schulhausprojekt ebenfalls im Kostenvoranschlag enthalten, wie Susanne Lüthi weiter ausführt. Zur Gewinnung von Vorschlägen gab es ein Auswahlverfahren, das vom jungen Künstler Beni Bischof gewonnen wurde. Das Projekt sieht Skulpturen vor, die auf dem Areal verteilt sein werden.
Seit vergangener Woche ist nun die Spezialmaschine an der Arbeit, den über 10 Tonnen schweren Koloss vom Untergrund zu schneiden. Mit einer Kette, die rund um das Kunstwerk herumläuft, wird er abgetrennt. Am Freitag soll er dann mit einem riesigen Kran gehoben und beim Schulhaus Nest 2 zwischengelagert werden.
In drei Jahren, wenn dann das neue Schulhaus steht, wird er an seinem neuen Platz vor dem Eingang des neuen Schulhauses platziert, just neben der Stieleiche, die ebenfalls als Zeuge der alten Schulanlage erhalten bleiben soll.
Warum Fredi Thalmann übrigens den Brunnen in Beton goss und nicht etwa in Metall, hatte damals einen ganz pragmatischen Grund, wie uns der Künstler schmunzelnd erzählt. In der Regel sei für Kunst am Bau 2 – 3 Prozent der Bausumme eingesetzt worden. Mit dem Geld eine Bronzeskulptur zu giessen, sei praktisch nicht möglich gewesen, hätten die Arbeiten doch eine gewisse Grösse haben müssen, um eine Wirkung zu erzielen. Deshalb habe er sich für Beton entschieden.
Autor/in: Erich Gmünder | 19.09.2022 | 1 Kommentar | Tools:
Andreas Blaser
20.09.2022 / 09:21 Uhr
Immer wieder interessante Hintergrundinfos aus dem Quartier! Herzlichen Dank Erich für dein grosses Engagement.
Andreas Blaser