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4.04.2020

«Manchmal gibt es ja schon ganz witzige Situationen»

Schule und Arbeiten im Corona-Modus: Bei der Familie Bernet-Härdi arbeiten momentan alle von zu Hause aus.

Lou arbeitet viel am Computer, aber auch Bewegungsaufgaben stellt ihr die Schule. Fotos: AG

Alexandra Grüter-Axthammer

Am Mittwoch vor den Frühlingsferien, an einem fast normalen Schul- und Arbeitstag bei der fünfköpfigen Familie Bernet-Härdi zu Hause in der Oberhofstetten. Im Büro arbeitet Papa Andreas, der Familienhund Finn sitzt unter dem Tisch. Auf der Treppe ins Obergeschoss schläft die Katze und irgendwo rumort ein Meerschweinchen.

An der Wand beim Esstisch hängt eine Karte, daneben eine Liste von griechischen Städten. «In den Frühlingsferien planten wir eine Reise nach Griechenland», sagt Vreni Härdi. «Alle gemeinsam, die ganze Familie.» Etwas von vielen Dingen, die verschoben oder abgesagt werden, wie an anderen Orten auch.

Vreni Härdi und ihre Familie arrangieren sich mit der Situation. «Manchmal ist es etwas chaotisch, aber die Kinder sind sehr diszipliniert. Wenn sie aufstehen, ziehen sie sich an, als würden sie zur Schule gehen und machen ihre Arbeiten selbständig», sagt sie.

Vreni Härdi selber arbeitet am liebsten im Büro im Untergeschoss, das habe sie sich schon vor einigen Jahren eingerichtet, als sie noch von zu Hause aus arbeitete. Andreas arbeitet dann im Wohnzimmer. «Hier ist man natürlich nicht so ungestört.»

Auch Fitness wird getestet

Die älteste Tochter, Lou (18) besucht die Wirtschaftsmittelschule in St. Gallen und hat gerade Onlineunterricht. Etwa sieben Stunden pro Tag sei sie online oder arbeite für die Schule. Neben den üblichen Fächern erhält sie auch Anleitungen für Kraft- und Ausdauerübungen, aber auch eine Choreografie in Jumpstyle, einem modernen Tanzstil, muss sie üben. Wenn die Schule wieder stattfindet, werden die Fitness und die Choreografie der Schülerinnen und Schüler getestet.

Die erste Woche sei mega streng gewesen, sagt Lou. Es sei fast nicht möglich gewesen, alle Aufträge zu erfüllen. Mittlerweile habe sich das aber gut eingependelt und die Abläufe seien nun klarer.

Trotzdem finde sie es nicht so einfach, zu Hause Schule zu haben. «Alle sind zu Hause und es gibt keinen Unterschied zwischen dem Lernort und dem Schulort, das finde ich schwierig.» Aber sie sieht auch die Vorteile: «Der Schulweg fällt weg, so kann ich länger schlafen und muss nicht auf den Bus.»

Vorfreude auf den Schulalltag

Vor allem vermisst sie ihre Hobbys, Volleyball und Blauring/Jungwacht. Auf die Schule danach freut sie sich, allerdings weiss sie auch, dass der Morgen dann wieder hektischer wird, wenn sie früh aufstehen und auf den Bus gehen muss.

Ihre jüngere Schwester Franca besucht die Fachmittelschule für Pädagogik und Soziales. Die Sechzehnjährige ist bereits in die Sportkleider geschlüpft und gleich nach dem Frühstück geht’s los zum Joggen. Das stehe heute bei ihr auf dem Stundenplan. Sie spielt auch Handball und hält sich fit. Die Handballsaison ist abgesagt, leider gebe es deshalb auch keine Platzierung, keine Meisterschaft. Es sei so, als hätte diese Saison gar nie stattgefunden, das bedauert Franca sehr.

Max freut sich auf die schulfreie Zeit, aber er vermisst seine Gspänli.

Was bringen die Frühlingsferien?

Max ist der Jüngste im Haus und besucht die erste Oberstufe in der Blumenau. Er sitzt vor dem Computer und arbeitet an seinem Wochenplan. Rund vier Stunden pro Tag arbeitet er für die Schule. «Ich fände es cooler, wenn ich in der Schule lernen könnte», sagt er. Auf die Frühlingsferien freue er sich aber trotzdem, ein wenig auf jeden Fall. Die Vorstellung, freizuhaben, gefalle ihm. Da er aber nicht abmachen darf und auch die Familienferien ausfallen, sei es halt doch nicht so spannend. Mit der Familie bleibe dafür mehr Zeit, Neues habe er noch nicht so ausprobiert.

Mehr Zeit füreinander

Auch für die Eltern ist es ungewohnt, dass alle zu Hause arbeiten und wieder viel mehr Zeit miteinander verbracht werden kann. «Da alle Trainings der Kinder ausfallen, haben wir am Abend Zeit, gemeinsam Spiele zu spielen oder am Wochenende gehen wir alle mit dem Hund spazieren», sagt Vreni Härdi.

Sie freut sich, wenn alle wieder in die Schule können und an den gewohnten Arbeitsplatz. Obwohl: «Manchmal gibt es ja schon ganz witzige Situationen, etwa am Skype-Telefon. Wenn man mit jemandem telefoniert und plötzlich tauchen im Hintergrund des Gesprächspartner die Kinder auf und toben auf der Polstergruppe rum, oder der Hund spaziert herein», das sei halt auch sehr ungewohnt.

Die Karte von Griechenland bleibt erstmal an der Wand hängen. «Wir hoffen, dass wir die Reise im Herbst nachholen können.»

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