6.

7.11.2019

Vom Riethüsli hinaus in die weite Welt

Auf den Spuren eines Verschollenen im Polareis - Jost Auf der Maur am 22. November zu Gast im NestPunkt.

Der Heimweh-Riethüsler und Mitarbeiter unserer Quartierzeitung,  Jost Auf der Maur ist am 22. November 2019 zu Gast im NestPunkt. Er erzählt von seiner Spurensuche im Polareis auf den Fersen des verschollenen Schweizer Polarforschers Xavier Mertz, von seinen Büchern und von seiner Jugend im Riethüsli. 

Fredi Hächler

Jost – wer? An der Nestweiherstrasse 6 aufgewachsen, erlebte er eine freie, wilde Zeit in unserem Quartier. Sein Vater war Architekt und plante 1951 die Überbauung an der Nestweiherstrasse.

1968 beschlossen dann die Eltern, es sei für Jost an der Zeit, ein seriöses Leben zu beginnen: Collegium Maria Hilf in Schwyz, anschliessend Studium und Journalistenschule. 1977 begann er als Praktikant beim Badener Tagblatt. Die nächsten Stationen waren die Basler-Zeitung, Weltwoche, Facts und die NZZ am Sonntag/Folio. 2009 wechselt er zur Schweizer Familie, wo er bis vor kurzem noch seine kulinarische Kolumne schrieb.

Jost ist verheiratet und lebt heute in Chur. Aber Jost war nicht nur der international ausgezeichnete Zeitungsreporter oder der Redaktor. Recherchieren und die Neugierde liessen ihn immer  wieder Themen aufgreifen, die zu Büchern wurden, und die unterschiedlicher nicht sein könnten. So heisst zum Beispiel ein Buch des Genussmenschen «Geschmack der Liebe»: Zwölf wahre Geschichten mit zwölf Rezepten. Und eine Buchbeschreibung dazu lautet: Viele Frauen, denen Jost Auf der Maur in seinem Leben begegnet ist, haben ihm unvergessliche Gerichte gekocht, zubereitet in glücklichen Stunden. Oder «Die Schweiz unter Tag», ein Buch über die verschiedensten, skurrilsten Untertagbauten in unserem Land.

«Söldner für Europa», ein 2011 erschienenes Buch dokumentiert das Söldnerwesen, von dem alle europäischen Kriegsherren profitierten. Jost Auf der Maurs Vorfahren betrieben 400 Jahre lang ein Militärunternehmen mit eigenen Kompanien und eigenen Söldnerführern.

Und wie kam er auf den Toten in der Antarktis? Jost entdeckte ein vergessenes Dossier im Staatsarchiv Basel über den ersten Schweizer in der Antarktis. Xavier Mertz (1882–1913), ein promovierter Jurist, exzellenter Skifahrer und Alpinist, bewarb sich beim australischen Südpolforscher Douglas Mawson für dessen Antarktis-Expedition (1911–1914). Es war eine der letzten grossen, klassischen Entdeckungsreisen der Polargeschichte, mit Dramen und Toten an einem der klimatisch extremsten Orte der Erde. Mawson zog mit Mertz und dem Engländer Belgrave Ninnis los, um wieder einen weiteren weissen Fleck des unendlich grossen Kontinents mit Schlitten und Hunden zu erschliessen. Nach mehreren hundert zurückgelegten Kilometern stürzte Ninnis samt Proviantschlitten in eine Gletscherspalte. Auf dem fluchtartigen Rückzug stirbt Mertz, krank und entkräftet. Mawson kann sich alleine über die restlichen rund 180 Kilometer zum Winterquartier retten.

Jost publiziert 2013 die Geschichte über Xavier Mertz mit den Originalbildern einer dramatischen Entdeckungsreise. Er wird vier Jahre später zur wissenschaftlichen Expedition an die Originalschauplätze eingeladen, das Fernsehen (3 SAT und SRF) dreht eine Dokumentation dazu. Im Herbst 2017, also im Sommer der Antarktis, startet das Unternehmen. Diese Ecke gilt wettermässig als einer der extremsten Orte unserer Erde mit Sturmwinden bis zu 300 km/h.

Tatsächlich muss dann der russische Eisbrecher tagelang gegen Stürme ankämpfen. Es fehlten noch 750 Meter bis zur Anlandung bei der noch existierenden Winterbehausung auf Cap Denison. Der Sturm und drohende Tafeleisberge zwingen das Schiff zur Rückkehr. Aber wie schrieb Ernest Shackleton 1909 an seine Frau, als er 178 km bei seiner Expedition vor dem Südpol um sein Leben und das seiner Männer zu retten, umkehren musste: «Du hast sicher lieber einen lebendigen Esel zurück, als einen toten Löwen im ewigen Eis.»

Ganz so dramatisch war es bei der Expedition von Jost wohl nicht, aber unsere Quartierzeitung hat weiterhin einen Sonderkorrespondenten, der von seinen Jugendstreichen im Riethüsli berichten wird.

Der Anlass im NestPunkt am 22. November beginnt um 18 Uhr mit einem Apéro mit Risotto. Um 19 Uhr der Talk mit Jost Auf der Maur, befragt von Erich Gmünder und Fredi Hächler. Dabei werden auch Ausschnitte aus dem Film von 3Sat über die versuchte Rekonstruktion der Polarexpedition des Jahres 1913 zu sehen sein.

Kommentieren

Die Angaben "E-Mail-Adresse", "Adresse" und "PLZ/Ort" werden nicht veröffentlicht, sondern dienen zur eindeutigen Identifizierung der Urheberschaft. Bitte alle Felder ausfüllen.