31.01.2020
„Ministrieren ist eine coole Sache“
Das Riethüsli ist eine Hochburg der Ministranten.
Nini Rudnicki (Pfarreiforum St. Gallen)
Ministrieren schafft Selbstbewusstsein. Ausserdem ist man Teil einer Tradition und trifft Freunde: Für die Oberministranten in der Pfarrei Riethüsli sind das die Hauptgründe, weshalb sie bereits als Primarschüler diese Aufgabe übernommen haben.
Popcorn, Gummibärli und Süssgetränke stehen auf dem Tisch im Besprechungszimmer in der Pfarrei Riethüsli. Diese Energie brauchen die fünf Jugendlichen, die an diesem Donnerstagabend gemeinsam mit der Pfarreibeauftragten Barbara Stump den Verabschiedungsgottesdienst von einigen Ministranten planen.
Zeit mit Freunden verbringen – und Selbstbewusstsein schaffen
Sie selbst sind Oberministranten und als solche für Spezialanlässe wie die Verabschiedungsgottesdienste zuständig. Sie organisieren aber auch Plauschanlässe, etwa während der Fasnacht oder Film- und andere Teamabende. Vier Mal treffen sie sich dafür im Jahr zu Besprechungen. Doch weshalb ministrieren sie?
Die Antworten von Clara Pfister, Marino Rutz, Clemens Vorburger, Timo Dolder und Moritz Büsser lassen nicht lange auf sich warten: Es sei schön, Zeit mit Freunden zu verbringen. Sie würden sich zum Teil auch aus der Schule oder vom Fussball kennen. Ausserdem schaffe die Aufgabe Selbstbewusstsein.
«Zu ministrieren ist aber auch eine wichtige Aufgabe. Wir müssen zuverlässig sein», sagt Marino Rutz. Und Clara Pfister fügt an, dass es ihr am meisten Spass mache, wenn sie bereits wisse, welche Witze der Pfarrer bringen wird.
19 Kinder im Ministrantendienst
Jeder der Jugendlichen hat bereits in der Primarschule angefangen zu ministrieren. «Wir fragen alle katholischen Schülerinnen und Schüler nach der 1. Kommunion an, ob sie ministrieren möchten», sagt Barbara Stump. «Wenn sie interessiert sind, begleiten sie die Oberministranten während einer Schnupperlektion.» Jedes Jahr könnten so einige Schülerinnen und Schüler als Ministranten gewonnen werden. Insgesamt sind es derzeit im Riethüsli 19.
Auch die aktuellen Oberministranten haben in der Primarschule begonnen zu ministrieren. Alle von ihnen aus Tradition, etwa weil die Grosseltern oder Eltern bereits Ministranten waren. «Auch einige Kollegen haben mir gesagt, es sei eine coole Sache», sagt Timo Dolder. Im Schnitt einmal pro Monat sind die Jugendlichen als Zweierteam einem Gottesdienst zugeteilt.
Höhepunkt in der Weihnachtszeit ist die Mitternachtsmesse am 24. Dezember. Es sei dann immer besonders feierlich, aber auch anstrengend, sich so spät noch zu konzentrieren, erzählen die Jugendlichen. Dann wechseln sie zu Erinnerungen an Gottesdienste in der Osternacht, an denen die Ministranten jeweils die Kerzen verteilen.
„Das kann schon mal peinlich sein“
Und sie erzählen von unliebsamen Aufgaben. Zu denen gehöre beispielsweise, während des Gottesdienstes den Gong zu schlagen. «Triffst du nicht richtig, tönt es anders als es sollte und das kann schon mal peinlich sein», sagt Marino Rutz und fügt an, mit der Zeit lerne man, Fehler nicht so ernst zu nehmen. Während seines ersten Gottesdienstes als Ministrant habe er gleich mehrere Dinge falsch gemacht. «Eigentlich wusste ich gar nicht, was ich da mache. So ging ich etwa bei der Lesung nach vorne statt beim Evangelium. Aber Fehler gehören einfach manchmal dazu.»
Dann wenden sich die Oberministranten wieder der Planung des Verabschiedungsgottesdienstes zu. Teil dieses Gottesdienstes ist jeweils, Gegenstände vorzustellen, die ein Ministrant braucht. So trägt beispielsweise jeder Ministrant eine Plakette, auf der das Pfingstgeschehen und die Brotvermehrung abgebildet ist. Ausserdem bekommen alle ein Gewand und Stricke in den verschiedenen liturgischen Farben.
Clara Pfister greift nach einem der gelben Stricke und sagt: «Wann genau welche Farbe zum Einsatz kommt, ist wirklich kompliziert. Manchmal frage ich mich, ob ich das wirklich verstehe, auch wenn ich schon so viele Jahre ministriere.» (nar)
Autor/in: riethuesli.com | 31.01.2020 | Keine Kommentare | Tools: