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1.07.2019

„Nachmittags um drei Uhr sind wir wie Fliegen“

Hitze und Autofahrer machen den Strassenbauern zu schaffen - Besuch an der Baustelle Teufener Strasse.

Am Morgen sind die Temperaturen noch angenehm, doch auch heute soll es nochmals warm werden.

Erich Gmünder, Text und Fotos

Seit ein paar Wochen wird an der Neugestaltung der Teufener Strasse im Kern unseres Quartiers gearbeitet. Während im unteren Teil die Sanierung der Werkleitungen abgeschlossen ist und Verkehr, Radfahrer und Fussgänger wieder ungehindert zirkulieren können, ist jetzt der Rückbau des Bahntrassees in vollem Gang.

Mit entsprechenden Auswirkungen auf den Verkehr. Und unter erschwerten Bedingungen auch wegen der aktuellen Hitzewelle, wie ein Besuch auf der Baustelle im Bereich Schwyter zeigt.

„Was wollen Sie hier  – kommen sie auch wegen einer Reklamation“. Der Bauarbeiter beäugt den Fotografen, der sich ein Bild vom Baufortschritt machen will, argwöhnisch.

Für die Fussgängerin wird bereitwillig der Steg zum Fussgängerstreifen verschoben.

 Hitze – und erbarmungslose Autofahrer

Und das mit gutem Grund, denn er hat in den letzten Wochen so seine Erfahrungen gemacht – insbesondere mit ungeduldigen Autofahrern, die mal kurz im Stau stehen, wenn die Strasse kurzfristig wegen einem Bagger gesperrt werden muss. „Wir werden oft beschimpft, oder man zeigt uns aus dem fahrenden Auto den Vogel.“

Dabei arbeiten die Strassenbauer  in diesen Hitzetagen unter erschwerten Bedingungen. «Am Freitag hatten wir 35 Grad. Am Morgen ist es jeweils noch angenehm, aber auch heute dürfte es nochmals heiss werden.“ Trotzdem, für die Leute an der Front gibt es kein Erbarmen. Bei den Rekordtemperaturen mal am Nachmittag früher Feierabend machen, liege nicht drin.

„Etwas mehr Wasser geben sie ab, oder Sonnenschutzcreme, aber keiner sagt mal, heute arbeitet ihr nur bis Mittag, und dann ist Schluss. Dabei sind wir am Nachmittag um drei Uhr wie Fliegen“

Zwar würden die Sicherheitsvorschriften alle eingehalten, mit Leuchtwesten, Schuhen, Gehörschutz für bestimmte Arbeiten, Helmen etc. – aber für die Hitze gebe es nichts.

„Wir bauen für Sie“ – ungeduldigen Autofahrern wird das hier in Erinnerung gerufen.

Erbarmungsloses Bauprogramm

Unverständlich für die Arbeiter hier sei auch, dass die Auftraggeber, Stadt und Kanton, nichts unternehmen würden. Den Bauunternehmen seien die Hände gebunden. Diese müssten sich an das Bauprogramm halten. „Man sagt ihnen, bis dann und dann müsst ihr fertig sein, sonst erhaltet ihr den Auftrag nicht.“

Ein älterer Arbeiter sagt, so schlimm wie in den letzten fünf Jahren sei es mit dem Druck noch nie gewesen. „Wenn einer am Nachmittag kollabiert, dann holt man einfach einen anderen. Der einzelne Mensch gilt nichts.“

Dabei könnte man von anderen Ländern lernen, findet er: „Dort beginnt man morgens um 6 Uhr und hört um 11 Uhr auf.“

Die aktuelle Hitzewelle dürfte heute zu Ende gehen – doch die nächste Hitze kommt bestimmt.

Auch im Bereich Nestweiher wurde mit dem Rückbau des Bahntrassees begonnen. Die Anzeigetafel ist ebenfalls noch ein Relikt aus den Bahnzeiten.

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