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29.04.2022

Grossbaustelle Riethüsli – Das Gesicht unseres Quartiers wird sich verändern

Schulhausneubau, Zentrumsentwicklung, GBS, Alterswohnen - an der der HV des Quartiervereins gab es Informationen aus erster Hand.

Die leidige Technik… Diakon und Stadtparlamentarier Daniel Bertoldo (links) und Stadtrat Buschor mit dem streikenden Funkmikrofon.

Bildbericht: Erich Gmünder

Mikrofone, die ihren Dienst versagen, eine schwarze Leinwand statt einer Powerpoint-Präsentation – dank der Improvisationskunst der Referenten kein Problem: Die rund 80 Besucherinnen und Besucher erhielten einen profunden Einblick in die Planungen, welche das Gesicht unseres Quartiers in den nächsten zehn Jahren fundamental verändern werden.

Stadtrat Markus Buschor hatte Powerpoint-Folien vorbereitet, um die verschiedenen Themen zu präsentieren, um die ihn Präsidentin Gisela Bertoldo gebeten hatte. Schliesslich verliess er sich auf das gesprochene Wort und streifte in einem Tour d’Horizon alle wichtigen Baustellen, welche das Quartier in den nächsten Jahren beschäftigen werden.

Schulhausneubau: Nach den Sommerferien geht es los

Angefangen beim Schulhausneubau, der nach den Sommerferien mit dem Rückbau der alten Schul- und Zivilschutzanlagen Nest 1 beginnt. In der letzten Woche vor den Schulferien wird das Schulhaus vorne an der Kante der Teufener Strasse gezügelt, alle Klassen werden in der jüngeren Schulanlage Nest 2 zusammengefasst. Während der Schulferien beginnt dann die Einrichtung des Installationsplatzes vor der ehemaligen Post und die Absperrung. Für die Schüler wird von der Im-Grund-Strasse ein Treppenaufgang erstellt, damit auch die Kinder vom östlichen Quartierteil sicheren Fusses ihr Schulhaus erreichen können. Diese Verbindung wird auch der Bevölkerung zur Verfügung stehen.

Danach beginnt der Rückbau mit allen Immissionen, wobei Stadtrat Buschor betonte, dass die Sicherheit der Schüler oberste Priorität habe. Betroffen sein wird insbesondere die Anwohnerschaft an der Im-Grund-Strasse, da der ganze Baustellenverkehr im Einbahnverkehr über sie abgewickelt wird. Diese Immissionen liessen sich nicht vermeiden; Buschor warb für Verständnis für die zusätzliche Belastung während der rund dreijährigen Bauphase bis zum Bezug des Schulhauses im Herbst 2025.

Zentrumsplanung: Das Quartier ins Boot holen

Noch in der Zukunft liegt die Neugestaltung des Quartierzentrums, konkret der beiden Geschäftsliegenschaften Schwyter und Folino. Während die Stadt hier mit dem Investorenwettbewerb zügig vorwärts machen wollte, verlangte das Quartier nach mehr Mitsprache, die ihm nun auch gewährt wird: An einem Workshop am 11. Mai – Anmeldeschluss ist morgen Samstag – sollen die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Sicht einbringen: „Ihr seid die Spezialisten, ihr kennt die Bedürfnisse des Quartiers am besten“, sagte Markus Buschor an der Versammlung. Das Quartier soll auch in der Jury des Projektwettbewerbes vertreten sein. Die Stadt wird die Grundstücke im Baurecht abgeben – „nur so haben wir Gewähr, dass die Überbauung wirklich unseren Anforderungen an Nachhaltigkeit entspricht“, so Buschor. 

GBS: Realisierung noch in weiter Ferne

Die Stadt ist auch involviert in die grösste Baustelle in unserem Quartier, die Sanierung und Erweiterung des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums GBS, wofür die Stimmbürgerinnen in einer kantonalen Volksabstimmung bereits 2019 einen Kredit von 111 Mio. Franken gesprochen haben. Dieses komplexe Vorhaben erfordert mehr Zeit – es dürfte noch Jahre dauern, bis die Bagger auffahren. Diesen Sommer soll mit dem Architekturwettbewerb gestartet werden. Vor 2029 sei nicht mit einem Abschluss der Bauarbeiten zu rechnen.

Dosieranlage: Verstetigung statt Stau

Vorwärts geht es auch bei der geplanten Dosieranlage in der Liebegg, die Entscheide sind gefallen, die Umsetzung soll noch dieses Jahr erfolgen. Stadtrat Buschor verspricht sich eine Verbesserung der Verkehrssituation für das Quartier und auch für den ÖV sprich die Buslinien 5 und 10. Der Stau wird ausserhalb der Wohnquartiere verlegt, dadurch werde eine Verstetigung erreicht. Die Autofahrer aus dem Appenzellerland würden dadurch nicht schneller in die Stadt gelangen, aber sie könnten sich auf eine verlässliche Dauer einstellen und die für Anwohner wie Verkehrsbenutzer lästigen Staus würden wegfallen. „Und ja, vielleicht überlegen sich die einen oder anderen Pendler ja, auf die Bahn oder das Velo umzusteigen“, sagte Buschor mit einem Augenzwinkern Richtung Appenzellerland.

Velo im Aufwind: Projekte für attraktive Routen durch unser Quartier

Was das Velofahren angeht, so winken auch hier Verbesserungen. Das Quartier ist ein wichtiger Teil der Radwegverbindung zwischen der Stadt und dem Appenzellerland. Hier sind Verbesserungen angedacht. So wird im Rahmen der Sanierung des Weiherweidbaches ein Radweg entlang des offengelegten Baches hinter den Häusern und Tankstellen, abseits des Verkehrs an der Teufener Strasse, geplant, mit einer Brücke über den Wattbach.

Aber auch bei einem alten Anliegen der Veloverbände soll es einen Schritt weitergehen: Das alte Trassee der Appenzeller Bahnen auf der Ruckhalde soll als Radweg genutzt werden. Hier hätten sich die Stadt und die Verbände auf eine provisorische Lösung geeinigt, welche aber der geplanten Wohnüberbauung auf der Ruckhalde nicht in die Quere kommen soll. Ein entsprechendes Projekt sei in Planung. Der Radweg soll im unteren Teil Richtung Installationsplatz des Ruckhaldetunnels geführt werden, und von dort auf die Oberstrasse gelangen.

Alterswohnen: Es kommt, aber nicht so schnell wie erhofft

Logiscasa-Präsident Hansruedi Laich, ohne Mikrofon – warb mit einem kleinen Werbegeschenk um Verständnis für die erneute Wartezeit beim Projekt Alterswohnen.

Letztes Jahr vollzog sich bei der Trägerschaft des sehnlichst erwarteten Projekts eine Änderung (86 Personen sind aktuell auf der Warteliste): Die christlichsoziale Wohnbaugenossenschaft CWG übergab das Projekt an die Wohnbaugenossenschaft St. Gallen, WBG. Und diese holte einen erfahrenen Partner ins Boot: Die Logiscasa, eine gemeinnützige Genossenschaft, die sich auf die Errichtung von altersgerechten Wohnungen spezialisiert hat. Deren Präsident, der Trogner Unternehmensberater und ehemalige Direktor von Swiss Ski und der Raiffeisenbank St. Gallen, Hansruedi Laich, warb um Verständnis für die Verzögerung. Durch den Wegfall des Spitex-Stützpunktes – infolge der Fusion der vier regionalen städtischen Spitex-Organisationen – werde der Wohnanteil steigen. Unter anderem deshalb müsse ein Korrektur-Baugesuch eingereicht werden, was nochmals Zeit erfordere.

Bis zu einem Jahr später als erhofft

Statt wie an der letzten HV versprochen noch diesen Frühling, würden die Bagger vermutlich erst im 1. Quartal 2023 auffahren, vorausgesetzt, es gibt keine Einsprachen. Die Bauzeit betrage zwei Jahre, so dass nach aktuellem Stand mit einem Bezug im Jahr 2025 gerechnet werden dürfe. Von betreutem Wohnen, wie ursprünglich angedacht, könne man nicht mehr reden, es werde es sich um altersgerechte Wohnungen handeln, die für alle Bevölkerungskreise erschwinglich sein sollen, sagte Laich im Interview mit dem Redaktor der Quartierzeitung. Auf Nachfrage aus dem Publikum präzisierte Laich, die Nettomiete für die kleineren 2,5-Zimmer-Wohnungen mit 50 Quadratmetern Wohnfläche solle im Bereich von 1000 Franken (ohne Nebenkosten) liegen, was auch noch innerhalb der Vorgaben der Ergänzungsleistungen liegen würde. 

Als Zückerchen, um die Wartezeit zu versüssen, brachte er ein kleines Geschenk mit: Einen 20-Franken-Gutschein für einen Besuch in der eben eröffneten Altersüberbauung Broggepark mit anschliessender Konsumation im Restaurant Dreischiibe. Hier könne man sich ein Bild machen, wie es später einmal im Riethüsli aussehen könnte. 

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