22.

30.06.2019

Ein Ende – und ein Anfang

Wehmut und Hoffnung beim Abschiedsgottesdienst in der kath. Kirche.

Erich Gmünder

Die Katholikinnen und Katholiken feierten gemeinsam mit den evangelischen Nachbarn den Abschied von der Heiliggeist-Kirche. Trauer und Schmerz hatten ihren Platz in diesem Gottesdienst, aber auch Hoffnung auf den gemeinsamen Weg in der evangelischen Kirche, die neu paritätisch genutzt wird.

Nach 32 Jahren hat die – einst als Provisorium für 20 Jahre gedachte – ehemalige „Behelfskirche“ ihren Dienst erfüllt. In einem Schreiben des Bischofs wurde die Profanierung offiziell beurkundet. Damit steht dem Abbruch nichts mehr im Weg.

Die kommende Woche werden noch vereinzelte Gebetsfeiern sowie ein Wortgottesdienst stattfinden, danach wird die Kirche ausgeräumt und geschlossen. Die kirchlichen Ausrüstungsgegenstände wie Artikel, Gottesmutter-Statue und der Tabernakel werden in der paritätisch genutzten evangelischen Kirche einen neuen Platz finden. Dazu wurde eigens eine neue Sakristei eingerichtet und dazu die frühere Küche umgebaut.

Dankbar zurückblicken

Mit festlichen Klängen (Orgel Sebastian Bausch und Trompete Hansruedi Bürki)  wurde die Feier eröffnet. „Wir sind festlich in den Gottesdienst eingestimmt worden, obwohl es uns gar nicht so festlich zumute ist“, nahm Pfarrer Alfons Sonderegger die Stimmung bei der vorwiegend älteren Gottesdienstbesuchern auf. Viele von ihren hatten sich seit der Pfarreigründung vor 40 Jahren aktiv pionierhaft beim Aufbau der Pfarrei und der Einrichtung der Kirche engagiert. Nun sei der Tag, dankbar zurückzuschauen, „auf all das, was wir in dieser Kirche empfangen durften. Wir schauen aber auch voraus mit der Bereitschaft und dem Vertrauen, dass der Auferstandene den Weg mit uns weitergehen wird.“

Diakon Hanspeter Wagner, Pfarrerin Elisabeth Weber und Barbara Stump (v.l.).

Auch Barbara Stump, Pfarreibeauftragte, sprach die Trauer und den Schmerz an, welche mit der Erinnerung an die Gottesdienste, Hochzeiten, Trauungen, aber auch an den Abschied von lieben Angehörigen und Nachbarn verbunden sind. „Vielleicht regt sich bei dem einen oder der anderen aber auch etwas Vorfreude auf das, was hier passieren wird.“

Stellvertretend für die Gläubigen trugen Angehörige beider Konfessionen ihre Gedanken zum Abschied vor.

Kurz und prosaisch dann der eigentliche Akt der Profanierung, welche Voraussetzung ist für den Abbruch eines geweihten Gotteshauses. Pfarrer Alfons Sonderegger verlas die kurze Erklärung des Bischofs, welche emotionslos aufgenommen wurde.

Die letzte Liturgie in der Heiliggeist-Kirche mit Pfarrer Alfons Sonderegger – die farbigen Bänder sind stellvertretend für die Bemalung der Chorwand, welche die Strahlen des Heiligen Geistes symbolisieren.

Um den Weg in die neue Kirche etwas leichter zu machen, wurden orange und gelbe Bänder ausgelegt und bei der anschliessenden Prozession in die neue Kirche geführt; stellvertretend für die gemalten Strahlen an der Chorwand, welche die Strahlkraft des Heiligen Geistes, Schutzpatron der Kirche, symbolisieren.

Nach der liturgischen Feier wurde das Allerheiligste in einer Prozession in die „Gmeinsam“-Kirche übertragen und in der neuen Sakristei eingesetzt.

Heimelig und familiär

Beim anschliessenden Apéro im Kirchhof lebten die Erinnerungen nochmals auf. Manche sprachen von einem Kraftort, den sie nun verlieren würden.

Alfons Sonderegger (Mitte) beim Apéro mit Alwin Oggenfuss und Peter Jans.

„Familiär“ und „heimelig“ sei diese Kirche gewesen, sagte auch Pfarrer Alfons Sonderegger, der hier mehr als 28 Jahre lang die Liturgie gefeiert hatte.  Hier sei man den Gläubigen näher als in anderen, grösseren Gotteshäusern.“Hier lachen die Leute, wenn ich eine Anekdote erzähle, man ist en famille.“

Den Gottesdienst mit seinen Ritualen empfanden viele als Trost im Abschied. „Der Herrgott kommt ja mit, und jetzt müssen wir sagen, es ist jetzt einfach so“, sagte eine Teilnehmerin.

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