7.01.2021
Kinder als Jungunternehmer und Forscher
Auch sie sorgen für ein lebendiges Riethüsli.
Oberhofstetten ist ein sehr kinderfreundliches Quartier und es wachsen auch tatsächlich viele Kinder hier auf. Die haben es wirklich schön hier. Aber Kinder spielen nicht nur, sie haben bisweilen auch interessante Hobbys oder gar eine echte Aufgabe ausserhalb der Schule. Michael Töpfer hat sie besucht.
Die Eierlieferanten
Sofia und Fabio Brehm von der Hafnerwaldstrasse 9 beliefern alle, die dies möchten, jeden zweiten Freitag mit Eiern. Diese sind gross und von ausgezeichneter Qualität. Sie kommen von einem Eierproduzenten aus dem Appenzell. Aktuell sind es jeweils 530 Stück. Zurückgenommen werden keine, das unternehmerische Risiko besteht also in einer möglichst genauen Kalkulation der benötigten Menge. Sonst gibt es bei Brehms tagelang Spiegeleier oder Omelette (vielleicht nicht zur Freude der Eltern).
Das Geschäftsmodell ist einfach: Entweder man ist am entsprechenden Freitag Abend zuhause oder man deponiert einen Eierkarton vor der Türe oder im Milchkasten, notiert die gewünschte Anzahl Eier und legt das passende Kleingeld bei, 60 Rappen pro Ei. Geliefert wird in dem Gebiet vom Kehrplatz bis zur Hofstettenstrasse, selbstverständlich auch bei Wind und Wetter und auch im Winter. Das dauert für die Lieferanten, Sofia und Fabio, die sich abwechseln, jeweils ca. 3 Stunden.
Mit diesem Job bessern die beiden sich ihr Taschengeld auf und die Kunden erhalten frei Haus hervorragende Eier – eine win-win Situation.
Der Eier-Lieferdienst hat übrigens bereits eine lange Tradition: Begonnen wurde er von Marius Pribil (jetzt mit Familie wieder im Elternhaus in der Haf-nerwaldstrasse wohnend) in Jahre 1991! Seit einer ganzen Generation wird die Aufgabe also bereits im Quartier weitergereicht. Und entsprechenden Nachwuchs dürfte es ja geben, siehe oben.
Interessierte Neu-Kunden können sich melden über die e-mail: sofia.brehm@ksbg.ch.
Der Produzent
Tim Kundert geht bezüglich Eierversorgung noch einen Schritt weiter: Er produziert sie im eigenen Garten an der Teufener Strasse 138 selbst. Tim ist 16 Jahre alt und Schüler. Er mag Tiere sehr gern, zusammen mit seiner älteren Schwester hat er bereits vor 8 Jahren einmal Hühner gehalten und die Eier verkauft.
Jetzt hat er sich entschlossen, quasi professioneller Eierproduzent zu werden. Und das kam so: Aus Spass hatte er sich ein Baumhaus im Garten gebaut. Ursprünglich war die Idee der Hühnerhaltung zur Finanzierung des Baumhauses gedacht. Dann reifte die Idee, selbiges gleich als Hühnerstall zu verwenden. Denn Schule allein ist ihm zu wenig, er möchte gerne nebenbei noch zusätzlich etwas Sinnvolles tun, eine richtige Arbeit sozusagen.
Gestartet wurde mit 15 Hühnern, die aus dem Thurgau stammen. Investitionsvolumen: 20 Fr. pro Huhn. Aktuell beläuft sich die Produktion auf 450 Eier im Monat. Geplant ist ab Anfang Dezember eine Ausweitung mit weiteren 20 Hühnern. Deshalb ist ein zweiter Stall im Bau und fast fertig sowie ein kleiner Schopf für das Futter, das 710 Fr. pro Tonne kostet und dann für 5 Monate reichen soll. Ziel ist es, ca. 1000 Eier im Monat zu produzieren.
Den Hühnern geht es übrigens bestens, sie haben viel Platz und Auslauf im elterlichen Garten, man könnte sagen, es handelt sich um Bio-Haltung.
Der Lieferung erfolgt auf Bestellung per E-Bike. Kunden wurden bislang mittels Mund zu Mund Propaganda rekrutiert. Das «Versorgungsgebiet» ist bemerkenswert und reicht von Niederteufen bis Rotmonten!
Die Nachfrage ist aktuell gut, auch bei 1000 Eiern ist Tim da zuversichtlich. Die Eier kosten 60 Rappen. Bestellungen werden angenommen per WhatsApp über die Nr. 079 432 25 25.
Die Tierforscher
An der Hafnerwaldstrasse 23 wohnen Louis (9) und Jano (11) Pribil. Seit 2 Jahren sind sie mit Begeisterung interessiert an den heimischen Wildtieren, wobei der Jüngere, Jano, der Angefressenere der beiden war. Als Initialzündung wird von einem Gespräch mit einem Nachbarn berichtet – ein offenbar fruchtbarer Moment. Daraufhin gab es nur noch Eines: Den dringenden Wunsch nach einer Wärmebildka-mera für nächtliche Tieraufnahmen, eine sogenannte Fotofalle. Die Eltern hatten ein Einsehen, das Equipment samt Infrarot-Fernglas wurde beschafft. Ausserdem wurde sogar noch ein Baumhaus als Beobachtungsposten errichtet.
Die Gruppe besteht inzwischen aus 6 Schulkollegen, man wechselt sich teils beim abendlichen oder nächtlichen Spähen ab. Als Ausguck dient bedarfsweise auch das heimische Schlafzimmer.
Die Beute sind Aufnahmen von Rehen, Mäusen, Eichhörnchen, Füchsen, Mardern und – ein besonderes Highlight – von Dachsen. Diesen gilt ihr besonderes Interesse.
Ohne Wissen der Eltern nahmen die Beiden per e-mail Kontakt auf zu einem prominenten Dachsexperten, dem Dokumentarfilmer Jost Schneider von «Netz Natur», der sie zur Besichtigung eines ausgedehnten Dachsbaus einlud. Das war, dann in Begleitung der Mutter, ein eindrückliches Erlebnis. Der Ort ist geheim und wird nicht verraten.
Von unserem Garten aus war die Dachsbeobachtung weniger erfolgreich trotz mehreren Bauen am nahen Waldrand. Dafür konnte ein Detektivauftrag erfolgreich erledigt werden. Die von uns liebevoll angepflanzten und mittels Netz geschützten Heidelbeeren wurden regelmässig nachts unzulässigerweise geerntet. Die Bitte um Mithilfe bei er Tätersuche wurde gerne erfüllt. Und siehe da: Es war ein Marder, auf frischer Tat ertappt.
Jungreporter gesucht!
Die Riethüsler Jugend hat im Quartiermagazin zwei neue Fürsprecher erhalten: Die beiden neuen Schreiberlinge Michael Töpfer, langjähriger leitender Arzt in der Radioonkologie am Kantonsspital und inzwischen in Pension, und die Oberstufenlehrerin Claudia Jakob haben das Redaktionsteam verstärkt und sich besonders auf Schul- und Jugendthemen fokussiert.
So zeigt Michael an den drei Beispielen oben auf, wie Kinder in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles unternehmen, und Claudia hat das Provisorium für die Tagesbetreuung unter die Lupe genommen und ein einladendes Weihnachtsrätsel für die ganze Familie gestaltet.
Freuen würde uns natürlich ganz besonders, wenn Kinder und Jugendliche gleich selber zur Feder und zum Fotoapparat greifen und auf der Jugendseite über ihre Aktivitäten berichten. Vorschläge sind sehr willkommen und können direkt an Claudia Jakob gerichtet werden: claudia@familiejakob.ch
Autor/in: Michael Töpfer | 7.01.2021 | Keine Kommentare | Tools: