12.09.2020
«Prinzipienreiter sind fehl am Platz»
Kandidierende aus dem Riethüsli – Unsere Wahlplattform für die Wahlen vom 27. September 2020.
Auch bei den Stadtratswahlen ist unser Quartier prominent vertreten. Trudy Cozzio, Lehrerin/Schulische Heilpädagogin, die Frau des früh verstorbenen Stadtrats Nino Cozzio, soll für die CVP den Sitz zurückerobern, der nach dessen Hinschied verloren ging. Stadtrat und Anwalt Peter Jans, Jahrgang 1960, der 2015 als Nachfolger von Fredy Brunner in die Stadtregierung gewählt wurde, verteidigt einen der beiden SP-Sitze.
Peter Jans, seit 5 Jahren gehören Sie der Stadtregierung an. Wie hat dieses Amt Sie verändert – und konnten Sie Ihren Prinzipien treu bleiben?
Prinzipienreiter sind im Stadtrat fehl am Platz. Das ist ein Kollegialgremium, und da muss man vor- und nachgeben können. Und man muss auch damit leben können, dass man einmal in der Minderheit ist. Ich denke, es sind aber weniger Entscheide umstritten als man es „von aussen“ vielleicht denkt. Im Grossen und Ganzen finde ich meine Überzeugungen recht gut abgebildet in den Stadtratsentscheiden. In wenigen Fällen geht es dann mal „gegen den Strich“ – wo, sage ich natürlich nicht, wir sind ja ein Kollegialorgan.
Was haben Sie erreicht?
Vieles, was erreicht wurde, ist eine Gemeinschaftsleistung; insofern haben wir einiges erreicht: Die Grüngutabfuhr ist gut gestartet. Die Bevölkerung hat mehrfach deutlich Ja gesagt zu erneuerbarer Energieversorgung oder einem stadt- und menschengerechtem Verkehr. Die Einwohnerinnen und Einwohner stehen also hinter der Politik, die Lebensqualität in der Stadt zu halten und noch zu erhöhen. Wir haben grünes Licht für die Elektrifizierung der VBSG-Busflotte, für den deutlichen Ausbau der Solarstrom-Erzeugung, die Erweiterung der Fernwärme. Oder wir konnten den Wasserpreis senken und gleichzeitig etwas für Menschen tun, die keinen Zugang zu sauberem und günstigem Trinkwasser haben. Tagesbetreuungsangebote sind umgesetzt oder auf dem Weg, Krippenplätze, Vaterschaftsurlaub für Väter, die bei der Stadt arbeiten, die Veloinfrastruktur wird allmählich besser. Es ist die Summe von Vielem, das mich positiv stimmt.
Und was nicht?
Ich hatte das Ziel, bis Ende 2020 mindestens 1’000 Elektrofahrzeuge in der Stadt zu haben. Weil diese x-fach energie-effizienter, mit erneuerbarem Strom klimafreundlicher und zudem leiser sind. Das wird kaum erreicht werden. Aber die Umstellung nimmt jetzt Fahrt auf und so wird das Ziel halt ein Jahr später erreicht.
Etwas, was wir noch gar nicht erreicht haben können, ist die soziale Abfederung der Corona-Folgen. Denn da kommt noch einiges auf unsere Gesellschaft zu. Auch in der Stadt müssen wir schauen, dass z.B. wegen Ertragsausfällen notwendige Sparbemühungen nicht zulasten derjenigen gehen, die sowieso nicht zu den gross Bevorteilten gehören. Zum Thema Solidarität oder Wahrnehmung gefällt mir ein Zitat von J.F. Kennedy: „Das Leben ist ungerecht. Aber denke daran: Nicht immer zu deinen Ungunsten.“
Welchen Stellenwert hat für Sie unser Quartier?
Das Riethüsli bietet zugleich Nähe zum Stadtzentrum und Nähe zum Naherholungsgebiet im grünen Ring. Beides ist mir wichtig. Mit Bus, Postauto und Appenzellerbahn sind wir gut erschlossen, so dass wir in wenigen Minuten mitten in der Stadt sein können. Im Riethüsli wird ein lebendiges Nachbarschaftsleben gepflegt, so dass man ‚sich kennt’. Das Quartier hat eine bunt gemischte Bevölkerung und ist insgesamt ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Porträt im St. Galler Tagblatt vom 29.8.2020
Der höfliche Ruhige: Peter Jans stellt sich zur Wiederwahl für den Stadtrat
Peter Jans will sich weitere vier Jahre als Stadtrat für St.Gallen einsetzen. Schön, aber auch streng sei das. Zum Ausgleich giesst er Blumen.
Autor/in: riethuesli.com | 12.09.2020 | Keine Kommentare | Tools: