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19.11.2022

Die Dosieranlage lässt weiter auf sich warten

Was sind die Gründe?

Der Stau soll aus dem Quartier in die unbewohnte Gegend zwischen Liebegg und Lustmühle ausgelagert werden. Archivfoto: EG

Erich Gmünder

Seit über acht Jahren wird darüber diskutiert, wird verhandelt, geplant, angekündigt – und immer noch lässt die Dosieranlage in der Liebegg lässt auf sich warten. Die Federführung hat Ausserrhoden resp. das Departement Bau und Volkswirtschaft des Kantons Appenzell Ausserrhoden.

Ist das der Grund, weshalb es nicht vorwärts geht?

Vorweg: Dieser Eindruck, der vielleicht in unserem Quartier entstehen könnte, täuscht: Der Regierungsrat von Appenzell Ausserrhoden hat das Projekt im Frühjahr genehmigt, die Planauflage hat stattgefunden. In einer Medienmitteilung am 24. Februar 2022 tönte es aus dem gleichen Kanton sehr konkret: „Die Bauarbeiten sollen im Sommer (2022) starten.“

Was ist der wahre Grund für die Verzögerung?

Nachfrage beim Tiefbauamt Appenzell Ausserrhoden. Ueli Schmid betreut in der Abteilung Strassenbau diverse Ausbauprojekte als Oberbauleiter oder Projektleiter und ist auch für das Projekt Dosieranlage Liebegg zuständig. Die Verzögerung führt er auf zwei Gründe zurück.

Der erste Grund ist einfach erklärt: Es liegen Einsprachen gegen das Bauprojekt vor, die erledigt werden müssen.

Mit der kleinen Bohrstation wird zurzeit der Baugrund für die Verbreiterung des talseitigen Rad- und Gehwegs sondiert. Foto: EG

Der zweite Grund ist etwas komplizierter, und da spielt der Bund eine Rolle. Dabei kommt ein weiteres Projekt ins Spiel, das gleichzeitig mit der Pförtneranlage realisiert werden soll: Der Rad- und Gehweg zwischen Liebegg und Lustmühle soll verbreitert werden, so dass ihn die Radfahrenden in beide Richtungen befahren können (aktuell sind nur die Radfahrenden in Richtung Teufen auf dem Rad- und Gehweg zugelassen).

Bund buchstabiert zurück

Das Projekt eines 2-Richtungs-Radweges zwischen Teufen und St. Gallen (mit Verlängerung via separaten Wattbachsteg abseits der Teufener Strasse ins Riethüsli) hat für die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St.Gallen hohe Priorität. Der Abschnitt Lustmühle-Liebegg ist Teil des Agglomerationsprogramms 4. Generation. Damit wäre er voll beitragsberechtigt gewesen, und die Gelder aus Bern wären geflossen. Er hätte ab 2024 realisiert werden sollen. Wären, hätten – doch es kam anders.

Der Bund hat nach der ersten Prüfung festgestellt, dass die geplante Verbreiterung einen Konflikt mit dem Wildtierkorridor hervorruft. Er will das Projekt daher zurückstellen. Die beteiligten Stellen haben diesbezüglich in Bern interveniert und Argumente geliefert, warum der Rad- und Gehweg jetzt verbreitert werden muss.

Nächste Instanz ist der Bundesrat

Nun geht die ganze Angelegenheit in eine nächste Runde. Der Bundesrat muss entscheiden, ob der dem Parlament das Agglomerationsprogramm St.Gallen-Bodensee 4. Generation mit oder ohne verbreiterten Rad-und Gehweg zwischen Lustmühle und Riethüsli vorlegen will. In Ausserrhoden wartet man ab, wie Bern entscheidet, ist aber guten Mutes.

Mit dem Njet aus Bern kam es auch bei der Pförtneranlage zum Stillstand: Die Offerten für die Bauarbeiten lagen bereits auf dem Tisch, als das Tiefbauamt die Ausschreibung abbrechen musste.  

Die gelb-blaue Markierung zeigt den Verlauf des geplanten Radweges. Foto: EG

Wenn alles wie geplant laufe, könnte frühestens nächsten Sommer mit einem Baubeginn gerechnet werden, so Ueli Schmid.

So funktioniert der Pförtner

Mit der Dosieranlage Liebegg soll der Verkehrsstau von den bewohnten Quartieren an der Teufener Strasse ins unbewohnte Gebiet im Bereich zwischen Liebegg und Lustmühle ausgelagert werden. Wie das funktioniert, geht aus einer Medienmitteilung des Kantons Appenzell Ausserrhoden vom 25. Mai 2022 hervor:

Das Auflageprojekt für den Pförtner Jonenwatt bis Anschluss Lustmühle, Übersicht. Illustration: zVg. TBAR

Die Anlage besteht aus einer Aufweitung der Strasse, aus einer grossen Mittelinsel für die Lichtsignalanlage und einer intelligenten Steuerung (Illustration oben Mitte). Der unvermeidbare Stau wird so ausserhalb des Siedlungsgebiets gelegt, wodurch die direkt an der Strasse lebende Wohnbevölkerung der Stadt St.Gallen und des Teufner Weilers Liebegg von Immissionen und anderen Nachteilen entlastet wird. Die mögliche Rückstaulänge darf sich dabei nicht über den Knoten Lustmühle ausdehnen. Mittels Detektoren wird sowohl der Stau im Siedlungsraum der Stadt St.Gallen wie auch im Rückstauraum zwischen Pförtner und dem Abzweiger Lustmühle überwacht.

Attraktivere Radverbindung

Velofahrerinnen und -fahrer werden in beide Fahrtrichtungen auf dem Rad-/Gehweg von der Lustmühle bis zum Pförtner sicher an der Fahrzeugkolonne vorbeigeführt. Der Rad-/Gehweg soll dazu mittelfristig in einem separaten Projekt verbreitert werden, da er heute eher schmal ist. Beim Pförtner sollen die Velos wieder in den Verkehr integriert werden. Sie können sich dazu an der Anlage anmelden und erhalten ‚grün‘.

Die Pförtneranlage bringt Vorteile für den Verkehrsfluss und für die Anwohnerinnen und Anwohner an der Teufener Strasse. Auch die Gemeinden Teufen, Bühler und Gais sehen den Handlungsbedarf und unterstützen das Vorhaben.

Detailplan der Pförtneranlage. Illustration: zVg. TBAR

Die gesamten Anlagekosten betragen gemäss detailliertem Kostenvoranschlag rund 2,39 Millionen Franken. Davon übernehmen auf der Basis der kantonalen Strassengesetze Stadt und Kanton St. Gallen rund 0,5 Millionen Franken und die Gemeinde Teufen rund 0,29 Millionen Franken.

Die finanzielle Unterstützung durch den Bund im Rahmen des Agglomerationsprogramms kann erst nach der Planauflage und der Krediterteilung beantragt werden. Der Kanton geht davon aus, dass sein Anteil wegen des erwarteten Bundesbeitrags auf rund 1,2 Millionen Franken sinken wird.

2 Kommentare

  1. Patrick Hager

    22.11.2022 / 17:28 Uhr

    Wir haben es schon immer geahnt: Die Wildtiere sind schuld am anhaltenden Stau im Riethüsli! Oder doch die Radfahrer?

    Antworten

  2. Hansueli Stettler

    20.11.2022 / 17:17 Uhr

    Man kann ja alles und jedes immer wieder neu miteinander verknüpfen und so neue Hürden schaffen...man erkennt die Absicht und ist verstimmt.

    Es ist einerseits nicht einsichtig, warum der allenfalls breitere Veloweg irgendwie den Wildtierkorridor beeinträchtigt - ich habe ehrlich gesagt noch gar nie ein Tier von diesem Weg aus gesehen, die Tiere lieben diese Böschungen auch nicht wirklich. Und andererseits ist nicht klar, warum der Weg überhaupt breiter werden soll - wenn er bei den aktuellen Frequenzen nicht im Gegenverkehr befahrbar ist, weiss ich als Velofahrer auch nicht mehr weiter. Und soooo viele Fussgänger gibts dort auch nicht, als dass man nicht an ihnen vorbeikommen tät.
    Der Fall mit der Kollision der Radfahrerin in Gais vor zwei Tagen ist komplett anders gelagert, das Trottoir dort ist schmal, parallel bepflanzt und hat auch noch eine Kurve am Umfallort...
    Hier für vierzig Zentimeter mehr Breite eine Million zu verbrennen ist nur noch dumm.
    Es wäre mit gescheiteren Übergängen in der Kurve und einem breiten, gelben Distanz- Streifen vorher schon viel zu erreichen. Und natürlich sollte der Radweg nicht absacken, da muss man aber nicht noch gross sondieren, sondern besser gleich ein paar Anker bohren...
    Und gerne: mit den für die Million gesparten Zinsen im Winter prioritär auch den Radweg vom Schnee räumen.

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