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28.09.2021

Ein Haus im Zeichen der (Porzellan-) Kunst

Louise Weber an der Teufenerstrasse 146.

Michael Töpfer, Text und Fotos

Eine putzmuntere, agile Dame begrüsst mich schon vor Betreten des Grundstücks am Gartenzaun. Es ist Louise Weber, die mich sofort in ihren Keller führt. Der ist eine wahre Schatz- und Vorratskammer an Porzellan, bemalt und unbemalt.

Louise stammt aus einer echten Künstlerfamilie. Die verwitwete Grossmutter zog mit ihren vier Kindern im Jahre 1911 an die Teufenerstrasse 146 in das damals neue Haus. Drei der Kinder ergriffen künstlerische Berufe, nur der Vater von Louise, der Jüngste, wurde Küchenchef und arbeitete im Hotel «Schiff» in Schaffhausen, weshalb Louise dort geboren ist. Nach dem frühen Tod der Mutter kam sie im Alter von sieben Jahren zurück zu ihren Tanten an die Teufener Strasse. Der Vater arbeitete weiter im Hotel.

Schwierige Kindheit

An diese Zeit gibt es keine besonders guten Erinnerungen, sie wurde nicht sehr liebevoll behandelt. Allerdings er-lernte Louise früh von den Tanten die Porzellanmalerei. Das Haus an der Teufenerstrasse wurde 1927 von der Familie gekauft, die Porzellanmanufaktur dort mit Malatelier und Brennofen betrieben (bis heute!). Nach der Schule ging es für Louise nach Zürich an die Kunstgewerbeschule und – ein Highlight – 1966 für ein Jahr nach München an die Schule für freie Malerei.

Das Ende eines Booms

Noch besser gefiel es Louise 1967/68 in Paris, wo sie ihre Ausbildung an der Kunstakademie fortsetzte und im Stadtteil Montparnasse wohnte – auch jetzt noch ihr Lieblingsviertel in Paris. Von den 50er- bis zum Anfang der 80er-Jahre bot die Porzellanmalerei eine gute Lebensgrundlage. Selbst Hotels im Engadin bestellten bei Webers. Dann änderte sich der Zeitgeist, bis heute ist handbemaltes Porzellan nicht mehr «in» geworden.

Ein besonders schönes Exemplar eines Schmuckkästchens in Form eines Ostereis.

Gut, dass man vielseitig ist. Louise gab Unterricht am Lehrerseminar in Rorschach in den Fächern Werken und Zeichnen, ebenso als Aushilfe in der Sekundarschule. Vereinzelt gibt es auch heute noch Interesse, das Porzellanmalen zu erlernen, aber selten. Problematisch ist auch, dass unbemaltes Porzellan in Vorrat gehalten werden muss, um bedarfsweise verschiedene Formen und Grössen des «Rohmaterials» anbieten zu können. So produziert Louise vor-wiegend für den Verkauf auf Oster-und Weihnachtsmärkten. (Der nächste findet übrigens vom 3. bis 5. Dezember im Adlersaal in St.Georgen statt, wo Louise Weber mit einem Stand präsent sein wird.)

Nun gibt Louise Weber Aquarell- und Zeichnungskurse für die Pro Senectute. Von ihren didaktischen Fähigkeiten wurde ich sofort durch einen Blitz-Aquarellkurs überzeugt.

Der Brennofen (bis 1250 Grad heizbar!), wo die Kunstwerke sozusagen verewigt werden.

Schwierigkeiten gemeistert

Die Biographie von Louise Weber ist interessant und teils sehr berührend. Sie zeigt exemplarisch die Umbrüche des vergangenen Jahrhunderts. Louise Weber hat viele Schwierigkeiten bewältigt, sie ist heute mit sich und ihrem Leben, nicht zuletzt dank ihrer Unabhängigkeit, zufrieden und leistet noch immer einen Beitrag für diejenigen, die von ihr lernen wollen.

Das Lager mit unbemaltem Porzellan im Keller des Hauses.

Das Lager ! – Tante Clara mit ihren Schmuckkreationen – Der Brennofen (bis 1250 Grad heizbar !) – 

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