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5.09.2019

Herausforderungen bei der längsten Baustelle im Quartier

Halbzeit bei der Neugestaltung der Teufener Strasse - Gespräch mit dem Bauleiter.

Bauleiter Urs Kellenberger  mit der Bauabschnittsplan. Farbig die vier verschiedenen Bauabschnitte A, beim Café Schwyter (grün) bis D, unterhalb Hochwacht (gelb).

Erich Gmünder, Text und Fotos

Ende Mai begannen die Bauarbeiten für die Neugestaltung der Teufener Strasse nach dem Wegfall des alten Bahntrassees. „Wir sind auf gutem Weg und knapp vor der Halbzeit“, sagt Urs Kellenberger. Der zuständige Bauleiter des Tiefbauamts der Stadt St. Gallen erzählt von den zahlreichen Herausforderungen bei der rund einen halben Kilometer langen Baustelle mitten in unserem Quartier.

Urs Kellenberger ist Bautechniker und hat Erfahrung mit grossen Baustellen und ihren Herausforderungen. So unter anderem als Bauleiter bei der erfolgreich abgeschlossenen Neugestaltung des Bahnhofplatzes. Im Riethüsli ist er zuständig für die 510 Meter lange Baustelle mitten in unserem Quartier, die bei gleichzeitigem Vollbetrieb des Strassenverkehrs durchgeführt wird, und dies auf einer der verkehrsreichsten Strassen der Stadt.

Gegenüber dem ursprünglichen Zeitplan lägen die Bauarbeiten rund zwei Wochen im Rückstand. Dafür gibt es zwei Gründe.

Herausforderung Nr. 1: Zivilisationsschutt

Der erste sind Überraschungen im Bahntrassee. „Zwar gingen wir davon aus, dass beim Ausbau des verschmutzten Materials mit Überraschungen zu rechnen ist.“ Glücklicherweise fielen diese jedoch nicht so gross aus wie erwartet, sagt Urs Kellenberger. Man habe aber viele alte Leitungen von Werken und der Bahn gefunden, die nirgends in alten Plänen verzeichnet gewesen seien. Auch alte Gleise, als die Bahn über die Teufener Strasse geführt wurde, seien wieder zum Vorschein gekommen. Der Ausbau des Bahnschotters, das Abklären und Prüfen von Leitungen hätten zu einem zeitlichen Mehraufwand geführt.

Der Gehweg und die Parkplätze entlang der Ladengeschäfte sind bereits vorbereitet und werden im Frühjahr mit Baumrabatten aufgelockert.

Ein anderes Beispiel sei die Einmündung Demutstrasse mit dem Vorplatz beim Café Schwyter. Offenbar habe man im Laufe der Zeit zwei „Strassen“ übereinander gebaut und entsprechend auch den Vorplatz angepasst und somit einen neuen Platz quasi über den alten gebaut. Auch eine Art Industriearchäologie – Urs Kellenberger spricht aber lieber von Zivilisationsschutt.

Wir haben bis jetzt von Anwohnern und Läden, aber auch von Fussgängern nur wenige Reklamationen erhalten.

Arbeiten bei vollem Verkehr

Der zweite Grund waren Behinderungen durch den Verkehr. „Wir haben dem Verkehr bewusst möglichst lange viel Raum gelassen und mussten uns dadurch einschränken.“

Um den Zeitplan zu optimieren, wurde von Anfang gleichzeitig an den verschiedenen Bauabschnitten gebaut.

Autos und Lastwagen fahren auf dem Trottoir

Beim Bauabschnitt A, im Bereich Schwyter bis zum Einlenker beim ehemaligen Restaurant Riethüsli, ist jetzt die zweite Strassenhälfte, jene auf der Im-Grund-Seite in Arbeit. Der Verkehr Richtung Stadt wurde auf das überbreite neue Trottoir umgeleitet. Die Bauarbeiten sollen in diesem Abschnitt bis Ende Oktober im Rohbau abgeschlossen und die Strassen und Trottoirs wieder vollständig dem Verkehr und den Fussgängern übergeben werden.

Neuer Buswendeplatz und provisorische Haltestelle Im Grund

Gleich anschliessend kommt der Buswendeplatz bei der Endstation Riethüsli an die Reihe. Dieser wird behindertenfreundlich umgebaut, mit ebenerdigem Einstieg und entsprechender Erhöhung der Haltekante. Der Bus wird in dieser Phase wie bereits während der Bauarbeiten für die Appenzellerbahn wieder durch die Im-Grund-Strasse geführt, mit provisorischer Haltestelle neben der ehemaligen Post.

Noch etwas länger warten muss der neue, rechtwinklige Einlenker bei der ehemaligen Post. Dort ist ein kleiner Quartierplatz geplant. Dieser kann jedoch erst gebaut werden, wenn der Wendeplatz fertig erstellt ist und die Umleitung entfällt. Dies dürfte nicht mehr dieses Jahr der Fall sein.

Provisorischer Fussgängerstreifen

Voll in Arbeit sind zurzeit die Bauabschnitte B und C, Bereich Einfahrt Hochwachtstrasse bis zur Einmündung Demutstrasse. Die Baustelle führt hier auch zu Einschränkungen für die Fussgänger. Sie werden nun auf einem provisorischen Fussgängerstreifen gleich neben der Einmündung der Solitüdenstrasse auf die gegenüberliegende Seite geführt. Sobald die Bauarbeiten bergseitig fertig sind, wird der Verkehr inklusive Busbetrieb auf diese Seite verlegt, und dafür ebenfalls das überbreite neue Trottoir auf dem früheren Bahntrassee genutzt.

Während der neue Einlenker Solitüdenstrasse bereits fertig ist, steht die Einmündung der Hochwachtstrasse, welche zurzeit noch gesperrt ist, kurz vor dem Abschluss.

Im Frühjahr wird’s eng

Erst nächstes Jahr kommt dann eine der grössten Herausforderungen auf die Autofahrer zu: Der Bauabschnitt D, Bereich Kiosk bis Fellenbergstrasse. Hier erfolgt eine einspurige Verkehrsführung, mit Einsatz einer Baulichtsignalanlage, was vermutlich zu erheblichem Rückstau auf beide Seiten führen wird. Ursprünglich war diese Etappe bereits dieses Jahr geplant gewesen, dies habe sich insbesondere auch im Hinblick auf die Winterzeit nicht als realistisch erwiesen.

Herausforderung Nr. 2: Erstaunlich hohe Akzeptanz

Eine Baustelle unter Verkehr zu führen, ist eine Herausforderung. Trotzdem kann Urs Kellenberger nur Positives berichten: „Die Akzeptanz ist sehr hoch. Wir haben bis jetzt von Anwohnern und Läden, aber auch von Fussgängern nur wenige Reklamationen erhalten. Das ist eine positive Überraschung, ist diese Baustelle doch mit erheblichen Einschränkungen verbunden.“ Urs Kellenberger windet nicht nur den betroffenen Autofahrern, Fussgängern und Anwohnern ein Kränzchen, sondern auch den beiden Polieren der Firma Toldo, Valbon Behdzeti und Stefan Länzlinger sowie ihren Mitarbeitern vor Ort, die einen guten Job machten und in ständigem Kontakt mit den Ladenbesitzern und Anwohnern gestanden seien.

Wann kommt die Passerelle weg?

Der Fussgängersteg, der sichere Schulweg über die Teufener Strasse, werde erst ganz am Schluss demontiert, wenn die lichtsignalgesteuerte Einmündung der Demutstrasse mit den drei neuen Fussgängerübergängen inklusive Fussgängerinseln in Betrieb sei. „Die Sicherheit ist absolut gewährleistet, wenn die ganze Steuerung in Betrieb und ausgetestet ist“, sagt Urs Kellenberger.

Weitere neue Fussgängerübergänge

Zusätzlich werden weitere neue Übergänge mit Fussgängerinseln im Bereich Riethüsliweg, Obere Berneggstrasse,  und zwischen den Einmündungen Solitüdenstrasse und Hochwachtstrasse sowie auf Höhe Altmannweg erstellt. Die bestehenden Übergänge seien bezüglich Sichtweiten nicht optimal gewesen.

Radweg, Parkplätze und Baumrabatten

Noch nicht erkennbar ist der Verlauf der Radwege und der Anpflanzungen. Diese werden erst nach Abschluss der Rohbauten erstellt, und zwar auf den überbreiten Trottoirs, sobald diese nicht mehr für die Verkehrsumleitungen benötigt werden. Die Bepflanzung erfolge jedoch erst im Frühjahr.

Im Bereich Riethüslistrasse bis zur Bäckerei Schwyter werden wiederum – geringfügig versetzt zu den alten Standorten – die Haltestellen der Postautolinie 180 und der Nachtbusse der Appenzellerbahnen erstellt.

1 Kommentar

  1. Heidi Kundela

    07.09.2019 / 11:03 Uhr

    gut informiert! Danke, Erich.

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