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23.05.2021

Im Riethüsli gab es bereits vor 130 Jahren erste Flugversuche!

Carl Steiger - der Überflieger vom Riethüsli und seine Flugversuche beim Scheffelstein.

Der St. Galler Flugpionier Carl Steiger (1857-1946) ging lange Jahr vergessen – jetzt wird wieder an ihn erinnert. 

Der Traum vom Fliegen kostete Ikarus in seinem Übermut in der griechischen Mythologie das Leben. Mindestens theoretisch hatte Leonardo da Vinci vor 1490 mit seinem Luftschrauben-Apparat das Prinzip des Hubschraubers erfunden. Doch der Wunschtraum, eine Flugmaschine zu konstruieren, die schwerer als die Luft war, brauchte seine Zeit. Dies gelang im Jahre 1891 dem Deutschen Otto Lilienthal mit seinem Gleitsegler. Nach ersten Lufthüpfern steigerte er sich immer mehr, bis er 1896 tödlich abstürzte. Lilienthal gilt weltweit als erster Flieger.

Eine der zahlreichen Zeichnungen und Pläne von Carl Steiger, hier schon mit Propellerantrieb!

Zur gleichen Zeit experimentierte der Ingenieur und Maler Carl Steiger in St. Gallen ebenfalls mit Gleitapparaten.

Er war in St.Gallen als Sohn eines Stickereifabrikanten aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er stellte verschiedene Theorien auf, die er in der Publikation Vogelflug und Flugmaschine schon 1891 veröffentlichte.

Gleichzeitig unternahm er die ersten Flugversuche in der Schweiz im Riethüsli – wo denn sonst? – beim Scheffelstein im Winter desselben Jahres. Es gelang ihm, einige Male in kurze Gleitphasen zu kommen. Doch berichtete er treuherzig, dass der Schnee einige Fallissemente gnädig gedämpft hatte. Er beliess es dann später vor allem beim Theoretisieren, beschäftigte sich aber noch jahrelang mit dem Fliegen. Mit Henri Kunkler, einem weiteren St.Galler Flugpionier, führte er um 1913 Motorenflüge durch.

Carl Steigers Schrift von 1891 ist in der Kantonsbibliothek aufzufinden.

Carl Steiger hatte in seinen Schriften die Theorie zum Fliegen vom Vogelflug her richtig abgeleitet, war aber seiner Zeit voraus und geriet in Vergessenheit.

Eigentlich müsste auf dem Scheffelstein ein Denkmal Steigers stehen anstatt jenes des Dichters des Ekkehard-Romans, und im Advent würde es von unserem Quartier-Weihnachtsbaum jeweils zurecht illuminiert.

Richard Butz, auch er wohnte einstmals im Riethüsli, publizierte diese Geschichte im Jahre 2008 im St.Galler Tagblatt und 2021 in seiner Schrift Ich hätte grosse Lust auf einen Spaziergang… (Südflanke, S. 9)

1 Kommentar

  1. Cyrill Steiger

    06.01.2023 / 00:04 Uhr

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel, den ich soeben im Internet zufällig fand. Super Idee auf dem Scheffelstein für meinen Urgrossvater Carl Steiger ein Denkmal zu errichten! Gruss vom Urenkel Cyrill Steiger

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