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8.02.2020

Unserem Platin auf der Spur

Eine Maturarbeit über die Minenarbeiter in Südafrika.

Elias Müller beschäftigte sich in seiner Maturaarbeit mit der Ausbeutung der Minenarbeiter in Südafrika. Foto: zVg.

Eine Maturaarbeit über die Ausbeutung der Arbeiter in den Platin-Minen Südafrikas. «Auf diese Idee brachte mich unser Nachbar, der in Südafrika ein Entwicklungsprojekt begleitete», erzählt Elias Müller. Um sich einen persönlichen Eindruck von der Situation vor Ort zu machen, reiste der 19-Jährige schliesslich selbst mit der Familie nach Südafrika.

Stefan Sigg (Pfarreiforum St. Gallen)

«Ich habe mir lange über die Themenwahl für meine Maturaarbeit den Kopf zerbrochen», so Elias Müller, «ich wollte die Arbeit im Fach Wirtschaft machen, gleichzeitig sollte sie auch eine Gesellschaftsrelevanz haben. Als unser Nachbar Christoph Balmer, der viele Jahre für die Kirchgemeinde St. Gallen tätig war und anschliessend in Südafrika ein Entwicklungsprojekt begleitete, bei uns war, erwähnte er auch den Alltag der Minenarbeiter. Das hat mein Interesse geweckt.»

Elektronische Geräte

In den Erzbergwerken Südafrikas wird Platin gewonnen. «Das Platin, das wir in vielen Alltagsbereichen benötigen», sagt Elias Müller, der inzwischen an der Universität St. Gallen studiert, «zum Beispiel ist Platin in vielen elektronischen Geräten zu finden.» Trotzdem wisse kaum einer Bescheid, woher es komme und unter welchen schwierigen und oft gefährlichen Bedingungen die Angestellten in den Minen arbeiten. «Vor einigen Jahren schaffte es ein Bergarbeiterstreik, bei dem einige Arbeiter ums Leben kamen, in die internationalen Medien. Ich wollte mich bei der Arbeit aber nicht nur darauf beschränken, sondern auch eigene Informationen sammeln. Glücklicherweise konnte mir Christoph Balmer ein Interview mit einem dieser Arbeiter vermitteln.»

Die Antworten hätten ihm die Komplexität der Situation und des globalen Handels bewusst gemacht. «Der Minenarbeiter arbeitet unter schwierigen Bedingungen, aber gleichzeitig ist er froh, Arbeit zu haben.»

Weiträumig abgesperrt

Während seiner Maturaarbeit war die Zeit zu knapp, um nach Südafrika zu reisen. Das hat er anschliessend mit seiner Familie nachgeholt. «Wir haben auf unserer Reise auch versucht, in die Nähe einer Mine zu gelangen», erzählt Elias Müller, «doch sie sind weiträumig abgesperrt. Man bekommt keinen direkten Einblick.»

Viele unmittelbare Einblicke erhielt er hingegen in die Arbeit des Entwicklungsprojektes, das Christoph Balmer in Südafrika begleitete. Dies habe ihn nachdenklich gestimmt. «Ich konnte mit einigen Jugendlichen sprechen, die in diesem Projekt betreut werden. Sie haben mir von ihren Gewalterfahrungen erzählt und wie der Alltag von Gewalt geprägt ist.»

Nicht direkt betroffen

«Meine Maturaarbeit sollte auch die Verantwortung des einzelnen Konsumenten aufzeigen», hält Elias Müller fest. Er habe die leise Hoffnung, wenigstens ein paar Menschen zum Nachdenken anregen zu können. «Das Thema Umweltschutz ist dank Greta erfreulicherweise in aller Munde. Es weckt Betroffenheit und viele machen sich jetzt Gedanken, was sie ändern können.»

Bei der Frage nach der Verantwortung der internationalen Konzerne sei die Ausgangslage anders: «Dieses Thema ist viel komplexer. Wir sind nicht unmittelbar davon betroffen. Auch wenn die Medien immer wieder darüber berichten, ist es weit weg von unserem Alltag und bleibt meist abstrakt.»

Erfreulich sei, dass die Verantwortung der Konzerne und Nachhaltigkeit immer mehr ins Bewusstsein geraten. Auch bei den Vorlesungen an der Universität St. Gallen haben diese Themen heute einen wichtigen Stellenwert.

Bei ihm persönlich hätten Maturaarbeit und Reise konkrete Spuren hinterlassen: «In unserer Familie waren Fairer Handel, Nachhaltigkeit und Verantwortung schon immer präsent. Aber durch meine Arbeit überlege ich mir jetzt immer zwei Mal, ob ich ein neues Handy oder einen neuen Laptop anschaffen oder sie doch ein bisschen länger benutzen soll.» 

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