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20.06.2023

„Am Fussgängerstreifen stehen und zuschauen, wie der Bus abfährt“

Grosse Diskussion an der HV des Quartiervereins zu Verkehrsthemen.

Erich Gmünder, Text und Fotos

Der zweite Teil der Hauptversammlung entwickelte sich zu einer Art Bürgerforum zu den Verkehrsthemen im Quartier. Baudirektor Markus Buschor und Quartierpolizist Martin Wirz wurden auf verschiedene Themen angesprochen, bei denen eine gewisse Unzufriedenheit zu spüren war, was Quartiervereinspräsidentin Gisela Bertoldo zum Fazit veranlasste: „Das Verkehrsproblem im Riethüsli ist nicht gelöst, es hat noch Baustellen, wo es wichtig ist, dass man hinschaut.“

Grösstes Aufregerthema im Quartier ist der lichtsignalgesteuerte Fussgängerübergang beim Schwyter. Gisela Bertoldo erinnerte daran, dass es ursprünglich geheissen hatte, das Quartier resp. die Fussgänger würden hier  priorisiert. Nun habe man das Gefühl, der rollende Verkehr von allen Richtungen käme zuerst an die Reihe, und die Fussgänger müssten warten.

Dem abfahrenden Bus zusehen

Ärgerlich sei das vor allem, wenn man den Bus erreichen wolle: „Soll ich an der Ampel warten, bis es endlich Grün wird, und zuschauen, wie der Bus abfährt, oder laufe ich bei Rot durch?“, brachte sie ihr Dilemma unter Applaus des Publikums auf den Punkt. Markus Buschor versprach, sich um das Anliegen zu kümmern. „Von meinem Smartphone aus kann ich die Ampel nicht programmieren“, sagte er mit einem Schmunzeln, „aber ich darf davon ausgehen, dass die Fachleute im Tiefbauamt das in einer Gesamtabwägung so programmiert haben und vielleicht gibt es noch eine Möglichkeit, das zu optimieren.“ Möglicherweise könne mit der Pförtneranlage in der Liebegg die Situation verbessert werden.

Viel zu kurze Grünphase

Quartierpolizist Martin Wirz erzählte, dass er immer wieder Anfragen und Reklamationen von besorgten Eltern erhalte, dass die Fussgängerphasen viel zu kurz seien. „Die ganz Kleinen, die die rund 10 Meter breite Strasse nicht in der Zeit der Grünphase überqueren können, müssen dann mitten auf der Strasse auf der Insel warten, was sehr gefährlich ist.“ Er habe sich beim Tiefbauamt kundig gemacht, habe aber die technischen Ausführungen und Begründungen grösstenteils  selber nicht verstanden: „Viele Zahlen, Millisekunden, Sekunden und Meter, aussagen tut es nicht viel, jedenfalls für mich als Laien, aber soviel habe er verstanden: „Schlussendlich bleibt es so, wie es ist. Die Phasen werden nicht verändert“. 

Sein Fazit: „Es ist sicher so, dass der Verkehr bevorzugt wird, vor allem am Morgen und Abend.  Der Fussgänger wird bevorteilt. Es ist ein Problem, das man vermutlich erst mit der Pförtneranlage lösen kann.“ Die Polizei mache viele Kontrollen und schaue, dass die Kleinen sicher über Strasse kommen, auch er selber sei oft am Morgen dort und schaue, dass „die kleinen Leute rüberkommen.“

Leider habe er  auch schon Erwachsene beobachtet, die bei Rot über den Fussgängerstreifen gingen, obwohl er in Uniform daneben stehe, das sei schon „ein bisschen frech“. Da reagiere er natürlich. Als Erwachsener habe man eine gewisse Vorbildfunktion, vor allem den Kindern gegenüber, mahnte er.

Wenn sich der Stadtrat outet

Auch der Redaktor erinnerte daran, dass in der Anfangsphase versprochen worden sei, das Quartier zu priorisieren. Jetzt müsste man feststellen, dass dem nicht so sei und mit langen Wartezeiten gerechnet werden müsse. Es seien schon Stadträte gesehen worden, die bei Rot über den Fussgängerstreifen gelaufen seien…

Stadtrat Buschor nahm den Ball auf und outete sich. „De Erich hät sich nöd getraut, en Name z nenne. Da mueni jetz hüt obed biichte, bi de Grundstei-Legig, woni mi so gfeut ha, do bini zum Bus usgstiege, i bi jo Baumeisterssohn, i gsee die Baugrueb, i ha nuno Baugrueb gsee und mi gfreut, gar nömme realisiert, dass döt e Ample hät (grosses  Gelächter), i ha gstuunet, weromm dass die Auto nöd aahaltet…  – aber machet Sie’s bitte nöd no!“

Gisela Bertoldo ergänzte: „Es gibt auch Stadträte, die auf der Teufener Strasse abwärts auf dem Trottoir fahren.“ (Gelächter). Und doppelte nach: „Man sieht auch Polizisten, die den Ruckhaldenweg abwärts fahren.“ (nochmals Gelächter).

Unübersichtliche Situation für Autofahrer

Gefährlich sei auch, dass der zweite Fussgängerübergang für den Verkehr Richtung Teufen nicht durch eine Ampel gesichert sei. Oft würden dort Autofahrer halten, weil sie verunsichert seien und nicht mehr wüssten, dass sie Grün haben, und würden Kinder durchwinken, obwohl diese Rot hätten. Er habe das schon mehrmals erlebt, sagte ein Vater.

Martin Wirz bestätigte den Sachverhalt mit einem eigenen Erlebnis. Die Strecke zwischen dem ersten und zweiten Lichtsignal sei viel zu gross, so dass der Autofahrer vergesse, dass er grün gehabt habe. Vor allem Ausländer habe er schon beobachtet, die anhalten und Kinder durchlassen, und das führe zu wirklich gefährlichen Situationen. Aber momentan könne man das nicht ändern, sondern nur wie bereits erwähnt auf die Pförtneranlage warten.

Gefährliche Einmündung

Für Velofahrer sei bei grossem Verkehrsaufkommen auch die Einmündung des Radweg in die Teufener Strasse sehr gefährlich, sagte eine weitere Votantin. In solchen Fällen bleibe sie sicherheitshalber auf dem Trottoir. Martin Wirz empfahl, anzuhalten und zu warten, bis sich die Situation entschärfe. Er sei im Patrouillendienst selber oft mit dem Velo im Quartier unterwegs und kenne die Situation. „Darum appelliere ich an die Velofahrer, haltet euch als schwächere Verkehrsteilnehmer etwas zurück, auch wenn ihr Vortritt habt, schlussendlich habt ihr nichts davon, wenn ihr nachher im Spital liegt.“

Velofahrer nehmen Abkürzung

Ein Familiengärtner hat festgestellt, dass das „Narrenwegli“, der erwähnte steile Ruckhaldenweg, oft von Velofahrern als Abkürzung gebraucht wird, obwohl ein absolutes Fahrverbot gilt. Der Quartierpolizist nahm den Ball auf. Das Fahrverbot lasse sich kaum kontrollieren, die Strasse sei aber wirklich breit. Er fahre selber Velo.  Zudem seien jene, die dort runterfahren, meistens Anwohner. „Man muss einfach Rücksicht nehmen aufeinander, insbesondere, wenn man als Velofahrer durch ein Fahrverbot fährt.“

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