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18.03.2024

Podium zum Liebeggtunnel: Chance oder Stumpfsinn?

Pro/Kontra und Aktuelles zur Planung, organisiert vom Quartierverein Riethüsli.

Claudia Jakob, Text und Foto

Am Abend des 7. März 204 fand in der Aula der GBS eine lebhafte Podiumsdiskussion statt. Unter der Leitung von Hanspeter Trütsch wurde über den geplanten Liebeggtunnel debattiert. Auf der Bühne duellierten sich die beiden Parteien «Unser Lebensraum» und «Verein gegen den Autobahnanschluss im Güterbahnhof».

Eröffnet wurde der Abend durch das Klingeln des Glöckleins, welches Quartiervereinspräsidentin Gisela Bertoldo in der Hand hielt. Bevor die grosse Diskussion losging, informierte Pascal Hinder, Leiter Verkehrsplanung St.Gallen, über die aktuelle Situation, die Visionen des Bundes sowie die einzelnen Schritte. Er arbeitet seit acht Jahren an diesem Projekt und verfügt über ein umfassendes Wissen, welches er uns innert kürzester Zeit sehr anschaulich und komprimiert näherbrachte. Alle Informationen, welche am Abend präsentiert wurden, finden sich auch auf www.zubringer-gueterbahnhof.ch.

Für unser Quartier ist vor allem das Projekt «Zubringer Güterbahnhof» sehr wichtig. «Der Zubringer Güterbahnhof schafft eine unterirdische Verbindung zwischen der Stadt, der Region und der Autobahn. Damit entlastet der neue Anschluss nicht nur das städtische Verkehrsnetz, sondern auch die heute vom Durchgangsverkehr besonders betroffenen Quartiere. Der Zubringer Güterbahnhof setzt sich aus dem Tunnel Feldli, einem unterirdischen Kreisel, dem Tunnel Liebegg und den Anschlüssen an die Stadt zusammen.»

Zubringer Güterbahnhof

Nachdem alle auf den aktuellen Stand gebracht worden waren, übernahm Hanspeter Trütsch das Zepter. Während der nächsten Stunde leitete er mit Charme und Witz die Diskussion, wobei er es sich nicht nehmen liess, die eine oder andere Anekdote aus seinem Leben einzubringen. Für die Befürworter des Projektes standen Karin Bischoff und Hannes Kundert bereit, auf der Gegenseite diskutierten Markus Tofalo sowie Marco dal Molin.

Am Podium – Kontra: Markus Tofalo und Marco dal Molin, Pro: Hannes Kundert und Karin Bischoff, Moderation: Hanspeter Trütsch.

Himmel oder Hölle?
Während der Tunnel für die einen «der Himmel auf Erden» bedeuten könnte, führte die Gegenseite an, dass in der Stadt eine Hölle entstehen würde. 10 Jahre lang eine riesige Baustelle mit täglich 250 Lastwagen – und anschliessend der Verkehr, welcher nicht direkt vom Tunnel zum Autobahnanschluss in Richtung St. Margrethen fahren kann. Für das Riethüsli gäbe es eine Beruhigung, doch würde man das Problem nicht einfach weiter nach «unten» verlagern?

Gemeinsames Ziel, aber unterschiedliche Massnahmen
Die Diskussion war spannend anzuhören und regte an, sich über die eigene Meinung Gedanken zu machen. Während die beiden Parteien viele Streitpunkte hatten, spürte man auch eine Gemeinsamkeit heraus: Beide wollen eine Verlagerung des Individualverkehrs zugunsten von Velofahrer:innen und Fussgänger:innen, jedoch mit unterschiedlichen Mitteln. Während für «Unser Lebensraum» der Liebeggtunnel unbedingt kommen muss, damit das Quartier ruhiger wird und Entschleunigung stattfinden kann, fordert «der Verein gegen den Autobahnanschluss im Güterbahnhof» ein Umdenken der Menschen, denn ein neuer Tunnel generiere nur mehr Verkehr – das wollen wir doch alle nicht.

Publikumsmeldungen von Pförtneranlage bis Grill und Sonnenbräune
Nach der Podiumsdiskussion durfte das Publikum Fragen stellen, was rege genutzt wurde. So forderte ein Herr, dass doch die Pförtneranlage in Betrieb genommen werden solle, sie sei «tausendmal günstiger als der geplante Bau». In der nächsten Meldung meinte ein anderer Quartierbewohner, dass wir bei prognostizierten 70 Prozent weniger Verkehr nach dem Tunnelbau «den Grill auspacken und uns unsere Wampen bräunen könnten».

Weitere Anlässe ermöglichen
Das letzte Wort hatte Gisela Bertoldo, welche sich bei den Gästen bedankte und sich über das grosse Interesse freute. Es gilt dem Quartierverein für die Organisation zu danken. Der Quartierverein will solche Anlässe auch in Zukunft durchführen. Alle Bewohner:innen des Riethüsli sind eingeladen, seine Arbeit mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen.

Fazit des Podiums
Wer sich erhofft hat, dass in diesem Artikel die Antwort auf die grosse Tunnelfrage zu finden wäre, den oder die muss ich enttäuschen. Kam ich doch mit einer fixfertigen Meinung in den Saal, verliess ich ihn zwar gut informiert, jedoch auch etwas ratlos. Und den Blicken anderer Gäste nach zu urteilen glaube ich, es ging nicht nur mir so.


Das Podium wurde organisiert vom Quartierverein Riethüsli. Jetzt Mitglied werden und unsere Arbeit im Quartier unterstützen – für ein l(i)ebenswertes Riethüsli.

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