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13.05.2020

Beim Schulhaus wird gebohrt

Es geht aber nicht um Sondierungen für den Schulhausneubau, sondern für den Liebegg-Tunnel.

Das erste Bohrloch befindet sich hinter dem Schulhaus Nest 2. Fotos: Erich Gmünder

Erich Gmünder

Seit rund zwei Wochen gleicht die Schulanlage Riethüsli einer Bohrstelle. Es wird aber weder nach Erdöl- oder Gasvorkommen gesucht noch der Baugrund für den Schulhausneubau abgeklärt.

Die Sondierbohrungen stehen im Zusammenhang mit dem geplanten unterirdischen Autobahnzubringer vom Güterbahnhofareal zur Liebegg im Zusammenhang mit der A1 Engpassbeseitigung St. Gallen, wie uns Ruedi Vögeli vom kantonalen Tiefbauamt erklärt.

Ruedi Vögeli präsentiert hier mit seiner Projektassistentin Claudia Zingerli den Plan mit dem Verlauf des geplanten Autobahnzubringers (gestrichelte rote Linie).

Ruedi Vögeli, diplomierter Ingenieur ETH/SIA, ist Leiter Sektion Kunstbauten beim Tiefbauamt des Kantons St. Gallen und als solcher zuständig für das Projekt Tunnel Liebegg. Dereinst fährt der Verkehr vom unterirdischen Autobahnkreisel im Güterbahnhof zur Liebegg ziemlich genau unter dem Schulhaus Riethüsli durch, allerdings in rund 75 bis 80 Meter Tiefe. Wenn alles wie geplant läuft, soll der unterirdische Autobahnanschluss im Jahr 2040 eröffnet werden.

Problematische Mulde

Bis es soweit ist, vergeht also noch einige Zeit. Die Ingenieurarbeiten für die Detailprojektierung werden demnächst ausgeschrieben, vorher  muss jedoch der Baugrund bekannt sein. „Das hier ist der Bereich, der uns Sorgen macht“, sagt Ruedi Vögeli und zeigt auf der Karte den Bereich zwischen Schulhaus und Nestweiher. Zum grössten Teil besteht hier der Untergrund aus Felsen, insbesondere Nagelfluh, aber wie bereits seit dem Tunnelbau für die Appenzellerbahnen bekannt, befindet sich im Bereich Nestweiher eine grössere Mulde mit lockerem Gestein oder Sedimenten, was den Tunnelbau erschwert.

Einer der zutage geförderten Bohrkerne – hier handelt es sich um Nagelfluh.

Mittels Sondierungen will man nun herausfinden, wo genau diese Mulde liegt, um die Linienführung allenfalls anzupassen. Beim Bau des Ruckhaldetunnels im Jahre 2017 war der Wassereintritt ein grosses Problem, weshalb das Wasser auf der Schulhauswiese gefasst und über lange Leitungen oberirdisch an der Tunnelbaustelle vorbei geführt werden musste.

Die erste Bohrung beim Schulhaus ist mittlerweile abgeschlossen. Bis auf eine Tiefe von 75 Metern wurde gebohrt. Auf dem Areal von Schule und Kirche folgen nun noch drei weitere Bohrungen. Insgesamt sind auf der ganzen Strecke vom geplanten unterirdischen Autobahn-Anschlusskreisel bis zur Liebegg elf Bohrungen notwendig.

Erdsonden berücksichtigen

Wie Ruedi Vögeli anhand der Karte erklärt, sind mittlerweile viele Häuser mit einer Erdwärmesonde erschlossen, womit die alternative Energie aus dem Boden genutzt wird. Diese Erdsonden müssen bei der weiteren Planung des Tunnels Liebegg berücksichtigt werden.

Engpassbeseitigung St. Gallen: Sondierbohrungen für Zubringer Güterbahnhof und Tunnel Liebegg

Zur Engpassbeseitigung auf der A1 plant das Bundesamt für Strassen ASTRA zusammen mit dem Kanton St. Gallen unter anderem den Bau des Zubringers Güterbahnhof in St. Gallen und den Tunnel zur Liebegg.

Als Grundlage für die Tunnel-Projektierung führen das ASTRA 45 und der Kanton 11 Sondierbohrungen durch. Diese finden von April bis Oktober 2020 in und um die Stadt St. Gallen statt. Das Projekt Engpassbeseitigung St. Gallen umfasst den Bau der 3. Röhre Rosenbergtunnel, den Neubau eines Zubringers mit Anschluss an das städtische und kantonale Strassennetz sowie eine permanente Pannenstreifenumnutzung (PUN) zwischen den Anschlüssen St. Fiden und Neudorf. Auf diesem PUN-Abschnitt stehen nach dem Umbau in beiden Richtungen dauerhaft drei Fahrstreifen zur Verfügung.

Beim Zubringer Güterbahnhof plant der Kanton zwei Anschlüsse in die Stadt sowie den Tunnel Liebegg in Richtung Teufen. Für die Projektierung sind genaue Kenntnisse des Baugrunds erforderlich, der mit Hilfe einer geologischen Sondier-Kampagne erkundet wird. Ab April 2020 bis voraussichtlich Oktober 2020 führt das ASTRA insgesamt 45 Bohrungen mit Längen von 15 bis 60 Metern und Durchmessern von 10 bis 60 Zentimetern durch.

Der Kanton nimmt als Grundlage für die Planung seiner Anlagenteile zeitgleich 11 Sondierbohrungen bis maximal 80 Meter Tiefe vor und führt zusätzlich 6 Rammkernsondierungen aus. Wegen der Lage des Tunnels Liebegg unter der Stadt St. Gallen wird ein Grossteil der Bohrungen auf städtischem Gebiet vorgenommen. Dabei handelt es sich unter anderem um Bohrungen in den Gebieten Lachen/Feldli, Kreuzbleiche und Güterbahnhof.

Die Bohrungen des Kantons konzentrieren sich auf die Quartiere Riethüsli und Hofstetten und werden so geplant, dass der Verkehr möglichst nicht beeinträchtigt wird. Die eingesetzten Spezialgeräte verursachen einen minimalen Geräuschpegel. Zudem werden die Bohrarbeiten nach Möglichkeit nur tagsüber ausgeführt.  pd.

Alles Weitere zum Jahrhundertprojekt A 1 Engpassbeseitigung St. Gallen in diesem DOSSIER

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