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10.06.2020

Im Quartier macht sich Ernüchterung breit

Neugestaltung der Teufener Strasse: Situation im Juni 2020.

Warten auf Grün, um über die Teufener Strasse zu gelangen – an einem Morgen eine Viertelstunde vor Schulbeginn am neuen Fussgängerübergang. Fotos: EG

Fredi Hächler

Gedanken zuvor

In der sog. Rechtssammlung (Art. 5, Stand 1.1.2014) werden die Quartiervereine auch als Kommunikationspartner angesprochen, d.h. bei quartierwichtigen Entscheidungen muss der Quartierverein zwingend mit einbezogen werden (vertrauensvolle Kommunikationsbeziehung zu den Partnern). Heute wird dies als Partizipation verstanden, dass immer wieder von seitens der Stadt bemüht wird, zuletzt im Frühling 2020 von SR Sonja Lüthi.

Im städtischen Leitbild von 2008 steht zum Sachthema Quartier: Wohnraum in Quartieren: … die Erholungsgebiete und Einkaufsmöglichkeiten in den Quartieren sind in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. Das Quartier ist in seiner Funktion als individuell erlebbarer Lebensraum und als organische Stadteinheit zur Hebung der Wohn- und Lebensqualität zu stärken. Ein Leitbild oder Wunschbild? Die Teufener Strasse 2020 als erlebbarer Lebensraum … zur Hebung der Wohn- und Lebensqualität?

Als der Quartierverein Riethüsli vor etwa 4 Jahren für die Erhaltung der Passerelle kämpfte (mit einer Quartierabstimmung, die eindeutig für einen Erhalt ausfiel), wurde ihm beschieden, dass die Planung von 2007(!) schon längst abgeschlossen und definitiv sei, aber früher nie so mit dem Quartier kommuniziert wurde.

Ist-Zustand Juni 2020

Auch wenn die letzten Detailarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, macht sich unter vielen Quartierbewohnern eine Ernüchterung breit. Tatsache ist, dass der immer noch zunehmende Verkehr durch die Mitte unseres Quartiers flutet – und man sich ohnmächtig eingestehen muss, dass sich daran nichts ändern wird, nichts ändern kann für die nächste Zeit.

Dies ist selbstverständlich den Planern ebenfalls immer bewusst gewesen. Sie haben versucht, eine möglichst quartierverträgliche Lösung mit etwas Grün zu realisieren. Man war gespannt, wie die Lösung für die Fussgänger, Schulkinder, Velofahrer, den Quartier- und den Durchgangsverkehr aussehen wird. Doch deurzeit erhält man den Eindruck, dass vor allem versucht wurde, einen möglichst schnellen ‘Durchfluss’ des Durchgangsverkehrs zu erreichen – und somit die übrigen Verkehrsteilnehmer benachteiligt werden.

  •  Nach wie vor muss man feststellen, dass die Strassenspur ein sehr zügiges Tempo erlaubt, d.h. dass viele der Tausenden Pendler täglich durch das Quartier brausen können, und damit ein dauerndes Gefahrenpotenzial vorhanden ist. Es gibt keine baulichen Massnahmen, die die Auto- und Töfffahrer zwingen, ein rücksichtsvolles Tempo zufahren.
  • Die Signalanlagen sind für die Fussgänger eine grosse Enttäuschung. Man muss lange warten und sie zeigen nach wenigen Sekunden kaum ist man in der Mitte angelangt, schon Orange. Fussgänger sind offensichtlich am Schluss auf der ‘Prioritätenliste’ für Grün.
  • Für die rund 100 Schüler, die unter der Woche bis viermal täglich die Strasse überqueren müssen, sind die Signalanlagen eine grosse Herausforderung und Gefahrenquelle. Wenn sie an der Ampel warten, werden sie oft von den Autofahrern hinüber gewinkt, aber die Gegenfahrbahn hat (auch) Grün. Dies löst (nicht nur bei den Kindern) eine Irritation aus und oft rennen die Nachzügler ebenfalls noch hinüber.
  • Für den Velofahrer muss und wird sich sicher noch einiges ändern. Aber zur Zeit lebt er ziemlich gefährlich! Von der Liebegg herkommend, muss er zusammen mit dem Durchgangsverkehr Richtung Stadt fahren. Kommt er von der Stadt herauf, darf er zurzeit etwas länger auf dem Trottoir bis zum Lichtsignal fahren. Hier wird er bei Grün auf die Fahrspur der drängelnden Autofahrer geleitet, um auf der Höhe Hochwachtstrasse über einen tückischen, bis 5 cm hohen Rand auf die neue Radspur zu wechseln. Hier muss er auf die von rechts von der Solitüdenstrasse herunterfahrenden Autos achten, die noch schnell versuchen, eine Lücke zu finden im Verkehr auf der Teufener Strasse. Am höchsten Punkt angekommen, wird er wieder auf die Hauptstrasse geleitet, wo er wieder die Fahrbahn mit dem übrigen Verkehr teilen muss.

Das sind Situationen, die sich natürlich nicht zu jeder Zeit so ereignen, aber schon mehrmals erlebt (als Velofahrer!) und beobachtet wurden. Überhaupt stehen und warten alle Beteiligten viel öfters wie früher herum, weil sie warten müssen. Man kommt an kopfschüttelnden Fussgänger vorbei, die feststellen, dass man damals noch jederzeit und sicher über die Passerelle die Strasse überqueren konnte.

Ihre Erfahrungen sind erwünscht

Soweit der Erfahrungsbericht unseres Quartierbewohners Fredi Hächler. Wie erleben Sie die Neugestaltung? Was gefällt Ihnen, was nicht? Schreiben Sie Ihre Meinung unten ins Kommentarfenster oder via Mail an redaktion@riethüsli.ch. Die Redaktion trifft sich nächste Woche mit einer Delegation der Verantwortlichen und legt Ihre Fragen und Meinungen zur Stellungnahme vor.

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9 Kommentare

  1. Hager Patrick

    03.07.2020 / 10:44 Uhr

    10 Fragen eines Anwohners und Vaters:
    Wer hat die provisorische eingerichtete Zeitschaltung an den Ampeln programmiert?
    Weshalb wird überhaupt eine provisorische, starre Schaltung eingerichtet?
    Gab es eine Partizipation von Fussgängern und/oder Fachleuten von Pro Velo bei der Planung und Umsetzung?
    Wenn ja, wie erfolgte die Auswahl dieser Personen?
    Wenn nein, weshalb nicht?
    Ist die Empfehlung, auf der Mittelinsel die lange Rotphase abzuwarten, sinnvoll?
    Soll das auch Kindern auf dem Kindergartenweg zugemutet werden?
    Ist man sich bewusst, wie viele Fahrzeuge in diesem Fall beidseitig vorbeifahren?
    Weshalb werden wegen der Gefahr bei Kollisionsgrün nur die Kinder instruiert und nicht auch die Autofahrer?
    Ist «Kollisionsgrün» nicht per Definition eine Gefährdung, die durch Rotschaltung des motorisierten Verkehrs eigentlich vermieden werden müsste?

    Antworten

  2. Stefan Jud

    20.06.2020 / 13:27 Uhr

    Guten Tag,
    Die neue Lichtanlage ist wirklich absolut nicht gelungen.
    Als Bus Nutzer, weiss man, dass die Grünphase genau dann kommt, wenn der Bus abfährt und damit auf Grün stellt. Die einzige Lösung, immer 4 Minuten vor der Abfahrt an die Station.
    Als Appenzeller Bähnli Nutzer ist man vor den Kopf gestossen ab der absolut sinnlosen Platzierung, die nicht ins Quartier führt und man einen weiten Umweg machen muss, um über die Strasse zu kommen.

    Viele Autofahrer verstehen die Anlage nicht, da es nur eine Ampel hat.. sie merken nicht, dass die Ampel vom vorderen Fussgängerstreifen für beide gilt. Deswegen das Phänomen, dass die Autos halten.

    Es ist schlichtwegs eine Auto Anlage geworden und bietet keinerlei Vorteile für Fussgänger.

    Die Stadt SG hat mal wieder das Wohl der Bewohner hintenan gestellt.

    Antworten

  3. Anna Christen

    16.06.2020 / 11:20 Uhr

    Liebe Redaktion


    Zusätzlich zu den meist langen Wartezeiten und den danach sehr kurzen Grünphasen gibt es meiner Meinung nach auch noch einen, vor allem für Schüler, gefährlichen Punkt.
    Wie mir meine Tochter erzählt hat (habe es danach auch selber erlebt), ist es so, das während der Grünphase (Überquerung Teufenerstrasse Höhe ehemals Passerelle), auch Einbieger von der Demutstrasse Richtung Stadt, grün mit orangem Blinklicht haben.
    Für die Schüler ist dies sehr irritierend, haben sie doch brav auf grün gewartet, und trotzdem kann dann ein Auto einbiegen.
    Eigentlich wurde uns doch eine sichere Lösung für die Schüler versprochen...

    Antworten

  4. Franz Kundela

    15.06.2020 / 12:18 Uhr

    Fredi Hächler hat mit seinem Report die Verhältnisse rund um die neue Lichtsignalanlage sehr treffend und sachlich richtig beschrieben.

    Es müssen dringend Verbesserungen angebracht werden und zwar in Zusammenarbeit mit dem Quartier und Vertretungen der Velo-Interessensgruppen.

    Am besten wäre es, wenn die verantwortlichen Planer zusammen mit den "Velofachleuten" mit dem Velo diesen Streckenabschnitt mal befahren würden, sagen wir um 17.00 h .
    Was gedenkt der Quartierverein zu unternehmen?
    Werden sich unsere StadtparlamentarierInnen bzw. Stadträte im Quartier auch für Verbesserungen einsetzen?

    Franz Kundela

    Antworten

    • Hannes Kundert

      28.06.2020 / 15:26 Uhr

      Ja Franz, der QV hat sich mit viel Energie eingesetzt für eine schöne Passerelle. Die wollte unser Tiefbauamtschef nicht und hat sich gegen Patricia Adam durchgesetzt. Auch vom Elternforum und der Primarschule (verständlich, denn Öski war auf dem Pensionsweg) wurden wir alleine gelassen.
      Es gäbe noch weitere Punkte, die ich anders gelöst hätte. Jetzt haben wir die neue Strasse und den Platz gerade neben den 14000 Fahrzeugen täglich. Es ist zu spät. Partizipation kennt die Stadt vor allem bei Vorstössen, die Ausländer an das Parlament überweisen können, nicht jedoch bei einer Quartiergestaltung. Ich denke, wir sollten das uns Vorgesetzte so annehmen. Gruss Hannes

  5. Rimle Monika

    13.06.2020 / 07:03 Uhr

    Warum hat die Lichtsignalanlage keine akustische Signalisation?
    Warum ist es bei dem heutigen Stand der Technik nicht möglich, die Anlage so zu steuern, dass wenn weit und breit kein Auto in Sicht ist, die Fussgänger grün bekommen? (Teufenerstrasse)
    Auch hat es meiner Meinung nach mindestens einen Fussgängerstreifen zu viel. (Demut)

    Antworten

  6. Rosmarie Gmür

    11.06.2020 / 10:29 Uhr

    Zuerst Dir, lieber Erich vielen Dank für die guten Informationen während der ganzen Bauphase, und allen, die mitarbeiten und mitdenken - super!

    Den Übergang mit dem Lichtsignal finde ich viel gefährlicher als vorher, da die Autos von der Stadt her, das 2. oft nicht wahrnehmen.

    Antworten

  7. Hager Patrick

    11.06.2020 / 08:00 Uhr

    Liebe Redaktion
    Ich möchte die Ausführungen des Schreibers voll und ganz unterstützen. Die Lichtsignalanlagen als sichere Übergänge sind grundsätzlich zu begrüssen. Allerdings wirken die langen Rotphasen für Fussgänger tatsächlich irritierend und führen immer wieder zu gefährlichen Situationen (s. Artikel). Ich hoffe sehr, dass die Aussprache mit den Verantwortlichen hier zu einer Korrektur der Umstände, also schnellerem Umschalten der Fussgängerampeln auf Grün, führt.
    Auch bezüglich Veloverkehr ist man auf dem richtigen Weg. Dass auf der Teufenerstrasse stadtauswärts endlich ein Radweg bis zum Kulminationspunkt besteht, ist ein grosses Plus. Die beschriebenen kritischen Stellen bei der Einfahrt der Solitüdenstrasse und dem Einbiegen der Velos zurück auf die Hauptstrasse (insbesondere gefährlich, wenn danach in die Demutstrasse eingespurt werden muss) sollten m.E. aber noch entschärft werden.
    Fazit: Gute Ansätze mit klarem Verbesserungspotenzial. Nutzen wir dieses!

    Antworten

  8. Elsa Pfister

    11.06.2020 / 07:20 Uhr

    Die Parkplatzsituation links neben der Bäckerei, ist unglücklich gelöst. Durch den sehr hohen Randstein ist die Ein- und Ausfahrt äusserst schwierig. Ausgefahren werden muss Richtung Stadt, über den Fussgängerstreifen. Das ist meines Erachtens nicht erlaubt.

    Antworten

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