27.12.2020
Ein Bäckereimuseum erinnert an die Zeit, als im Riethüsli noch Brot gebacken wurde.
Im Zeitraum von 111 Jahren existierten im Riethüsli 29 Bäckereien.
Fredi Hächler/Erich Gmünder
Im Keller des Hauses Teufener Strasse 114 befindet sich ein kleines, privates Bäckereimuseum, das an die Familiengeschichte der Bäckerei Engeler-Rist erinnert. Die erstaunliche Entdeckung war Anlass, der Geschichte der Bäckereien in unserem Quartier etwas nachzuspüren.
Die Bäckerei Engeler-Rist
Der letzte Bäcker Tony Rist hatte nach der Aufgabe seines Betriebs im Keller seines ehemaligen Geschäfts ein kleines Museum eingerichtet. Es erinnert an die Geschichte der Bäckerei, die von seinem Grossvater 1922 in diesem Haus eröffnet wurde.
Das Museum präsentiert verschiedene Gerätschaften und Maschinen, aber auch Verpackungen mit den Schriftzügen der damaligen Bäckerei.
Von 1922 bis 1954 war die Familie Engeler-Rist die Betreiberin an diesem Standort. Die Bäckerei war von Grossvater Anton Engeler gegründet worden und ging danach an seinen Schwiegersohn Ignaz Rist über, der aus der gleichnamigen Bäckerdynastie Rist in Altstätten stammte. Jene Bäckerei gibt es heute noch.
Die Bäckerei Rist wurde zuletzt von Tony Rist (2015 verstorben) betrieben, dem Bruder von Fredy Rist. Nach der Geschäftsaufgabe richtete Tony mit den Gerätschaften und einem Teil der Maschinen ein privates Museum ein, um die Zeugen des alten Handwerks der Nachwelt zu erhalten. Allein in diesem Gebäude wechselten sich im Verlaufe der Zeit sechs Bäckermeister ab.
Wo die Künstlerin Pipilotti Rist ihre familiären Wurzeln hat
Tony Rist sowie seine Brüder Fredy und Walter und die Schwester Alice Rist sind in diesem Haus aufgewachsen. Auch die berühmte Künstlerin gleichen Namens, Pipilotti Rist, hat hier ihre familiären Wurzeln: Ihr Vater, Walter Rist, war Arzt in Buchs, sein Bruder Fredy ist der Götti der Künstlerin mit dem bürgerlichen Namen Elisabeth Charlotte Rist.
Noch immer ist das Doppelhaus im Besitze der Familien Feuchter (116) und Rist (114). Seit dem Jahre 2011 führt Daniela Graber im ehemaligen Bäckerei-Laden erfolgreich ihren Coiffeur-Salon Asante ( = „Danke“ in Suaheli).
Die Geschichte der Bäckereien von 1889 bis 2000
Im Jahre 1889 fuhr erstmals die Bahn von St.Gallen nach Gais durch unser Quartier. In diesem Jahr hatte Johann Ulrich Zellweger als erster Quartierbäcker an der Teufener Strasse 96, neben dem ehemaligen Restaurant Freudenberg, im Jahre 1889 seinen Laden eröffnet. Im gleichen Jahr wurde daneben auch eine Metzgerei eröffnet. Einen Colonialwaren-Laden gab es schon 1885 vis-à-vis im Wirtshaus Bellevue.
Im Verlaufe der Zeit existierten über 100 Läden für den täglichen Bedarf in unserem Quartier, darunter im Zeitraum von 111 Jahren 29 Bäckereien.
Im Jahr 2000 ging der letzte Backofen aus
Im 1904 neu erbauten Talhof führte der Wirt Rudolf Biland gleichzeitig eine Bäckerei (zur Geschichte des Talhofs siehe Riethüsli-Magazin September 2020). Zuletzt betrieb hier Herbert Huber während 40 Jahren die Bäckerei mit Café, bis im Jahre 2000 letztmals der Backofen eingeheizt wurde.
Heute werden im Riethüsli keine Brötchen mehr gebacken. Die Bäckerei Schwyter produziert ihre Backwaren zentral und beliefert damit auch die Filiale im Riethüsli.
Autor/in: Fredi Hächler | 27.12.2020 | Keine Kommentare | Tools: