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23.11.2019

„Die Leute wollen Geschichten hören“

Ein Heimweh-Riethüsler füllte den NestPunkt: Jost Auf der Maur im Fyrobed-Talk.

Es gab auch viel zu lachen: Jost Auf der Maur im Talk mit dem Moderator. Fotos: Patrick Hager

Im Fyrobed-Talk erzählte der Heimweh-Riethüsler Jost Auf der Maur aus seinem Leben als Journalist, Buchautor und Geniesser. Der Nestpunkt war bis auf den letzten Platz besetzt, und der prominente Gast zog die Anwesenden mit einer unnachahmlichen Mischung aus Charme, Schalk, Schlagfertigkeit, profundem Wissen und ungebändigter Lust am Erzählen in seinen Bann.

„Risotto und eine Reise in die Antarktis“ – so lautete der Titel der Veranstaltung. Der von Walter Späti zubereitete Risotto wärmte an diesem neblig-kalten Winterabend die Geister und machte gluschtig auf die Talk-Runde mit dem illustren Heimweh-Riethüsler.

„Grandiose Jugendzeit“ – und ein lustiges Wiedersehen

Im Talk mit Erich Gmünder erzählte der Heimweh-Riethüsler freimütig aus seiner weitgehend ungetrübten Jugendzeit im Quartier Nest, wo sein Vater als Architekt für die soziale Wohnbaugenossenschaft am Nestweiher verantwortlich zeichnete.

Die rund 50 Besucherinnen und Besucher erfreuten sich an den Erzählungen aus den späten 50er- udn frühen 60er-Jahren. Als besondere Überraschung hatte Mitorganisator Fredi Hächler ein prominentes Tschuttigspänli von damals aufgeboten: Den späteren FCSG- und  Nati-Spieler Christian Labhart.

Jost und Christian erzählten, wie sie in jeder freien Minute auf dem improvisierten Fussballfeld an der Demutstrasse (heute GBS) ihrer Leidenschaft frönten. Oder in den Wäldern herumstrielten oder illegal Fische fingen  – „grandios“ sei diese Kindheit im Riethüsli gewesen, sagten die beiden übereinstimmend.

Jost Auf der Maur gab Einblick in sein reiches journalistisches und publizistisches Schaffen, das neben zahlreichen aufsehenerregenden Reportagen auch sieben Bücher umfasst. Eines („Söldner für Europa“) wurzelt in der Familiengeschichte der Auf der Maurs, die ihr Geld mit der Söldnerei machten. Ohne Scheuklappen und Berührungsängste arbeitete er dieses düstere Kapitel der Schweizer Geschichte auf. „Die Schweiz unter Tag“ widmet sich der unterirdischen Schweiz. „Das Jahr des Weinbauern“ ist seiner Liebe zum Wein gewidmet – die Arbeit machte er so akribisch, dass ihm das porträtierte Weingut angeboten wurde. „Geschmack der Liebe“ ist zwölf Frauen in seinem Leben und ihren Rezepten gewidmet – eine von ihnen ist seine heutige Frau.

Ein Reporter alter Schule

Nach Stationen bei renommierten Schweizer Medientiteln, von der Basler Zeitung über die Weltwoche bis zu Facts und NZZ am Sonntag, wechselte Jost Auf der Maur zum Abschluss seines journalistischen Lebens als Reporter zur Schweizer Familie. Ob das kein Abstieg gewesen sei, fragte ihn der Moderator. Vielleicht in den Augen gewisser Kollegen, sagte Auf der Maur, aber für ihn hätten sich neue Möglichkeiten ergeben, das zu tun, was er am liebsten macht: als Reporter eigene Geschichten zu kreieren. „Die Leute wollen Geschichten hören.“ Wie stimmig diese Aussage ist, bewiesen die Anwesenden, die dem ehemaligen Riethüslerbub an den Lippen hingen.

Jost Auf der Maur und zwei Tschuttigspänli von einst: Christian Labhart (links) und Marcel Eggmann. Foto: EG

Jost Auf der Maur hat bereits über ein halbes Dutzend Jugenderinnerungen für die Quartierzeitung Riethüsli geschrieben. Wir werden einige von ihnen hier veröffentlichen.

Erich Gmünder

Verschollen in der Antarktis

Aufhänger für den Fyrobed-Talk mit Jost Auf der Maur war sein jüngstes Buch „Xavier Mertz: Verschollen in der Antarktis“. Durch Zufall war der Autor auf die Tagebücher und Fotos des 1913 unter tragischen Umständen vestorbenen ersten Schweizer Polarforschers gestossen. Seine Recherchen schloss er mit einer Reise auf den Spuren des Verschollenen ab, die von SRF und 3sat 2018 dokumentiert wurde. Im NestPunkt wurden kurze Ausschnitte aus dem rund 50-minütigen Dokfilm gezeigt und von Jost Auf der Maur kommentiert.

Der Film „Auf der Spur eines Verschollenen“  kann hier in voller Länge via Youtube betrachtet werden. EG

Weitere Bilder in der GALERIE

2 Kommentare

  1. Egidio Mombelli

    30.11.2019 / 13:30 Uhr

    Ja das kann ich nur bestätigen..... sagenhafte Jugendzeit trotz Krieg...
    (40er Jahre)...die illegal von Hand gefangenen Forellen aus dem Wattbach
    schmeckten besonders gut... das Problem war aber immer wie den Fang nach Hause
    zu tragen ohne aufzufallen

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  2. Erika Hächler Clavadetscher

    23.11.2019 / 10:07 Uhr

    So läss, ein schöner Eintrag mit Bildern und interessantem Text.
    50 interessierte und aktive Zuhörer an diesem Freitagabend.
    Wunderbar ist es, dass so viele Menschen aus dem Quartier den Weg in den Nestpunkt gefunden haben.

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