2.10.2020
Trudy Cozzio will es nochmals wissen
Erhält das Riethüsli den zweiten Stadtratssitz zurück?
Am 29. November wird es spannend – auch für unser Quartier: Trudy Cozzio tritt im zweiten Wahlgang nochmals an, um für die CVP den 2017 verlorenen Sitz im Stadtrat zurückzugewinnen, der nach dem Tod ihres Mannes an die Grünliberalen ging.
Der Entscheid in der Partei fiel am Donnerstagabend und wurde am Freitagnachmittag an einer Medienorientierung auf Dreilinden bekannt gegeben.
Damit sind bis jetzt zwei Kandidaturen bekannt. Neben Trudy Cozzio zieht auch der FDP-Kandidat Mathias Gabathuler nochmals ins Rennen. Er hatte am 27. September mit 10’889 Stimmen das bessere Resultat erzielt als Trudy Cozzio (9958 Stimmen) und schon tags darauf erklärt, dass er sowohl für den Stadtrat wie für das Präsidium erneut antreten werde. Die SVP-Kandidatin Karin Winter-Dubs hatte bereits am Montag ihren Rückzug bekannt gegeben. Mit dem Entscheid der CVP kommt es zum Bruch des bürgerlichen Wahlbündnisses zwischen SVP, FDP und CVP.
Grüne als Zünglein an der Waage
Den Entscheid erleichtert haben dürfte Trudy Cozzio und ihrer Partei die Stellungnahme der Grünen. Gerüchteweise war zu vernehmen, dass die Grünen ebenfalls mit einer Kandidatur liebäugeln würden, dies nachdem sie bei den Wahlen ins Stadtparlament drei Sitze dazugewonnen hatten. Einer grünen Kandidatur wären gute Chancen attestiert worden, hätten sich doch die Stimmen aus dem bürgerlichen Lager auf zwei Kandidaten gesplittet. Damit wäre das bürgerliche Lager nicht mehr in der Regierung vertreten, dies obwohl dessen Anspruch mit rund einem Drittel der Stimmen legitim sei, wie Franziska Ryser, die Co-Präsidentin der Grünen laut St. Galler Tagblatt erklärte.
Am Donnerstag gab die Grüne Partei bekannt, dass sie auf eine eigene Kandidatur verzichtet, knüpfte dies jedoch an die Bedingung, dass es nicht zu einer stillen Wahl eines bürgerlichen Kandidaten kommt. Sie wolle den Sitz nicht kampflos einer Partei überlassen – indirekt eine Einladung an die CVP für eine Kandidatur von Trudy Cozzio. Die Grünen machten denn auch klar, dass ihnen die CVP-Kandidatin aus sozialpolitischen Gründen näher steht als der FDP-Kandidat. FDP und SVP kritisierten im Tagblatt das Ausscheren der CVP aus dem bürgerlichen Wahlbündnis.
Damit stand die CVP unter Zugzwang und hat sich nach längerer Denkpause nun für einen Angriff auf den Sitzanspruch der FDP entschieden.
In Anbetracht dieser Konstellation sieht es ganz danach aus, dass Trudy Cozzio im links- und liberalgrünen St. Gallen entscheidende Stimmen gegenüber Mathias Gabathuler wettmachen kann und ihre Chancen steigen. Würde sie gewählt, hätte das Riethüsli mit Peter Jans und Trudy Cozzio wieder zwei Sitze in der Stadtregierung, wie das vormals mit Nino Cozzio und Peter Jans der Fall war.
Stadtpräsidium: Wahl mit Brisanz
Am 29. November geht es auch darum, wer die Nachfolge von Stadtpräsident Thomas Scheitlin antreten soll. Hier kommt es vermutlich zur Ausmarchung zwischen Maria Pappa, SP, welche im ersten Wahlgang am besten abgeschnitten hatte, sowie dem FDP-Kandidaten Mathias Gabathuler. Maria Pappa dürfte zusätzlich vom Bruch der CVP mit dem bürgerlichen Wahlbündnis profitieren.
Pikant: Sollte Gabathuler als Stadtpräsident das Rennen machen, jedoch als Stadtrat Trudy Cozzio unterliegen, wäre die Wahl ungültig, da laut st. gallischem Gemeindegesetz der Stadtpräsident gleichzeitig auch als Stadtrat gewählt werden muss. Damit wäre Maria Pappa gewählt.
EG
Autor/in: Erich Gmünder | 2.10.2020 | Keine Kommentare | Tools: