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29.12.2023

Viel Holz am und im Bau

Ein virtueller Rundgang durch das Projekt Wohnen im Alter Riethüsli mit Architekt Sascha Koller.

Text und Fotos: Erich Gmünder

Eine Holzfassade, ein grosser Baum wirft einen Schatten auf die lauschige Eingangspartie, der Weg ist von einheimischen Sträuchern und Blumen gesäumt: Das Bild (oben) wirkt gemütlich und einladend. Es ist eine der Visualisierungen des Projekts Wohnen im Alter Riethüsli, welche künftige Mieterinnen und Mieter ansprechen sollen.

Es ist in etwa der erste Eindruck, wenn man den Fussgängerstreifen beim GBS überquert und den leicht ansteigenden Weg zum gedeckten Eingang unter die Füsse oder Rollstuhlräder nimmt – der Zugang ist auch als barrierenfreie Rampe gedacht.

Einladende Eingangspartie

Links neben dem Eingang sieht man durch raumhohe Glasverandatüren in den Gemeinschaftsraum, wo künftig Bewohnerinnen und Bewohner ihre Familien zu Geburtstagsfeiern einladen könnten, mit kleiner Küche und WC. Oder wo sich die Seniorinnen und Senioren zum Jassen, Spielen, Singen oder für andere Veranstaltungen treffen. Links davon ist eine grosse Raumreserve, angedacht ist hier ein Fitnessraum inkl. Kraftgeräten und separaten Räumen für Physiotherapieangebote. Ziel: Die Muskulatur auch im Alter trainieren, als wirkungsvolle Sturzprävention.

Eingang zu den Wohnungen via Laubengang

In der Mitte also der Eingang, der direkt auf die beiden Lifte sowie das Treppenhaus führt, sowie auf die Rückseite, wo die angrenzenden Wohnungen im Erdgeschoss durch den Laubengang erreicht werden. Die Wohnungen sind auf allen fünf Geschossen durch solche geschützten Laubengänge erschlossen. Dazu kommt ein weiteres Treppenhaus mit Liftanlage, damit entfallen überlange Wege zu den Wohnungen.

Zurück zur Holzfassade:

Diese ist nicht einfach vorgehängt, sondern Teil der Konstruktion, eine sogenannte Hybridbauweise mit Holz und Stahlbeton. Darauf legte Architekt Sascha Koller bei der Überarbeitung des ursprünglichen Projekts (dieses stammte vom CWG-Hausarchitekten) grossen Wert.

Sascha Koller hat das ursprüngliche Projekt nach der Baubewilligung bis zur Ausführungsreife weiterbearbeitet.

Zwar ist das Sockelgeschoss mit Tiefgarage und Kellerräumen aus Beton, ebenfalls die Decken, jedoch je höher das Gebäude aus dem Terrain emporstrebt, umso mehr kommt Holz aus der Region als nachhaltigstes Baumaterial zum Einsatz. (Beim ursprünglichen Projekt waren vorgehängte Metallfassaden vorgesehen.) So wird ein grosser Teil der Wohnungen in Modulbauweise erstellt; die Submission mit interessierten Zimmereien läuft bereits.

«Der Neubau mit seiner ökologisch-nachhaltigen Bauweise soll quasi das Tor zum holzfreundlichen Appenzellerland bilden», sagt der Teufner Architekt. (Kleine Anmerkung: Die hässliche, verwitterte Betonfassade des GBS wird nach der aufwendigen Sanierung ebenfalls in Holz ausgeführt).

Hohe Standards

Bei der gesamten Architektur lag das Regelwerk des Vereins LEA, «Living Every AGE», als Standard zugrunde. Dieses verlangt eine barrierenfreie Wohnnutzung mit hohen Standards, was den Architekten viel abverlangte. «Von der Grösse der einzelnen Räume, Küchen, Bäder, Loggias, der Beleuchtung bis zu Details wie der Höhe der elektrischen Schalter ist alles vorgegeben. Rund 800 Punkte werden auditiert, das heisst offiziell abgenommen», sagt Oliver Kempf, der Mitarbeiter des Architekturbüros Koller.

Die Rollstuhlgängigkeit ist nicht nur im ganzen Gebäude inkl. Toiletten und Bäder gegeben; zusätzlich zur eingangs beschriebenen Rampe ist das Gebäude auch durch die Einfahrt in die Tiefgarage für RollstuhlbenützerInnen möglich. Und wer von einem Spaziergang auf die Bernegg zurückkommt, kann vom Nestweiherweg aus direkt den Hintereingang zum Treppenhaus mit Liftanlage benützen.

Jede Wohnung verfügt über eine 6m2 grosse Loggia, welche sowohl vom Wohnraum und der Küche als auch vom Schlafzimmer aus erreichbar ist und dank Vollverglasung viel Licht hereinlässt und Ausblicke ins Grüne ermöglicht. Die Räume sind mit Schiebetüren abgetrennt, so dass der Wohnraum flexibel eingerichtet werden kann.

Trotz all den vielen Vorschriften, die beim Alterswohnen im genossenschaftlichen Wohnungsbau erfüllt werden müssen, spürt man, dass die Architekten mit Freude und Herzblut am Werk waren, um den Spielraum zu nutzen, damit den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern ein Höchstmass an Behaglichkeit und Heimeligkeit geboten werden kann.

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