22.04.2023
Das Geheimnis der Ninjas
Das Kinderlager zuhause - ein Hit seit 10 Jahren!
Text: Claudia Jakob / Fotos: Claudia Jakob / Mirjam Schoch
Haben Sie mitbekommen, dass in unserem Quartier während der Frühlingsferien junge Ninjas (ausgesprochen Nindschas) ausgebildet wurden? 32 Jungen und Mädchen stellten sich der Herausforderung und liessen sich auf das Abenteuer ein.
Wer nun glaubt, dass die Kinder Kampftechnik erlernt haben, liegt falsch. Es braucht viel mehr als Kampftricks, um ein guter Ninja zu sein.
Die Tugenden eines Ninja
«Ninjutsu» ist japanisch und bedeutet wörtlich übersetzt «die Kunst des Erduldens». Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin gehören zu den entscheidenden Tugenden der Ninjas. Aber auch völlige Aufrichtigkeit, Loyalität und Hingabe sowie Liebe zum Universum und Wohlwollen für die Menschheit gehören dazu.
Natürlich lernt ein Ninja, die Kampfkunst zu perfektionieren, um als Spion oder mächtiger Kämpfer eingesetzt zu werden. Jedoch stehen vor allem die Persönlichkeit und die Ausbildung der Seele im Mittelpunkt. Unsere Kinder wissen von Serien wie Ninjago, dass die vier Elemente bei den Ninjas ebenso eine grosse Rolle spielen.
Um die Fähigkeiten eines Ninja zu erlangen, lernten die 32 Riethüsli-Kids während der Ausbildung, die vier Elemente zu beherrschen.
Ein Angriff der Ninjas
Tatort: Piazza Riethüsli, Tatzeit: 13.40 Uhr, Opfer: zwei Ninjas in der Ausbildung.
Nichtsahnend betrat ich am Nachmittag des 17. April 2023 den Innenhof der Kirche und fand mich mitten im Geschehen wieder. Kinder rannten in verschiedenfarbigen Anzügen herum und umringten die beiden Mädchen, welche bluteten und von einem Angriff auf sie erzählten. Ein weiteres Mädchen trat hinzu und erklärte, dass sie eine Heilerin sei. Mithilfe verschiedener Zutaten sollten die angehenden Ninjas einen Trank mischen, der den beiden Mädchen Linderung verschaffen würde. Daraufhin zogen die Gruppen los – immer begleitet von Leitungspersonen – und durchforsteten das Quartier, um alle Zutaten zu sammeln. Nur wenn alle Gruppen alle Ingredienzien finden würden, würde die Heilung der beiden Verletzten gelingen.
10 Jahre Kinderlager
Zu sehen sind viele lachende Gesichter, Kinder unterschiedlichen Alters aus dem Quartier Riethüsli: Hier dabei zu sein ist eine tolle Sache – und dies schon seit 10 Jahren! Mirjam Schoch, Jugendarbeiterin der Reformierten Kirche St. Gallen Centrum, arbeitet für „gmeinsam“ und organisiert Jahr für Jahr im Frühling wie auch im Sommer die Kindertage im Riethüsli. Dies tut sie nicht allein – mit an Bord sind Barbara Stump, Religionspädagogin im Riethüsli, Pascal Graf, Jugendseelsorger der Pfarrei Riethüsli sowie Jugendliche aus dem Quartier.
Die Kinder können ab der 1. Klasse dabei sein, sie profitieren von einem attraktiven Tagesprogramm, welches ein Mittagessen beinhaltet. Auch für die Eltern ist es ein Segen: Wer keine Ferien machen kann, weiss seine Kinder in guter Gesellschaft und Betreuung, da sich das Team viel Mühe gibt, um den Teilnehmenden ein tolles Erlebnis zu bereiten.
Generation Alpha engagiert sich
Nein, es ist kein Ausbildungsgang für Ninjas – Generation Alpha wird die Generation der heutigen Jugendlichen und Kinder genannt (ab Jahrgang 2010). Ihr wird nachgesagt, dass sie sich weniger in Vereinen engagiert. Nun, im Riethüsli scheint dies nicht der Fall zu sein. 9 Jugendliche aus dem Quartier haben sich freiwillig zur Mitarbeit gemeldet und verpflichtet. Mit dabei sind auch Teenies, welche selber einst als Kinder an den Kindertagen teilgenommen haben. Mirjam, die nun seit 10 Jahren im Quartier arbeitet, hat eine gute Beziehung zu ihnen und es gelingt ihr, die Jugendlichen für die Freiwilligenarbeit zu motivieren.
Um das Lager vorzubereiten, trifft sich das Leitungsteam für ein Wochenende mit Übernachtung. Neben dem Motto, den Inhalten der Tage, der Ausbildung der Jugendlichen hat es auch Platz für Spass und Freizeit. Einige der Jugendlichen sind auch in der Jubla, dies ist spürbar in ihrem Auftreten und Handeln.
Die jüngste Leiterin ist Nora, sie wurde im Jugendtreff von Mirjam angesprochen und liess sich motivieren, dabei zu sein. Ich durfte ihre Gruppe am Nachmittag begleiten und staunte sehr über ihre tolle Art, die Gruppe zu führen und mit den Kindern zu reden. An ihrer Rolle als Leiterin gefällt ihr, dass sie ihre Ideen einbringen durfte und ernst genommen wurde. Sie habe sich von Anfang an als Teil des Teams gefühlt und nicht als die «Newcomerin».
Und was ist nun das Geheimnis?
Die angehenden Ninjas lernten in dieser Woche, die vier Elemente zu beherrschen. Gerade beim Feuer mag der eine oder die andere zusammenzucken – keine Angst, ein Feuerwehreinsatzfahrzeug war auch vor Ort. Um die Lüfte zu beherrschen, wurde eifrig im Trampolinpark gesprungen, was für ein Vergnügen! Und für das Wasser wurden Brücken über den Wattbach gebaut.
Doch was ist nun das Geheimnis der Ninjas? Es geht nicht um eine spezielle Kampftechnik oder wie man sich gut versteckt. Nein, ein Ninja muss vertrauen können – und dies gelingt vor allem in der Freundschaft.
Leckere Stärkung für angehende Ninjas, zwei Jugendliche helfen beim «Schöpfen».
Autor/in: Claudia Jakob | 22.04.2023 | 1 Kommentar | Tools:
Patrick
28.04.2023 / 12:26 Uhr
Ein hervorragend und spannend geschriebener Bericht - herzlich Dank dafür und für das grossartige Engagement aller Beteiligten!