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24.09.2019

Auf der Ruckhalde soll ein lebenswertes, autofreies Quartier entstehen

Nach dem Wegfall des alten Trassees: Ein Verein verlangt Mitsprache und fordert sozialverträgliche Wohnformen.

Die Ruckhalde aus Blickrichtung Süden fotografiert. Überbaut werden kann das Land unterhalb der alten Eisenbahnlinie samt Familiengarten sowie das dreieckige Areal zwischen der Hecke oberhalb der alten Bahnlinie und den Häusern an der Hochwachtstrasse. (Luftaufnahme April 2018, EG)

Das St.Gallen, das alternativ wohnen will, mischt sich in die Überbauung der Ruckhalde ein. Dafür wurde ein Verein gegründet. Er will erreichen, dass am Hang zwischen der Oberstrasse und dem Riethüsli ein vielfältiges, sozial gut durchmischtes und lebenswertes Quartier entsteht. Autos soll es darin (fast) keine geben.

(Reto Voneschen, St. Galler Tagblatt 24.9.2019)

In St.Gallen wurden im vergangenen Jahrzehnt grosse Überbauungen entweder von der öffentlichen Hand oder von privaten und institutionellen Bauherren verwirklicht. Ein zentraler Faktor für die Planung war natürlich fast immer die Renditeerwartung privater oder institutioneller Investoren. Das heisst, gebaut wurde und wird, was am Markt sicher ankommt und gute Renditen verspricht.

Es fehlt an alternativen Wohnformen

In den vergangenen Jahren kamen gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften, die aufgrund ihrer Ausrichtung anders planen und bauen können, bei grösseren Projekten in der Stadt St.Gallen kaum zum Zug. Eine Auswirkung dieser Entwicklung ist, dass es in St.Gallen heute kaum Angebote an alternativen Wohnformen gibt. Ansätze wie beispielsweise die Remishueb vor dreissig Jahren oder Solinsieme um die Jahrtausendwende haben keine Nachahmer gefunden. Nicht zuletzt mangels geeigneten Baulandes: Bauträger, die bewusst günstig und mit reduzierter Ausnützung bauen wollen, bewegen sich innerhalb enger Limiten, was die Baulandpreise betrifft, die sie guten Gewissens bezahlen können. Am Schluss muss nämlich auch bei einer gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft die Rechnung aufgehen.

Der grösste Teil des potenziellen Überbauungsgebietes gehört zur Zeit noch zum Familiengärten-Areal.

Der grösste Teil gehört der Stadt

Jetzt steht die Stadt St.Gallen vor der Überbauung einer der letzten grossen zentrumsnahen Baulandreserven. Das Stadtparlament hat die ganze Ruckhalde zwischen Oberstrasse und Riethüsli Ende April der Wohnzone 4 zugeteilt. Die Bewilligung des Kantons für die Einzonungen steht noch aus. Der grosse Teil des Lands, das erst mit der Eröffnung des Ruckhaldetunnels der Appenzeller Bahnen im Herbst 2018 überbaubar wurde, gehört der Stadt St.Gallen. Der Rest steht im Eigentum eines lokalen Immobilienunternehmens, das sich verpflichtet hat, bei der Arealentwicklung durch die Stadt mitzuwirken.

Übersicht mit Blickrichtung Norden. Grafik: zVg.

Was an der Ruckhalde baulich geschehen wird, ist offen. Im Urteil der Stadtplanung ist das knapp 5,5 Hektaren grosse Gebiet für eine Wohnüberbauung mittlerer bis hoher Dichte geeignet. Die Stadt will das Gebiet jetzt so entwickeln, dass es bald einmal überbaut werden kann. Und dabei will das St.Gallen, das sich alternative Wohnformen wünscht, aktiv mitmischen.

IG Ruckhalde will beim Bauprojekt mitreden

Das ist ungewohnt: Normalerweise entscheiden Investoren und Bauträger allein, was auf so einem Areal geschieht. In dem Fall will eine Gruppe aber die Tatsache nutzen, dass ein wesentlicher Teil des Landes der Stadt gehört: Sie will, dass gemeinnützige Wohnbauträger alternative, gemeinschaftliche Wohnmodelle mit erschwinglichen Mietpreisen realisieren können.

Die IG wurde im Sommer als Verein gegründet, der offen ist für alle, die seine Ziele mittragen. Die IG will im Planungs- und Bauprozess für die Ruckhalde die «Zivilgesellschaft» und damit das Interesse der Öffentlichkeit an einer nachhaltigen Wohnüberbauung vertreten. Am Montag, 23.9.2019 stellte die IG Ruckhalde sich und ihre Ziele den lokalen Medien vor. Zum Projektteam gehören Lichtgestalter Marc Dietrich, Architektin Christine Egli, SP-Stadtparteipräsident Peter Olibet und «Saiten»-Co-Verlagsleiter Philip Stuber.

Allen sei gemeinsam, dass sie sich für eine nachhaltige Stadtentwicklung und alternative Wohnformen interessierten, aber keine wirtschaftlichen Eigeninteressen an der Überbauung der Ruckhalde hätten, hiess es. (vre)

Öffentliche Information am 4. November

Alle, die sich für die Überbauung der Ruckhalde interessieren, müssen sich den 4. November merken. An diesen Montag, 19 Uhr, stellt sich die IG Ruckhalde im Mehrzweckraum des Schulhauses St.Leonhard an der Davidstrasse 30 erstmals der Öffentlichkeit vor. Dabei wird ausführlich über die Projektideen für eine alternative Wohnüberbauung informiert. Weiter sind die Mitglieder der IG für Feedback offen.

Zum Info-Anlass anmelden kann man sich über die Internetseite der IG Ruckhalde.

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