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18.02.2010

Die Liebegg – einst die Kloake vom Riethüsli

Das Riethüsli hatte einst zwei Weiher.

«Gruss von Liebegg (St. Gallen)», um 1920.

Bis in die späten 60er-Jahre hatte das Quartier neben dem Nestweiher noch einen zweiten Weiher, und zwar in der Liebegg  – dort, wo heute direkt an der Kantonsgrenze ein Mehrfamilienhaus steht. Das Gewässer machte seinem idyllischen Namen keine Ehre, galt es doch bis zur Einführung der Abwasserreinigung als eine Art Kloake unseres Quartiers. Ernst Ziegler ist der Geschichte des Liebeggweihers nachgegangen.

Ernst Ziegler

(Dieser Beitrag erschien in der Quartierzeitung Riethüsli-Magazin 1/2010)

Als «Liebegg» wird die Gegend beidseits des Wattbachs in der Umgebung der markanten Kurve der Teufener Strasse unmittelbar an der Kantonsgrenze zu Appenzell-Ausserrhoden bezeichnet. Soweit bekannt, erscheint dieser Ortsname erstmals im «Adreßbuch der Stadt und des Kantons St.Gallen» von 1861, wo, zur Gemeinde Straubenzell gehörig, die «Kartonfabrik Liebegg im Watt bei St.Gallen» aufgeführt ist.

«Lieb» nur dem Namen nach

Der Name bedeutet wohl eine «liebe, angenehme Ecke», was heute schwer nachvollziehbar ist, liegt doch die «Liebegg» eher schattig an einer verkehrsreichen Strasse. Die Gegend liegt jedoch, schreibt Martin Arnet in «Die Orts- und Flurnamen der Stadt St.Gallen», auf einem kleinen Plateau; rundum steigt das Gelände an oder fällt zum Wattbach ab. Da wenig westlich von der «Liebegg» sich die seit 1719 belegte «Höll» befindet, könnte das «lieb» einen Gegensatz ausdrücken «zur unwirtlichen Umgebung» des «Höllentobels».

Restaurant «Liebegg» um 1910.

Die erwähnte Kartonfabrik gehörte dem Schlossermeister Benjamin Kessler, der vermutlich um 1860 den Liebeggweiher erstellte. Im «Neuen Tagblatt aus der östlichen Schweiz» vom Mittwoch, dem 16. Dezember 1868, stand: «Dienstag früh zwischen 6 und 8 Uhr ist die Kartonfabrik zu Liebegg beim Riethhäusle, an der Landstrasse nach Teufen (zirka 20 Minuten von der Stadt St.Gallen entfernt) total abgebrannt. Das Feuer soll im Tröckneturm ausgebrochen sein.» – Später gehörte die Liebegg Anton Ziegler, der Weiher und Hofstatt 1907 dem Zimmermeister Fidel Lampert verkaufte.

Die Nase voll

Die Verunreinigungen des Liebeggweihers und die sich daraus ergebenden Geruchsbelästigungen wurden wiederholt und häufig kritisiert und waren immer wieder Gegenstand von Besprechungen. «1925 machte der damalige Besitzer, Fidel Lampert, auf die starke Verschlammung und Verunreinigung des Weihers aufmerksam, die darauf zurückzuführen sei, dass das aus dem Tal der Demut herkommende Bächlein die Abwässer aus dem Riethüsliquartier aufnehme und in den Liebeggweiher führe.» Der Liebeggweiher war um 1930/40 tatsächlich nicht gerade ein Naturidyll. Er wurde fast ausschliesslich durch Wasser gespiesen, das sich aus Exkrementen von Menschen und Tieren und den übrigen Abwässern zusammensetzte.

Blick von der Liebegg auf das angrenzende Ausserrhoder Kantonsgebiet, um 1933.

Das Restaurant «Liebegg» ist im Adressbuch von 1889 noch nicht verzeichnet; hingegen finden wir es 1909 unter «Gemeinde Straubenzell» und als Wirt Johann Ulrich Bondt-Spielmann.

Weiher als Lebensräume

Unter diesem Titel haben Théo Buff und Rolf Kretzer über noch existierende und abgegangene Weiher der Stadt St.Gallen ein ebenso schönes wie nützliches Buch von rund 170 Seiten mit prachtvollen Abbildungen und Kartenskizzen verfasst (Verlagsgemeinschaft St.Gallen 2000). Darin sind drei Seiten dem Liebeggweiher gewidmet.

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