28.07.2019

Leere Schaufenster – und was macht die Stadt?

Languedoc Weine hat das Riethüsli verlassen.

Languedoc Weine hat das Riethüsli verlassen – was wird folgen? Manuel Bischof, Inhaber und Geschäftsleiter der Firma, erklärt seine Beweggründe, vor fünf Jahren einen neuen Standort im Riethüsli eröffnet zu haben und warum die Zeit gekommen ist, sich nun wieder voll auf den Hauptstandort in Sulgen zu konzentrieren.

Thomas Christen

Für ihn war es damals wichtig, dass nach der Schliessung von Christen Spezialitäten der Standort an der Teufenerstrasse 145 am Leben erhalten bleibt. Als Weinlieferant von Christen sah er darin die Chance, die bestehende Weinkundschaft der Stadt zu erhalten – schliesslich waren seine Weine bei Christen sehr beliebt und deckten den grössten Teil des Weinsortiments ab.

Enthusiasmus abgekühlt

Das neu gestaltete und renovierte Ladenlokal diente nun auch als Showroom und eignete sich bestens für Kundenevents und Degustationen mit Gastronomen in attraktivem Rahmen. Zudem bot der Keller viel Platz für ein mittelgrosses Lager.

Der Enthusiasmus war gross. Gründe für die Schliessung liegen nicht nur am Umsatz. Der Mietvertrag mit der Stadt, der das Haus gehört, läuft im September aus. Die Geschäftsziele wurden in den vergangenen fünf Jahren nur knapp erreicht. Der Ladenumsatz deckte die Gemeinkosten nicht ab und musste mit dem Hauptgeschäft quersubventioniert werden.

Ein vernünftiger Schritt al so, das Geschäft zu schliessen und den Aussendienst in der Stadt zu stärken und so verstärkt mit Handelspartnern zusammenzuarbeiten.

Doch auch andere Gründe bewogen Bischof zu diesem Schritt. Ein Konzept der Stadt für die drei Liegenschaften (Teufenerstrasse 143 und 145 und ehemaliges Asylzentrum am Riethüsliweg 7) liegt nicht vor oder wird nicht kommuniziert und die Stadt sei auf Anfragen wenig kooperativ gewesen.

Der Umgang der Stadt mit dem Gewerbe

Auch sei seit dem Tunnelbau der Appenzeller Bahnen die Zufahrt zur rückseitigen Garage mit grossen Autos erschwert und die Schaufenster im Laden im Winter sehr schlecht isoliert. Eine Mietreduktion bekam er nie. Diese Tatsachen fördern die Unsicherheit, was mit der Liegenschaft passiert, und bietet darum für Bischof keine Perspektive als Geschäftsliegenschaft mehr.

Manuel Bischof ist irritiert über den Umgang der Stadt mit dem Gewerbe: «Oft vermisste ich das Gespräch miteinander. Hätte die Vermieterin Hand geboten, hätte ich mir vorstellen können, neue Konzepte an diesem Standort umzusetzen».

Doch die Entscheidung ist gefallen. Es wird mittelfristig keinen stationären Standort von Languedoc Weine in St.Gallen mehr geben.

Grosse Weine von kleinen Weingütern

Auf die Frage, was er unserem Quartier wünsche, meint Manuel Bischof leidenschaftlich: «Man sollte sehen, was vor Ort ist, und nicht denken, das Gewerbe vor der Haustüre sei weniger gut. Individualität, Nischen, kleine Produzenten, die man persönlich kennt, sind gerade im Lebensmittel- und Weinbereich unbezahlbar.» Diese kleinen Winzer arbeiten händisch, weitgehend ohne chemische Zusätze und Spritzmittel, mit Zeit, Herzblut und Liebe zum Wein und seinem Terroir. Fernab von Massenproduktion und Billigprodukten sind gerade dies Argumente, die in der momentanen Umwelt- und Klimadiskussion nicht aktueller sein könnten.

Abschiedsworte von Manuel Bischof und seinem Team:

«Wir möchten unserer Kundschaft im Riethüsli und der Region St.Gallen ganz herzlich für Ihre Kundentreue, die schönen Gespräche und genüsslichen Momente in unserem Shop danken. Wir geben das Geschäft im Riethüsli auf, um uns an unserem Hauptstandort in Sulgen massiv zu verstärken. Somit finden Sie unsere naturnahen und mit viel Liebe hergestellten Weine weiterhin in unserem Onlineshop oder wir freuen uns sehr, wenn Sie uns in Sulgen (TG) besuchen.»

Diese auf verschiedenen Ebenen hochwertigen Weine können Sie weiterhin geniessen. Lieferungen von Languedoc Weine führen regelmässig auch nach St.Gallen. Languedoc Weine GmbH, Romanshornerstrasse 5, 8583 Sulgen Tel. 071 410 27 92, info@languedoc-weine.ch, www.languedoc-weine.ch