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4.09.2020

«Wir haben Alternativen geprüft»

Die Sanierung der Treppe zum Reservoir Solitüde polarisiert - Die Stadtwerke nehmen Stellung.

Erich Gmünder, Text und Fotos

Die Stadt hat die Treppe zum Reservoir Solitüde erneuert. Das Bauwerk polarisiert: Ein Leserbriefschreiber aus dem Quartier kritisierte die massive Steintreppe, die den Hang zur geschützten Solitüdenkrete hart zerschneide.

Warum musste die bisherige Treppe mit den Stufen aus Holz überhaupt saniert werden? Wir trafen Hanspeter Speck, den zuständigen Ressortleiter Anlagen Gas und Wasser der Stadtwerke. 

Der Zustand vor der Sanierung.

Die Treppe ist primär ein wichtiger Arbeitsweg

Auslöser war die Sanierung des Reservoirs, dazu wurde letztes Jahr eine Baupiste vom Landwirtschaftsbetrieb erstellt, diese musste nach der Fertigstellung jedoch wieder zurückgebaut werden. Seither mussten die Monteure der Stadtwerke wieder über die baufällige Treppe ins Reservoir hochsteigen – und das war gefährlich. Immer wieder sei es beim Auf- und Abstieg zu Stürzen gekommen, insbesondere wenn die Stufen nach Regenfällen glitschig geworden seien.

Monatlich muss die Anlage gereinigt werden, ein bis zwei Mal im Jahr werden die Kammern entleert und müssen mit Hochdruck gereinigt werden. Dazu müssen die Mitarbeiter schwere Lasten in das Reservoir hochtragen: Kisten mit Desinfektionsmitteln und Geräten zum Reinigen und Desinfizieren, schwere Schläuche etc.

Eine Idee war, dafür einen kleinen Fahrweg vom Landwirtschaftsbetrieb zu erstellen, dort wo die Baupiste war. Man habe aber dazu keine Bewilligung erhalten, so dass die Sanierung der bestehenden Treppe ins Auge gefasst wurde.

Alternative geprüft

Dabei sei auf Anregung von Stadtgrün eine Alternative geprüft worden im Stil eines Alpsteigs, wie sie im Alpstein gebräuchlich sind, eine Kombination von Eisenpfählen und Holzbrettern. Für ein Bauwerk, das die nächsten hundert Jahre halten sollte, wäre aber der Unterhalt zu aufwendig und zu kostspielig gewesen, weshalb man sich für die Ausführung mit Stellriemen aus Granit und porösem Filterbeton entschieden habe. Dieser ist wasserdurchlässig, so dass die Treppe bei jeder Witterung gefahrlos begangen werden kann.

Hanspeter Speck hat ein gewisses Verständnis für die Kritik. Zwei Wochen nach der Fertigstellung sehe der Bau aus wie eine Wunde in der Landschaft. Er gibt aber zu bedenken, dass die Ränder rasch zuwachsen würden und der Stein sich dunkel verfärbe, so dass sich die Treppe mit den Jahren gut in die Landschaft einbetten werde.

Die Gestaltung der Treppe erfolgte nach Industrienormen. Die Stufen sind 1 Meter breit und 18 Zentimeter hoch und die Trittfläche ist mindestens 30 Zentimeter breit, was ein gefahrloses und bequemes Benutzen ermöglicht.

Nach dem Aushub wurde der Untergrund mit Filterbeton und die Lücken zwischen den Stellriemen wurden mit Flickschotter und Kies gefüllt. Damit ist gewährleistet, dass das Meteorwasser rasch abfliesst. Geplant war, die Treppe seitlich mit einem SUVA-konformen Geländer zu sichern, dafür wurde aber keine Baubewilligung erteilt, was Hanspeter Speck vom Sicherheitsaspekt her bedauert.

Alte Bahnschwellen als Sondermüll entsorgt

Die alten Stufen aus Bahnschwellen zu sanieren sei keine Alternative gewesen: Bahnschwellen sind stark belastet durch Atrazin, ein gefährliches Pflanzengift, das seit einigen Jahren verboten ist. Es wurde früher von den Eisenbahnen verwendet, um den Bewuchs von Unkraut zwischen den Schienen zu bekämpfen, das durch die früher gebräuchlichen WC-Abläufe ständig gedüngt wurde. Bei der Entfernung der Bahnschwellen hätte es sich gezeigt, dass das Holz bis tief ins Innere durchtränkt gewesen sei mit dem Pflanzengift, weshalb die Schwellen als Sondermüll entsorgt werden mussten.

Eine verpasste Chance

Die Sanierung war ursprünglich im gleichen Zug wie die Sanierung des Reservoirs geplant, bei bescheidenen Baukosten von 15’000 Franken, musste aber aus baurechtlichen Gründen verschoben werden. Die Stadtwerke holten eine Baubewilligung ein, obwohl sie dazu nicht gezwungen gewesen wären, da es sich um einen Ersatzbau handelte. Das Baugesuch wurde öffentlich ausgeschrieben, die 14-tägige Frist verlief ungenutzt.

Warum wurde die Treppe nicht gleich bis zur Spitze der Solitüde geführt? Leider hatte offenbar der Quartierverein nichts davon erfahren, weshalb die Gelegenheit für eine Zusammenarbeit bei der Weiterführung der Treppe ungenutzt verstrich. Die Frage nach der von der Stadt immer wieder gerne erwähnten Quartierpartizipation beantwortet Stadtrat Peter Jans damit, dass bei solchen Unterhaltsprojekten wie der Erneuerung einer Treppe, die möglichst effizient und kostengünstig abgehandelt werden sollen, die Stadt und ihre Betriebe schlicht nicht in allen Fällen partizipative Verfahren durchführen könnten. 

Die Treppe verläuft vollständig auf Boden der Stadt, dazu wurde dereinst ein zwei Meter breiter Streifen Land ausgeschieden. Die Treppe hätte eigentlich weiter nach unten reichen sollen, wegen einer Einsprache musste aber darauf verzichtet werden.

Das Reservoir Solitüde

… ist ein sogenanntes Zonenreservoir und wird mittels Pumpen mit Trinkwasser gefüllt. Durch den Höhenunterschied wird sichergestellt, dass die darunterliegenden Häuser an der Wilenstrasse sowie im Quartier Oberhofstetten genügend Wasserdruck haben (die 50 Meter Höhenunterschied entsprechen 5 Atü). Es umfasst zwei Kammern mit je rund 600 Kubikmeter Trinkwasser inklusive eine Löschreserve für die Feuerwehr.

… Der alte Baumbestand auf und rund ums Reservoir musste gerodet werden, da das Wurzelwerk teilweise ins Gebäude eindrang und die Wasserqualität durch eindringendes Fremdwasser gefährdet war. Oberhalb des Reservoirs wurden als Ersatzbepflanzung in Zusammenarbeit mit Stadtgrün 200 neue Sträucher angepflanzt und dabei ausschliesslich einheimische Gehölze verwendet.

… Der gekieste Platz vor dem Reservoir darf ebenso wie das Dach von der Öffentlichkeit benutzt werden und erlaubt einen einmaligen Blick von der Stadt über das Quartier bis ins Appenzellerland und den Alpstein. Die «Aussichtsterrasse» wurde gerade in Zeiten von Corona von vielen Jüngeren entdeckt. Leider müssen die Mitarbeiter oft Abfall oder gar Scherben mutwillig zerschlagener Bierflaschen zusammenräumen, welche jeweils von ausschweifenden Gelagen zeugen.

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1 Kommentar

  1. Hannes Kundert

    05.09.2020 / 19:30 Uhr

    1 Leserbriefschreiber meldete ein Zerschneiden der Wiese durch eine neue Treppe, die dem Unterhalt unseres Trinkwassers Reservoirs dient.
    Unser Quartierjournalist ortet prompt eine Polarisierung im Quartier....wegen 1 Leserbrief... also ich sehe da keine Polarisierung und auch überhaupt kein Problem! Die Treppe wird sich ins Landschaftsbild einfügen. Schauen wir in 1 Jahr wieder.
    Hingegen schade finde ich, dass wir in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und dem Landeigentümer nicht die Chance hatten, den Weg bis zum Kreuz zu führen, da hätten dann alle etwas davon gehabt, und nicht nur die Mitarbeiter der Stadtwerke.
    Hannes Kundert

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