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14.05.2020

Die neue Lichtsignalanlage ist noch gewöhnungsbedürftig

Heute kurz vor Mittag wurde die neue Steuerungsanlage in Betrieb genommen.

Erich Gmünder (Text und Fotos)

Heute kurz vor Mittag wurde die neue Lichtsignalanlage beim sogenannten Vollknoten Teufener Strasse/Demutstrasse offiziell in Betrieb genommen.

Wenn alles richtig funktioniert, ersetzt sie für die schwächeren Verkehrsteilnehmer die Passerelle, welche in der Nacht von Montag auf Dienstag abgebrochen wird. Doch sowohl Autofahrer wie FussgängerInnen hatten heute noch ihre liebe Mühe damit.

Zusammen mit den Fachleuten konnte der Quartierreporter gleich mehrere Situationen beobachten, wo weder Autofahrer noch Fussgänger sich korrekt verhielten.

Der Grund ist einerseits, dass Autofahrer aus Richtung Stadt vor dem Fussgängerstreifen anhielten, wenn sich dort Personen aufhielten – und dies, obwohl die Ampel für Fussgänger auf Rot gestellt war. In der Folge kam es dazu, dass die davor wartenden FussgängerInnen verunsichert waren und, wohl um die Autofahrer nicht vergeblich warten zu lassen, den Fussgängerstreifen überquerten, obwohl ihre Ampel noch auf Rot gestellt war.

Gewöhnungszeit erforderlich

Die Ursache für die Verunsicherung auf Seiten der Verkehrsteilnehmer liegt wohl darin begründet, dass der Fussgängerstreifen erst mit rund 30 Meter Abstand vom Lichtsignal folgt und nicht mit einer zusätzlichen Ampel gesichert ist. 

Für Ernst Knöpfel, Leiter Verkehrssteuerung beim Tiefbauamt der Stadt St. Gallen (links), und Dominik Bieli, Programmierer der Steuerlogik der Verkehrssteuerungsanlage, ist das aber eine Sache der Gewöhnung, denn die Anlage entspreche den Normen und funktioniere anderswo unter den gleichen Voraussetzungen einwandfrei.

Schlaufen im Boden

Die Steuerung der neuen Lichtsignalanlage erfolgt verkehrsabhängig sprich dynamisch, wie die beiden Fachleute dem Reporter erklären. Dazu wurden bei der Neugestaltung der Strasse sogenannte Bodenschlaufen in den Asphalt verlegt respektive eingefräst. Das sind Detektoren, die anzeigen, ob sich auf der Oberfläche ein Auto, Bus oder Fahrrad bewegt.

Auf dem Plan sind die Bodenschlaufen resp. Detektoren hellblau eingezeichnet.

Wenn ein Fahrzeug sich der Kreuzung nähert, wird es automatisch beim Steuergerät angemeldet und kommt auf die Warteposition. Sobald die Kreuzung frei ist, schaltet die Ampel auf Grün.

In der Regel wird diejenige Spur bevorzugt, auf welcher sich zuerst ein Fahrzeug anmeldet. Eine Ausnahme ist der Bus. Die Ampel schaltet auf Grün, sobald der Bus auf die entsprechende Bodenschlaufe fährt. Wie Ernst Knöpfel erklärt, verfügt jeder Bus über einen automatischen Sender, der sich ebenfalls via Bodenschlaufe beim Steuergerät anmeldet, worauf dieses den Bus gegenüber dem übrigen Verkehr bevorzugt.

Auch die Radstreifen sind mit einer separaten Bodenschlaufe für den Langsamverkehr ausgerüstet und die Ampeln schalten auf Grün, sobald sich ein Radfahrer nähert und die Kreuzung frei ist.

Alles auf Rot

Wenn es kein Verkehrsaufkommen hat, schalten alle Ampeln automatisch auf Rot. Laut Dominik Bieli ist das auch ein Mittel, den zufliessenden Verkehr in seiner Dynamik etwas zu zügeln. Wer als erster auf eine rote Ampel zufährt, drosselt das Tempo und beobachtet die Situation. Die Ampel schaltet in einer gewissen Entfernung auf Grün, so dass er nicht vollständig stoppen muss und der Verkehrsfluss gewährleistet ist.  Ziel ist, dass die Kreuzung wahrgenommen wird und Autofahrer vom Gas gehen – im Interesse der Verkehrssicherheit und insbesondere der schwächeren Verkehrsteilnehmer auf den Fussgängerstreifen.

Warum schaltet die Ampel bei Fussgänger nicht automatisch auf Grün?

Im Gegensatz zu Bus, Auto und Fahrrad schaltet die Ampel beim Fussgängerstreifen nicht automatisch auf Grün, wenn sich jemand nähert und die Strasse zu Fuss überqueren will. Passanten müssen zuerst den roten Knopf drücken, dieser zeigt mit einem orangen Licht an, dass der Befehl entgegengenommen wurde, und die Ampel schaltet nach einer gewissen Wartezeit auf Grün. – Weshalb passiert das nicht automatisch? „Nicht jeder Fussgänger, der auf dem Trottoir ist, will die Strasse überqueren, deshalb muss zuerst der Bedarfsknopf gedrückt werden“, sagen die beiden Fachleute. Zudem würde der Verkehrsfluss stark beeinträchtigt, wenn die Fussgänger Dauergrün hätten, da für die Freigabe des Verkehrs rund 20 Sekunden benötigt würden.

Dass man zuerst den Knopf drücken muss, damit man Grün erhält, und nicht einfach warten kann, bis man an der Reihe ist, ist ebenfalls noch gewöhnungsbedürftig, wie wir heute Mittag beobachten konnten.

1 Kommentar

  1. Stefan Jud

    27.06.2020 / 15:57 Uhr

    "Zudem würde der Verkehrsfluss stark beeinträchtigt, wenn die Fussgänger Dauergrün hätten, da für die Freigabe des Verkehrs rund 20 Sekunden benötigt würden." - Die programmierte Alternative ist, dass man nun immer ca. 2 Minuten alle Grünphasen der Autofahrer abwarten muss. Nicht dass die armen Autofahrer wegen uns Fussgängern warten müssen!
    Finde ich persönlich eine schreckliche Einstellung.

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