19.

3.07.2019

„Ich würde ihn wieder wählen, den Lehrerberuf“

Nach 32 Jahren Schuldienst tritt Barbara Steccanella in den Ruhestand - und mit ihr Ulla Kränzlin und Silvia Widmer.

Barbara Steccanella und ihr Lachen – das wird sicher nicht vergessen werden. Fotos: Erich Gmünder

Elisabeth Weber

«Ich würde ihn wieder wählen, den Lehrerberuf», das ist für Barbara Steccanella gar keine Frage. Nach 32 Jahren Schuldienst im Riethüsli bereitet sich die Lehrerin auf ihren Ruhestand vor. Doch statt über die Freuden der in Kürze geschenkten Zeit zu staunen, taucht Barbara Steccanella mit mir in ihre Passion ein, Menschen begleiten zu dürfen. Statt die Leidenschaft zu Finnland zu vertiefen und über die komplexe finnische Sprache zu fachsimpeln, die sie gerne noch besser beherrschen würde, tauschen wir uns über ihr Glück aus, junge Menschen in ihrem Lernprozess begleiten zu dürfen.

Denn Kinder, die am Morgen ins Klassenzimmer kommen, lachen, anwesend sind, sich mitteilen, das lasse ihr Herz auch heute noch so kurz vor ihrer Pensionierung höherschlagen. Es sind eben Kinder. Sie lacht. Barbara Steccanella liebt Kinder, egal welcher Altersstufen sie auch angehören. Alle habe sie im Laufe ihres 44 Jahre dauernden Schuldienstes unterrichtet. An der Stelle unterlässt sie es nicht, von ihrer aktuellen Klasse vorzuschwärmen, der guten Stimmung im Klassenzimmer, dem miteinander Lernen, der Dynamik ihres letzten Klassenverbandes. Eine Schoggiklasse halt.

Sie lächelt. Das ist stillles Glück, füge ich in Gedanken zu und frage sie, ob es überhaupt eine Klasse gegeben hat, die sich von ihr nicht hätte führen lassen. Wiederum Lachen. Sicher, da gab es auch schwierige Klassen. Aber die muss man halt nehmen wie sie sind. So einfach ist das. Schulkinder kann man nicht einfach verändern. Neben einer klaren und konsequenten Linie braucht es halt immer eine Portion Grosszügigkeit. Das fiel ihr manchmal leichter, manchmal war es herausfordernder. Gelungen ist es ihr immer.

Grosse Unterschiede zu früheren Schülergenerationen stellt sie nicht fest. Kinder sind in all den Jahren Kinder geblieben. Alle wollen lernen, da ist sie überzeugt. Oft gehe es eben lediglich darum, Kinder darin zu unterstützen, Möglichkeiten zu verbessern, lernen zu können.

Auf die Frage, was ihr geholfen habe, ihre Liebe zu dem Beruf des Schulmeisters zu halten, rollen wir eine lange Geschichte unzähliger Freundschaften auf. Barbara Steccanella hat in der Schule Freunde fürs Leben gefunden. Arbeitskolleginnen wurden zu Freundinnen. Teamgeist ist für ihr Selbstverständnis als Lehrerin sehr wichtig. Im Austausch wird immer wieder deutlich, dass die Schule nicht mit der Pausenglocke fertig ist, sondern sehr oft darüber hinausgeht, Eltern bei ihr anklopfen. Dann zeigen sich die Kindergeschichten in einem grösserem Familienzusammenhang.

Barbara hatte immer den Mut gehabt, hinzuhören und ansprechbar zu sein. Im Austausch mit ihr tauchen keine lästigen oder gar mühsamen Elternkontakte auf, stattdessen sind es Geschichten, die das Leben schrieb. Tröstliche, berührende Beziehungen, manchmal auch traurige und solche, die sie betroffen machten. Wir schweigen.

Lehrersein ist halt auch lebenslanges Lernen. Barbara Steccanella hat deshalb die Zusammenarbeit mit Praktikantinnen und Praktikanten gesucht. Sie sei im Lernprozess immer mitgegangen, habe sich inspirieren lassen von der Arbeit ihrer Kolleginnen und habe dadurch ihre eigene Praxis immer wieder überdenken können all die Jahre. Auch heute, kurz vor ihrer Pensionierung, kann sich Barbara Steccanella nicht vorstellen, unvorbereitet ins Schulzimmer zu kommen, 44 Jahren Erfahrung zum Trotz.

Bei aller Leidenschaft zum schulischen Alltag, den Barbara als Berufung erlebt hat und gestalten konnte, fällt auf, dass es doch noch etwas neben der Schule gibt, das wichtig ist. Ihr Zuhause. Ich habe ein Daheim, sagt sie. Einen Ort, wo sie sich zurückziehen kann nach einem Schultag. Der Ort, wo sie von ihrem Mann erwartet wird. Der Ort, wo sie auch mal allein sein darf, eintauchen kann in das Reich der Farben, das Werkeln im Garten oder die Zeit mit Hund und Katze. Und da ist natürlich die Musik. Barbara strahlt. Unweigerlich steigen wieder Erinnerungen aus ihrer Schuldienstzeit in ihr hoch. Es habe für sie nie Musikanfänger gegeben, lacht sie. Alle hätten in einem ihrer unzähligen Orchester mitspielen können. Niemand sei zu wenig gut gewesen. Zusammen mit Ivo, ihrem Mann, habe sie für alle Kinder und alle möglichen Instrumente immer wieder einen Platz gefunden. Wiederum werde ich Zeuge von gelebtem Glück. Und auch Barbara Steccanella weiss darum. Es muss ein Segen sein, so erfüllt aus einem erfüllenden Arbeitsalltag in den Ruhestand gehen zu dürfen. Und eines ist klar: In der gleichen klaren und verbundenen Art wird sie die Jahre, die da kommen, in Angriff nehmen.

Weitere Verabschiedungen der Primarschule Riethüsli

Ulla Kränzlin ist seit 1995 im Schulhaus Riethüsli tätig, anfänglich an einer 3./4. Doppelklasse, später immer an einer Doppelklasse 5./6. Kl. Als Lehrpersonenvertretung bzw. Vertretung aus dem Schulhaus war sie jahrelang Mitglied im Vorstand des Quartiervereins. Seit 2007 übte sie das Amt als Stellvertreterin des Schulleiters aus. Ihre umgängliche Art wurde im Team stets geschätzt. Sie schrieb auch gerne für die Quartierzeitung, aber auch den Quartalsbrief der Schule.

Silvia Widmer war seit Oktober 2000 im Schulhaus Riethüsli tätig, anfänglich als Stellvertretung, später als gewählte Handarbeitslehrerin, heute eher bekannt unter TTG – Lehrperson (TTG = Technisches und textiles Gestalten gemäss Lehrplan 21). Sie war immer sehr kreativ mit Gestalten von modernen Gegenständen. Jahrelang hatte sie auch beim neu aufgebauten Mittagstisch mitgeholfen als Betreuerin. 

75 Jahre Schuldienst im Riethüsli – Die Bilder von der Verabschiedung von Barbara Steccanella, Ulla Kränzlin und Silvia Widmer in der GALERIE

Kommentieren

Die Angaben "E-Mail-Adresse", "Adresse" und "PLZ/Ort" werden nicht veröffentlicht, sondern dienen zur eindeutigen Identifizierung der Urheberschaft. Bitte alle Felder ausfüllen.