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18.04.2009

Sie kämpfte für die Natur und die Schöpfung

Abschied von Erika Mangold: 26. Februar 1927 - 14. März 2009.

Die „Entenmutter“ hatte ein grosses Herz für Tier und Umwelt.

Sie durfte friedlich einschlafen – der Lebensweg von Erika Mangold, der am Schluss von Stürzen und Beschwerden geprägt war, ist in der Nacht auf den 14. März 2009 zu Ende gegangen.

Erich Gmünder (Dieser Beitrag erschien in der Quartierzeitung Riethüsli-Magazin fürs Nest 1/2009)

Sie war jeweils die erste, welcher ich die druckfrische Ausgabe unserer Quartierzitig in die Hand drückte: Erika Mangold, die langjährige Quartierblatt-Redaktorin, Präsidentin der Nestweihergesellschaft und Ur-Riethüslerin.

In einem Porträt in der April-Ausgabe vor einem Jahr haben wir ihr Wirken im Quartier als «Entenmutter» gewürdigt. Jene Ausgabe musste ich ihr allerdings bereits ins Spital bringen: Eine Woche nach Ostern war sie auf dem Kirchgang bei der Ueberquerung des Appenzellerbahngleises – auf den letzten paar Schneeflocken des vergangenen Winters – ausgerutscht und hatte sich einen Oberschenkel gebrochen. Die nächsten Ausgaben brachte ich jeweils in ihr bescheidenes Zimmerchen im Alterswohnheim Raphael in St. Georgen.

Bis fast zuletzt trug sie die Hoffnung, dereinst wieder in ihre eigene Vierzimmer-Wohnung zurückkehren zu dürfen, in ihr Elternhaus an der Altmannstrasse 12. Ein kurzer Aufenthalt an Weihnachten, den sie nochmals im Kreise ihrer Liebsten und mit ihrer ebenfalls betagten Dackeldame Silva dort verbringen durfte, sollte das letzte Mal sein.

So war sie bis am Schluss schicksalhaft mit der Achse Riethüsli-St. Georgen verbunden – als Kind hatte sie der Schulweg täglich durch das Tal der Demut ins Nachbarquartier geführt. Als Heimweh-Riethüslerin führte sie der Besuch bei ihren gefiederten Freunden nun fast täglich ein- bis zweimal mit dem Rollator auf dem umgekehrten Weg zum Nestweiher, zu ihrem Refugium, das seine heutige Existenz ebenfalls ihrem Einsatz zu verdanken hat. Mit Freude und Stolz durfte sie als frischgebackene Ehrenpräsidentin der Nestweihergesellschaft denn auch noch die Einweihung im August miterleben – eine Ente wurde auf ihren Namen getauft.

Erika Mangold kämpfte für die Natur und die Schöpfung, lokal und global, auch dann, wenn es nichts zu gewinnen gab und der Erfolg gering schien – so auch den aussichtslosen Kampf gegen die Ueberbauung der Liebegg. Aber sie kämpfte mit Herz und nicht verbissen und war deshalb auch nie verbittert.

Eine grosse Trauergemeinde hat von ihr Abschied genommen – Freunde und Verwandte haben ihr Wirken mit berührenden Worten gewürdigt. Ihr vielfältiger Einsatz hat eine bleibende Erinnerung verdient – das darf durchaus auch wörtlich, an ihrem liebsten Platz, bei ihren gefiederten Freunden, verstanden werden. Wir setzen ihr schon mal ein kleines Denkmal auf Papier: In den nächsten Ausgaben drucken wir ihre Jugenderinnerungen ab, die sie auf Anregung von Josef Osterwalder für unsere Quartierzeitung verfasst hat. So gerne hätte ich ihr auch diese Ausgabe druckfrisch persönlich überbracht. Es sollte nicht mehr sein.

Loslassen im Alter am eigenen Leib erfahren.

Plötzlich wurde alles anders: 4-Zimmer-Wohnung aufgeben, Tausch gegen ein kleines Zimmer, allerdings mit eigenen Möbeln – Auflehnung trotz optimaler Betreuung. Ich muss zusehen, wie ich «verwaltet» werde (z.B. Essenszeiten). Weil an meinem Tisch alle älter sind, kommen immer die gleichen «Sprüche» auf den Tisch, ein richtiger Austausch ist kaum mehr möglich; an anderen Tischen ist es allerdings schlimmer. Loslassen ist gefragt: meine Möbel, Bücher, Schallplatten und CD’s, Musikanlage, Laptop, Drucker etc. Auch liebe Hausbewohner und Nachbarn, mein Dackel Silva, der mit sehr viel bedeutet. Zum Glück fühlt er sich bei meiner Schwester und meinem Schwager zu Hause, dafür bin ich sehr dankbar.

(Erika Mangolds Gedanken anlässlich eines Gottesdienstes zum Thema Loslassen im November 08)

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