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16.08.2021

Ein neuer Lebensraum für Tiere und Pflanzen – und eine Augenweide

Naturperlen im Tal der Demut - eine Führung des NVS St. Gallen und Umgebung.

Robert Kull stellte am 3. Juli 2021 das Demuttal in einem grösseren zeitlichen und geographischen Zusammenhang vor. Spannend war  ausserdem, zu erfahren, weshalb bei der Gewerbeschule ein Hochwasserschutz errichtet wurde und wie das Habichtskraut zu seinem Namen kam.

Text: Barbara Schibler-Schoenenberger, NVS-Nachrichten/Fotos: Erich Gmünder

Das Tal der Demut im Verlaufe der Zeit

Der Ausflug begann mit einem geschichtlichen Rückblick: Die Mulde, durch die sich heute der befreite Weierweidbach schlängelt, wurde vor 12’000 Jahren vom Gletscher ausgehobelt. Die Gletscherrandentwässerung liess ursprünglich auch die Steinach durchs Demuttal abfliessen, bis der Rückzug des Gletschers den Weg frei machte zu ihrem heutigen Verlauf.

Die Furt durch den offengelegten Weiherweidbach.

Der Weierweidbach hat seinen Namen von einem Weiher, der im Jahr 1655 noch urkundlich erwähnt ist und im Gebiet des heutigen Tennisplatzes lag. Später wurde der ehemalige Weiher zum ersten Fussballfeld der Stadt.

1904 wurde im Demuttal das Eidgenössische Schützenfest abgehalten, Zeuge dieses Festes ist heute noch das Schützenhaus. Noch weit grössere Pläne wälzte 1920 der Architekt Rudolf Pfändler, erstellte er doch Pläne zur Ausrichtung einer Sommerolympiade.

Im Berneggwald zu finden: Belladonna, die Tollkirsche, eine Pflanze mit Tücken.

Alte Bäume und giftige Sträucher

Jetzt folgten wir dem Weg entlang des Bernegghügels auf der gegenüberliegenden Seite der Strasse. 100-jährige Buchen und Ahorne säumen die Waldränder.

Auf dem Weg finden wir auch einen grossen Tollkirschen-Strauch. Die glänzend-schwarzen Beeren des Nachtschattengewächses sind giftig. Als atropinhaltige Pflanze wird sie in der Medizin genutzt, findet aber als Droge auch heute noch (leichtsinnige) AbnehmerInnen. Ihr Saft wurde im Mittelalter und der Renaissance trotz erheblicher Nebenwirkungen als Schönheitsmittel verwendet, da er die Pupillen erweiterte und die Augen zum Glänzen brachte.

Der tiefste Punkt

Nun steigen wir ab zum tiefsten Punkt des Demuttals und realisieren, weshalb hinter der Gewerbe schule ein Damm als Hochwasserschutz errichtet wurde. Alles Wasser würde sonst die Teufener Strasse fluten und sich in den Bahntunnel ergiessen.

Am Teich betrachten wir das Amphibienleitwerk entlang der Demutstrasse, welches die Stadt 380’000 Franken gekostet hat. Verglichen mit den Ausgaben für den Strassenbau eine Kleinigkeit. Die Erdkröten, welche sich vier Jahre lang bis zu ihrer Geschlechtsreife im Wald aufhalten, haben so einen sicheren Zugang zu ihren Laichgewässern.

Die Düngerwiese wird langsam zur Blumenwiese

Betrachten wir die Magerwiesen, so realisieren wir, dass die Natur Zeit braucht, um aus der Düngerwiese eine Blumenwiese zu machen. Dass aber schon nach einem Jahr an den Feuchtstellen Rohrkolben wachsen, zeigt auch, wie schnell die Natur geeignete Lebensräume wieder mit den ursprünglichen Pflanzen besiedeln kann.

Zum Habichtskraut erzählt Robert Kull eine Geschichte, die kaum zu glauben ist: Habichte sollen sich bei nachlassender Sehschärfe Blüten der Pflanze in die Augen fallen lassen, um ihre Sehschärfe wiederherzustellen, daher komme auch der Name Habichtskraut. 

Als Ganzes ist die Renaturierung des Demuttals so gut gelungen, dass man das Gefühl hat, der Bach folge nur seinem natürlichen Lauf.

Bereits hat sich das Knabenkraut angesiedelt.

Robert Kull bedauert heute einzig, dass man bei der Planung nicht noch grosszügiger gedacht und das ganze Tal extensiver Nutzung zu geführt hat, also mit geringem Eingriff in den Naturhaushalt.

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