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13.11.2022

Martin Wettstein: Was Literatur vermag

Lesung mit Musik im NestPunkt - es wird abwechslungsreich.

Der Riethüsler Autor Martin Wettstein (hier rechts im Bild) liest im NestPunkt eine Auswahl seiner liebsten literarischen Texte – mit musikalischen Intermezzi von Jost Nussbaumer am Klavier.

Nach zweimaligem, coronabedingtem Verschieben soll es nun am 25. November doch noch zu diesem literarisch-musikalischen Abend kommen.

Antworten von Martin Wettstein (MW) auf scheinbar harmlose Fragen des Chefredaktors Erich Gmünder (EG). Gleich am Anfang stellt EG eine brutal-nette Frage:

Wann gilt ein Text als Literatur?
           
MW: Definitiv keine Literatur sind Texte, in denen Wörter vorkommen wie „Herausforderung“, „nachhaltig“, „Spass“, „zeitnah“, „klimaneutral“ usw. usf. –  Für mich ist ein literarischer Text einer, der immer schon  meine verkrusteten Denkmuster, Vorstellungsgewohnheiten und alltäglichen Sprechweisen, mein vermeintlich gründliches Wissen… entrostet, unterminiert, verfremdet, bereichert, aufhellt, verspottet… (Diejenigen, die ganz anders antworten würden, haben auch recht).

Martin Wettstein war bis zur Pensionierung Lehrer für Deutsch und Französisch an der Kantonsschule am Burggraben. Von 2010 – 2021 Vorstandspräsident des Vereins Kellerbühne St. Gallen. – 1991 wurde auf dem Klosterplatz sein Festspiel für die kantonalen Feierlichkeiten zum 700-Jahr-Jubiläum der Schweiz aufgeführt. Martin Wettstein gehört auch zum Redaktionsteam des Quartier-Magazins.
Foto: EG

Gibt es Autorinnen und Autoren, deren Texte du bewunderst?

Franz Kafka, Heinrich von Kleist, Charles-Ferdinand Ramuz, Eugène   Ionesco, Bert Brecht, Herta Müller, Gustave Flaubert, Thomas Bernhard,  Antonio Tabucchi, Marguerite Duras, Esther Kinsky, Samuel Beckett, Karl Biffiger, Georges Pérec, Friederike Mayröcker, Klaus Merz, Agota Kristof (und warum nicht auch Goethe, Schiller, Frisch und Dürrenmatt).

Wie hast du Schülerinnen und Schüler für Literatur gewonnen?

Indem ich mit ihnen nicht allzu schwierige oder elitäre Texte gelesen habe (auf Deutsch oder en français) und versucht habe, meine Liebe zu diesen Texten an sie weiterzugeben. Bestes Beispiel vielleicht: Das Stück von Ionesco „La Cantatrice Chauve“ (Die kahle Sängerin): Lektüre in der Kanti. Dann, auf der Maturareise in Paris: Erleben dieses absurden Stücks in einem winzigen Theater an der Rue de la Huchette.

Gibt es Bücher, die du mehr als einmal gelesen hast?

Ramuz, „La Grande Peur dans la Montagne“/ Beckett, „Warten auf Godot“ / Tabucchi, „Erklärt Pereira“ / Flaubert, „Madame Bovary“ / Schiller, „Maria Stuart“ / Kleist, „Die Verlobung in St. Domingo“/ Marguerite Duras, „Moderato cantabile“ /  Agota Kristof, „Le Grand Cailler“.

Was gibt bei dir den Ausschlag, ein Buch zu lesen: der erwartete Lust-  oder der Erkenntnisgewinn?

Beides. Merke ich aber erst beim Lesen.

Du schreibst auch für unser Quartier-Magazin. Was willst du bei Leserinnen und Lesern auslösen?

Ich schreibe halt gern. Ob’s etwas „auslöst“, weiss ich nicht.

Kannst du schon etwas verraten, was wir im NestPunkt zu erwarten haben?

Vor allem meist eher kurze, ironische, komische, seltsame, tiefschürfende,  erschütternde, sauglatte Texte. Die allermeisten auf Hochdeutsch, klar.
Einige wenige aber auch auf Oesterrächisch, Wallisertitsch, Bärntütsch, Text mit Sprachfehlern, vielleicht auch irgendwie Englisch und Japanisch und natürlich Sänggällisch). Jost Nussbaumers Klaviereinlagen sollen ab und zu Zwischen-Atmung ermöglichen.
Und überhaupt ist alles von Geduld und Lust der Zuhörenden abhängig.

Der Anlass am Freitag, 25. November im NestPunkt beginnt um 19 Uhr. Im Anschluss kulinarische Überraschung.

Hier geht es zum Flyer (PDF)

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