11.12.2023
Daniel Kehl und die GBS auf dem Weg in die Zukunft
Auf den Rektor der grössten Ostschweizer Berufsschule warten grosse Herausforderungen.
Michael Töpfer, Text und Fotos
Beeindruckende Zahlen
Daniel Kehl, der Rektor des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums GBS, ist gut beschäftigt, schliesslich werden an der grössten Berufsschule der Ostschweiz (und Nr. 4 schweizweit) junge Menschen in 45 verschiedenen Berufen ausgebildet, ausserdem gibt es 20 Weiterbildungskurse der höheren Berufsbildung. Zusätzlich, als Folge der Weltpolitik und der Flüchtlingsströme, sind aktuell 14 Integrationsklassen aufgegleist mit vielen, vor allem ukrainischen Staatsbürgern.
Es werden unglaubliche 175 000 Lektionen im Jahr erteilt durch ca. 450 Lehrpersonen. In der Grundbildung befinden sich 4300 Schülerinnen und Schüler, in der höheren Bildung 800. Etwa 40 Prozent des Unterrichts wird am Hauptsitz der GBS in der Demutstrasse erteilt, sonst an 10 verschiedenen anderen Standorten. Soviel zur Statistik.
Einheit in der Vielfalt
Zur Philosophie der GBS sagt Daniel Kehl, es müsse eine «Einheit in der Vielfalt» geben – und dieser Gedanke soll sich auch in der Architektur des Neubaus bzw. der Grunderneuerung der GBS widerspiegeln. Die Herausforderung ist nicht zuletzt, dass in relativ kurzer Zeit immer neue Berufsbilder entstehen, die man auch in Zukunft integrieren können muss. Da ist Flexibilität, auch bei der räumlichen Gestaltung, gefragt. So sollen pädagogische Einheiten geschaffen werden, in denen verschiedene Berufe einer bestimmten Dienstleistungssparte zuhause sind, wie beispielsweise Köchinnen/Köche zusammen mit Patisseurinnen/Patis-seuren und Restaurantfachangestellte etc. Dasselbe gilt für technische oder künstlerische Berufszweige.
Transparenz
Im bereits seit Jahren in Arbeit befindlichen Baukonzept wird dem durch eine transparente, durchlässige Raumaufteilung Rechnung getragen, wie überhaupt die neue GBS viel heller und luftiger sein wird als sie es jetzt ist. So soll das geplante Gebäude die verschiedenen Berufe sichtbar machen. Es wird also keinen langen Gang mehr geben mit Klassenzimmern rechts und links. Für die Planung wurden auch Architekturbüros einbezogen, die auf Ausbildungsstätten spezialisiert sind. Das Ergebnis sieht in der Visualisierung sehr ansprechend aus.
Beruf ist Heimat
Die Devise der GBS lautet: «Bildung braucht Heimat» und «Berufe bilden Heimat», und zurecht wird von Daniel Kehl die hohe Qualität der Berufsbildung in unserem Land betont, mit Verwurzelung im Berufsalltag und 1 – 2 Tagen Schule pro Woche. Das Niveau der so Ausgebildeten ist dementsprechend hoch.
Aufgrund dieses Konzeptes begegnen die Schülerinnen und Schüler auch den Lehrpersonen viel mehr auf Augenhöhe, da sie eigene Berufserfahrung mitbringen. Übrigens singt er ein Loblied auf die jungen Leute, die sehr motiviert, zielstrebig und mit einer positiven Grundhaltung ihre Berufsausbildung betreiben. Keine «Null-Bock»-Stimmung also.
Der entspannte Rektor
Angesichts der riesigen Leistung seiner Institution wirkt Daniel Kehl sehr entspannt, er hat die Aufgabe im Griff und strahlt viel positive Energie aus. Wie schafft man es, eine so anspruchsvolle Aufgabe so gut zu meistern? Daniel Kehl kennt die GBS bestens, er arbeitet schon seit dem Jahr 2000 dort, seit 2019 als Rektor. Es gibt Fachbereichsleitungen, die entlasten, Aufgaben zu delegieren hilft. Schwierig war die Coronazeit, die kurz nach seinem Stellenantritt auch über die GBS hereinbrach. Nicht zuletzt mit sehr konstruktiver Hilfe durch die Politik liess sich die Zeit aber gut bewältigen. Beispielsweise konnte die GBS Defizite der Arbeitgeber für die Berufsschüler kompensieren. Vor allem im Gastronomiebereich brach die Ausbildung teils völlig zusammen. Gesamthaft gab es nur eine Lockdown – Zeit von 2 1/2 Monaten.
Als Vater von vier Kindern (2 x Zwillinge!), die jetzt 16 und 13 Jahre alt sind, kennt er stressigere Zeiten. Und so steht die Freude auf die kommenden Jahre im Vordergrund, wobei die Bauphase logistisch und organisatorisch anspruchsvoll sein wird. Der Zeitplan 2023/24 wird noch geplant, dann erfolgen die verschiedenen Genehmigungsverfahren, schliesslich ist der Baubeginn für 2026 vorgesehen mit Erstellung eines Neubaus zwischen Hauptgebäude und Turnhalle. Dieser soll 2027/28 fertig sein.
Bis 2032 fertig
Anschliessend geht es weiter mit dem Hauptgebäude, das bis auf das Betongerüst entkernt werden soll. Der Bau aus dem Jahr 1973 entspricht in keiner Weise mehr den energetischen (Fenster, Fassade) und auch feuertechnischen Standards. Die Gesamterneuerung soll dann 2032 abgeschlossen sein. Das in Bau befindliche Alterswohnprojekt sieht Daniel Kehl übrigens sehr positiv, da die dortigen Bewohner:innen auch das öffentliche Restaurant der GBS werden nutzen können und eine altersmässige Durchmischung durchaus bereichernd für alle Beteiligten sein wird. Dazu soll idealerweise auch der neu gestaltete Platz vor der GBS im Sinne einer Begegnungszone beitragen.
Es liegen also spannende Jahre vor der GBS und Daniel Kehl als deren Rektor. Am Ende wird eine städtebauliche Aufwertung unseres Quartiers stehen und eine zeitgemässe, attraktive Ausbildungsstätte für junge Berufsleute. Man möchte dem Projekt eine reibungslose, möglichst noch beschleunigte Umsetzung wünschen und allen Beteiligten gutes Gelingen. Wir können und werden in unserer Quartierzeitung sicher noch öfter über den weiteren Verlauf der Grossbaustelle berichten.
RIETHÜSLI MAGAZIN JUNI 2023
Autor/in: Michael Töpfer | 11.12.2023 | Keine Kommentare | Tools: